Marko Grujic ist nach dem Desaster gegen Köln entsetzt und hält sich vor Schreck den Mund zu.
Marko Grujic ist nach dem Desaster gegen Köln entsetzt und hält sich vor Schreck den Mund zu. Foto: contrastphoto

Wenn bei Hertha BSC nichts mehr läuft, geht der Präsident in die Kabine. Werner Gegenbauer fuhr gestern um 10.11 Uhr nach dem 0:5-Desaster gegen Köln aufs Hertha-Gelände und hielt eine kurze Ansprache an die Schlaffi-Profis. Die blau-weiße Krise ist wieder da – kopflos, ratlos, willenlos!

Gegenbauers Botschaft hörte sich im Kern so an: „Ruhe bewahren!“ Manager Michael Preetz hielt sich gestern lieber von der Mannschaft fern. Bei ihm sitzen der Schock und die Enttäuschung über die Nichtleistung der Profis noch tief. Trainer Alexander Nouri machte nur noch gute Miene zum miesen Spiel seiner Mannschaft.

Als er nach einem Gang im Nieselregen von der Kabine zum Presseraum vor die Journalisten trat, versuchte er, Lockerheit zu demonstrieren. „Moin, das schlechte Wetter heute passt zum Spiel gestern“, sagte er.

„Ich habe schlecht und unruhig geschlafen. Das haben aber wohl alle nach dieser Niederlage. Dafür die richtige Erklärung zu finden, ist schwer“, fuhr Nouri fort. „Wenn du 0:2 zurückliegst, glaube ich schon, dass etwas in dir arbeitet, wenn du nicht so gefestigt bist. Das ist aber auch etwas, was uns dann nicht passieren darf.“ Alles nur Kopfsache?

Michael Preetz hält an Alexander Nouri fest

Ja und nein! Frühe Rückstände können an die Nerven gehen, richtig! Doch mit einigen Köpfen stimmt generell etwas nicht. Keine Laufbereitschaft, kein Wille, keine Spielidee. Nouri hat sich auch bei der Aufstellung verzockt. Im Abstiegskampf zählt Mentalität, nicht Qualität. Er brachte die beiden formschwachen Mittelfeldspieler Marko Grujic und Arne Maier. Da pumpte das Herz des blau-weißen Spiels nur im Koma-Modus. Das übertrug sich auf das ganze Team.

Beim 2:1-Sieg in Paderborn spielten Kämpfer Per Skjelbred und in der zweiten Halbzeit der laufstarke Antreiber Vladimir Darida. Sie fehlten schlichtweg! Das muss sich Nouri ankreiden lassen. Muss der Notnagel-Coach, der für Jürgen Klinsmann nach dessen Amok-Abgang vor zwei Wochen übernahm, jetzt um seinen Job fürchten? „Da mache ich mir überhaupt keine Gedanken drüber“, so Nouri.

Muss er auch (noch) nicht. Preetz hält an ihm fest. Der Manager sieht die Hauptschuld bei den Spielern, bei denen einige wohl noch immer nicht begriffen haben, dass sie im Abstiegskampf stecken. Es herrscht bei Preetz nur noch das Prinzip Hoffnung. Irgendwie mit Nouri die Saison überstehen und dann einen Neuanfang mit Wunschkandidat Niko Kovac im Sommer. Hertha braucht für den Klassenerhalt mindestens noch drei Siege aus den restlichen elf Spielen.

Das gibt es aber nur, wenn jeder kämpft und rennt. Freitag in Düsseldorf werden Skjelbred und Darida wieder im Mittelfeld spielen.