„Das übelste Beispiel“: Union-Boss Zingler kritisiert Hertha scharf
Gemeinsam mit DFL-Vize Aki Watzke wirbt der Präsident des 1. FC Union für den Einstieg von Investoren. Hertha BSC sei allerdings kein Vorbild.

Bei Hertha BSC brennt nach dem 2:5 im Abstiegskrimi auf Schalke der Baum. Doch nicht nur sportlich läuft es seit Jahren im Westend nicht rund. Der Klub stand auch finanziell vor dem Kollaps – trotz der 375 Millionen Euro von Ex-Geldgeber Lars Windhorst. Nach dem Einstieg des dritten Investors innerhalb von zehn Jahren, kritisiert Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union, Hertha BSC nun scharf.
„Wir haben bei uns in Berlin leider das übelste Beispiel vor der Haustür, was Investoren im deutschen Fußball betrifft“, erklärt Zingler in einem Doppelinterview mit BVB-Boss Hans-Joachim Watzke (63) der Welt am Sonntag. Der Präsident des 1. FC Union weiter: „Das macht das ganze Thema insofern kaputt, weil es zeigt, wie es eigentlich nicht laufen sollte. Fußball wird dort zur Handelsware.“
Union-Boss Dirk Zingler kritisiert Hertha BSC scharf
Zur Erinnerung: Nach dem Einstieg von Finanzinvestor KKR 2014, sprang Windhorst Hertha BSC 2019 zur Seite, im März diesen Jahres stieg 777 Partners als neuer Investor ein. Das amerikanische Unternehmen will 100 Millionen Euro investieren und soll sich deutlich mehr Mitspracherecht zugesichert haben als Windhorst – auch weil Hertha finanziell mit dem Rücken zur Wand steht.

Grundsätzlich verteidigt Zingler Investoren im Fußball. Der 1. FC Union wurde 1998 von Michael Kölmel, dem Pionier unter den Fußball-Geldgebern, gerettet. Seit seinem Einstieg 1998 und seinem ursprünglichen Darlehen über 15 Millionen Mark rettete Kölmel die Köpenicker mehrfach vor der Insolvenz. Während Union in den Folgejahren immer mehr in Richtung Bundesliga schielte, trat Kölmel eher als Mahner auf – auch weil er mittlerweile längst selbst Union-Fan geworden war.
Bundesliga plant Investoren-Einstieg – Fans sauer
Nun macht sich Zingler gemeinsam mit Watzke, der auch Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ist, für den Einstieg eines Investors bei der DFL stark. Geplant ist eine Minderheitsbeteiligung, die der Liga durch den Verkauf eines Teils der Medienrechte Milliardeneinnahmen bescheren soll.
Ein Investor würde ein Recht erwerben, das nach 20 Jahren wieder erlösche, erklärte Watzke. Der BVB-Boss weiter: „Der bekäme ja nicht einmal eine Gegenleistung von Dauer.“
Die Fans sind dagegen alles andere als entzückt, protestierten am vergangenen Spieltag bundesweit gegen einen Investor in der Liga. Viele befürchten den (weiteren) Ausverkauf des Fußballs und eine (weitere) Zerstückelung des Spieltags aufgrund der abgetretenen Medienrechte. Zingler und Watzke gestehen ein, dass die Pläne bisher nicht optimal kommuniziert wurden.
Watzke und Zingler malen düsteres Bundesliga-Bild

Beide Bosse sehen die Gefahr, dass die Bundesliga im Vergleich zu anderen Ligen abgehängt wird. Watzke: „Wer fordert, Stars wie Haaland zu kaufen und zu halten, der muss auch wissen, dass dann zwangsläufig die Erlöse gesteigert werden müssten und dies wahrscheinlich auch eine deutliche Erhöhung – unter anderem – der Eintrittspreise nach sich ziehen würde.“
Watzke weiter: „Alles würde viel, viel teurer für die Fans. Es geht natürlich nicht, internationale Topstars zu halten oder zu kaufen und gleichzeitig die Stehplatzkarte nur acht Euro kosten zu lassen.“