Siehst du, Dodi, so haben wir eine Chance: Hertha-Trainer Pal Dardai (47) jubelt mit Stürmer Lukabkio nach dem 2:1-Sieg gegen Stuttgart. 
Siehst du, Dodi, so haben wir eine Chance: Hertha-Trainer Pal Dardai (47) jubelt mit Stürmer Lukabkio nach dem 2:1-Sieg gegen Stuttgart.  camera4+/imago

Er ist und bleibt ein Phänomen. Aus einer schier aussichtslosen Situation befreit Pal Dardai Hertha BSC. Der Ungar gibt Spielern, Fans, ja, allen Blau-Weißen mit seiner gewitzten Art mal wieder neue Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt. Dauerretter Dardai: Mit diesen Tricks hält Pal Hertha am Leben!

Es ist kaum zu Glauben, aber der Glaube ist zurück. Bei den Profis auf dem Rasen, die nach dem 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart mit weit aufgerissen Augen und breiter Brust vom Klassenerhalt sprechen. Bei den Fans in der S-Bahn, die beseelt und plötzlich voller Zuversicht auf die restlichen drei Saisonspiele blicken.

Ganz klar: Dardai hat die Stimmung bei Hertha BSC innerhalb von nur drei Wochen um 180 Grad gedreht.

Pal Dardais Motto wird für Hertha zum Mantra

Das Bemerkenswerte: Die Lage war und ist weiterhin prekärer als bei seinen ersten erfolgreichen beiden Einsätzen als Feuerwehrmann 2015 und 2021. Doch Dardai schafft es in die Köpfe seiner Spieler, der Fans und allen, die Hertha im Herzen haben, zu kommen.

Er ist und bleibt ein Schlitzohr: Hertha-Trainer Pal Dardai. 
Er ist und bleibt ein Schlitzohr: Hertha-Trainer Pal Dardai.  Pressefoto Baumann/imago

Die Frage ist nur: Wie macht Dardai das? Die Klub-Legende, schon immer ein Freund von Psychokniffs, greift für die dritte Rettung diesmal ganz tief in seine Trickkiste.

Nach seiner Ansage „vier Spiele, vier Siege“, schenkte ihm Fußballdeutschland nur ein müdes Lächeln. Eine Trümmertruppe, die zuvor aus 30 Spielen lächerliche fünf Siege holte, soll nun zum Saisonende alle vier restlichen Spiele gewinnen? 

Hertha wird gegen Stuttgart von den Zuschauern getragen

Doch Dardais Motto wird zum blau-weißen Mantra, zu vier heiligen Wörtern, die jeder Blau-Weiße in Berlin verinnerlicht und ganz egal zu welcher Uhrzeit gebetsmühleartig wiederholt.

Herthas Cheftrainer Pal Dardai (47) hält an seinem Motto fest und macht seinen Spielern weiter Dampf. 
Herthas Cheftrainer Pal Dardai (47) hält an seinem Motto fest und macht seinen Spielern weiter Dampf.  Matthias Koch/imago

Was das bewirken kann, sah man über 90 Minuten im Stadion gegen Stuttgart. Hertha wurde von den Zuschauern getragen. Dardai sagt es so: „Das ganze Stadion hat die letzten fünf Minuten die Arschbacken zusammengekniffen und die Daumen gedrückt. Und das haben wir auch gespürt.“ 

Bereits abgestiegen? Hertha BSC will es allen zeigen

Doch Dardai haucht vor allem seinen Spielern mit seinen flotten Sprüchen neuen Mut ein. Florian Niederlechner: „Der Trainer hat gesagt: ‚Jungs, kackt euch nicht in die Hosen! Geht raus und spielt Fußball. Wir haben nichts zu verlieren.” Maximilian Mittelstädt: „Fast ganz Fußball-Deutschland hat uns schon abgeschrieben, doch wir haben ein Zeichen gesetzt! Wir leben noch. Mit uns ist noch zu rechnen.“

Dabei schärft Dardai die Sinne, in dem er Lob und Tadel verteilt: „In der Kabine ist der Teamgeist vorhanden, alle sind nett zueinander. Aber auf dem Platz gab es bisher kaum Teamgeist, deshalb gab es so wenige Punkte.“ Rums! Gleichzeitig sagt Dardai: „Sie arbeiten wie die Engelchen“.

Pal Dardai lenkt bei Hertha BSC den Fokus auf sich

Nach dem Stuttgart-Sieg hört sich dann so an: „Jeder hat zuvor gekämpft, aber nicht gemeinsam. Du kannst einen Schrank allein oder mit 15 Kumpels aufbauen. Entweder er ist in zehn Minuten fertig oder der ganze Tag ist im Arsch.“

Dabei lenkt Herthas Rekordspieler immer wieder den Fokus gewollt, manchmal auch ganz ungewollt, auf seine Person. Ob er Stuttgart unter der Woche beim Pokalspiel gegen Frankfurt beobachtet habe? Dardai: „Ich habe Weinschorle getrunken, meine Zigarre geraucht und gebadet. Danach habe ich die erste Halbzeit geguckt und bin schlafen gegangen. Wir haben ja ein Scouting-Programm, da kann man alles nachschauen.“

Pal Dardai warnt Hertha-Spieler und schärft so deren Sinne

Auf die Frage, welcher Spieler sich gegen Stuttgart verletzt hat, erklärt Dardai nach dem Spiel mit einem verschmitzten Lächeln: „Das muss ich morgen beantworten. Ich habe schon ein Bier getrunken. Ich habe die ganzen Sachen vergessen.“

Am Sonntag ist Herthas Cheftrainer, der von Fans vor dem Training mit Applaus begrüßt wurde, schon wieder im Dardai-Modus. Auf die Frage, ob die Hoffnung zurück ist, erklärt Dardai voller Selbstvertrauen: „Ich mag das Wort nicht, weil wir alles in der eigenen Hand haben. Gewinnen wir unsere Spiele, schaffen wir den Klassenerhalt.“

Zugleich warnt er seine Spieler vor dem Spiel in Köln (Freitag, 20.30 Uhr) und schärft so deren Sinne: „Aber zu viel Lob bringt in unserer Situation nichts. Ich bin stolz, aber es reicht noch nicht.“ Also lautet das neue Motto nun: Drei Spiele, drei Siege? „Nein“, sagt Dardai vehement und erklärt: „Vier Spiele, vier Siege. Das klingt besser.“ Es wird ihm kein Herthaner widersprechen.

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