Hertha-Kolumne
Die Leihe von Arne Maier ist für Hertha BSC kein Ruhmesblatt
Unser Autor offenbart seine Gedanken zu Herthas Deadline Day.

Gebannt habe ich am Montag, dem letzten Tag der Transferperiode, auf die Aktivitäten der Hertha geschaut. Was sich dabei – und auch bei anderen Bundesligisten – abspielte, war verrückt. Profis wurden im Dutzend verliehen und ausgeliehen, gekauft und verkauft. Mit und ohne Rückkaufoptionen. Der Markt brodelte – aber erst im allerletzten Moment.
Es ist in der Branche bekannt, dass Hertha über eine gut gefüllte Kasse verfügt. Allerdings wurden die Millionen des Lars Windhorst natürlich nicht nur in Beine gesteckt, sondern auch für viele andere Bereiche verwendet, um den Klub zu modernisieren und für die Zukunft sicher aufzustellen. Dennoch: Hertha wurde seit Wochen beinahe an jedem Tag mit neuen, oft prominenten Spielern in Verbindung gebracht, etwa mit Mario Götze, Javi Martinez oder Julian Draxler. Für Cheftrainer Bruno Labbadia war das unrealistisch, und er wehrte sich gegen zu hohe Erwartungen.
Trotzdem: Mit den gewaltigen Investitionen im Rücken muss der Klub mit den gestiegenen Ansprüchen leben und kann sich nicht verstecken. Mit Platz neun oder zehn sollte man als Saisonziel – das nun, da das Team komplett ist, bald formuliert werden soll – nicht um die Ecke kommen.
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Am Montag fand das im letzten Moment aufgewühlte Markttreiben ein Ende. Hertha vermeldete keine Sensationen, wickelte drei Leihgeschäfte ab, kaufte mit Omar Alderete einen Nationalspieler aus Paraguay vom FC Basel und verkaufte den Niederländer Karim Rekik an den FC Sevilla. Die einjährige Ausleihe des angesichts zu geringer Einsatzzeiten permanent unzufriedenen Arne Maier, 21, zu Arminia Bielefeld sehe ich allerdings nicht als Ruhmesblatt für Hertha an, weil Maier, einst als das größte eigene Talent gepriesen, keinen Stammplatz fand. Neue Transfers um die 30 Millionen Euro wollte man nicht mitmachen, auch weil der Klub wegen der Auswirkungen der Pandemie Mindereinnahmen in zweistelliger Millionenhöhe verkraften muss. Zudem hatte man ja im Winter 77 Millionen in vier Profis gesteckt.
Herthas Verantwortliche bauten darauf, dass am Ende der Transferperiode die Preise fallen würden. Doch diese Annahme war ein Irrglaube. Im Gegenteil: Viele Vereine riefen extreme Ablösesummen auf und die wechselwilligen Profis selbst forderten horrende Gehälter – gerade bei einer solventen Hertha. Manager Preetz klagte: „Wir sind mitten in der Pandemie. Davon spürst du auf dem Transfermarkt nichts.“ Und Labbadia reagierte sauer: „Der Markt ist nicht mehr gesund.“ Da hat er absolut recht.
Das Fatale ist, trotz Krisen-Zeiten haben sich die Praktiken bei Transfers im Profifußball nicht verändert. Angesichts der wirtschaftliche Lage in vielen Ländern – auch in Deutschland – mit steigenden Arbeitslosenzahlen, Millionen Menschen in Kurzarbeit, noch bevorstehenden zahlreichen Firmenpleiten sind die Summen, um die es im Fußball geht, absurd und nicht mehr vermittelbar.
Michael Preetz versuchte nun, kurz vor Ultimo, mit Augenmaß zu handeln. Immerhin seit elf Jahren der Chefeinkäufer, hat er viel Erfahrung mit Last-Minute-Transfers gesammelt. 2009 holte er am 31. August, auch am letzten Tag, in Adrian Ramos, Florian Kringe und dem Brasilianer Cesar gleich drei Profis auf einen Schlag. Kostenpunkt für das neue Trio: 2,2 Millionen Euro. Peanuts im Jahr 2020.
Diese damals spektakuläre Aktion nimmt sich angesichts der hektischen Transfergeschäfte am Montag wie Pillepalle aus. Sie stammt aus einer anderen Welt – und aus Vor-Corona-Zeiten.
Am späten Dienstagabend zerschlugen sich Herthas Gedankenspiele, den 2014er Weltmeister Mario Götze zu verpflichten. Laut Sport-Bild wechselt er zum PSV Eindhoven. Schade eigentlich, ich hätte es als spannendes Experiment empfunden.