Ex-Manager Fredi Bobic wurde bei Hertha BSC fristlos entlassen.
Ex-Manager Fredi Bobic wurde bei Hertha BSC fristlos entlassen. imago/Nordphoto/Engler

Der große Knall ist da! Hertha BSC hat dem gefeuerten Manager Fredi Bobic eine fristlose Kündigung wegen des RBB-Skandalinterviews zugeschickt. Damit könnte der Verein eine Million-Abfindung einsparen. Wahrscheinlich endet der Zoff mal wieder vor dem Arbeitsgericht. Kann Hertha da gewinnen? Der KURIER fragte zwei Spezialisten auf dem Gebiet Arbeitsrecht. Hier sprechen ein Top-Anwalt und ein Jura-Professor der Freien Universität über den Fall Bobic.

Noch mal zur Ausgangslage: Zunächst hatte sich Hertha BSC drei Stunden nach Abpfiff der 0:2-Derby-Pleite von Bobic getrennt. Es sollte ein Auflösungsvertrag mit einer Abfindung von rund einer Million Euro erfolgen. Doch zwei Tage später wurde das Skandalvideo bekannt, bei dem Bobic den RBB-Reporter Uri Zahavi (32) anraunzte: „Wenn du noch mal fragst, kriegst du eine gescheuert.“

Zahavi hatte zweimal wegen der Zukunft von Trainer Sandro Schwarz beim Krisen-Klub gefragt. Ist dann Bobics Wutausbruch ein vereinsschädigendes Verhalten oder gar eine Drohung gewesen, die ein Grund für die fristlose Kündigung sein können?

Da sind echte Experten gefragt, um es zu beantworten. Professor Felix Hartmann lehrt an der Freien Universität, promoviert hat er an der Harvard University in den USA. Er ist eine Koryphäe auf dem Gebiet Arbeitsrecht.

Hertha BSC: FU-Professor beurteilt das Bobic-Interview

FU-Professor Felix Hartmann schätzt die Erfolgschancen für Hertha BSC im Fall Fredi Bobic gering ein.
FU-Professor Felix Hartmann schätzt die Erfolgschancen für Hertha BSC im Fall Fredi Bobic gering ein. privat

Wie beurteilt er den Fall? Professor Hartmann hat es sich genau angeschaut: „Grundsätzlich ist es so, wenn man jemanden bedroht, dann kann es ein Grund zur fristlosen Kündigung sein. Doch in diesem Fall muss man die Situation genau beurteilen. Sie war aufgeladen nach dem verlorenen Derby. Im Fußball herrscht ein rauerer Umgangston. Das muss man in diesem Fall berücksichtigen und dann abwägen.“

Das heißt also, dass es sich um eine Ausnahmesituation gehandelt hat, die man so nicht als Drohung werten kann. Der Jura-Professor führt weiter aus: „Nach meiner Kenntnis hat auch der RBB die Sache auf sich beruhen lassen.“ Und was auch wichtig ist, was nach Veröffentlichung der Verbalentgleisung passiert ist. „Herr Bobic hat sich außerdem dafür entschuldigt“, erklärt Hartmann.

Sein Fazit: „Es ist immer schwierig, eine Prognose abzugeben, wie ein einzelner Richter dann entscheidet. Ich habe jedenfalls Zweifel, ob das als wichtiger Grund für eine außerordentliche Kündigung ausreicht.“

Bobic-Kündigung: Top-Anwalt sieht geringe Erfolgschancen für Hertha BSC 

Top-Anwalt Dr. Axel Görg hat Zweifel am Erfolg der fristlosen Kündigung von Fredi Bobic bei Hertha BSC.
Top-Anwalt Dr. Axel Görg hat Zweifel am Erfolg der fristlosen Kündigung von Fredi Bobic bei Hertha BSC. Privat

Das klingt nicht gut für Hertha, Bobic wird aller Voraussicht erfolgreich gegen die fristlose Kündigung mit seinem Anwalt klagen können. Der Meinung ist auch Rechtsanwalt Dr. Axel Görg von der Berliner Kanzlei Betz-Rakete-Dombek, die Top-Adresse der Stadt für Arbeitsrecht. Dr. Görg sagt es so: „In der Theorie kann man eine fristlose Kündigung aussprechen. Aber die Aussicht vor dem Arbeitsgericht auf Erfolg ist sehr gering.“ Zwei Juristen, eine Meinung. Das gibt es auch selten …

Vielleicht kommt es aber gar nicht zum Arbeitsgerichtstermin, wenn sich Hertha BSC und Bobic doch noch vorher einigen. Ein Kompromiss wäre, dass Bobic seine Abfindung bekommt, aber eine Geldstrafe wegen des Wutsatzes wirksam wird, die dann von der Abfindung abgezogen wird. Dann hätte Hertha wenigstens etwas Geld gespart …

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