Der Gewinner in der Krise

Darum spielt Herthas Marton Dardai (19) schon so abgezockt

Dortmunds Wunderstürmer Erling Haaland meldete er ab und Trainer Pal Dardai sagt: „Er spielt wie ein 30-Jähriger!“

Teilen
Marton Dardai behielt auch in Dortmund gegen Jude Bellingham und Erling Haaland die Übersicht.
Marton Dardai behielt auch in Dortmund gegen Jude Bellingham und Erling Haaland die Übersicht.dpa

Hertha BSC steckt tief in der Krise und steht auf Relegationsplatz 16. Doch es gibt bei den blau-weißen Verlierern einen großen Gewinner – Verteidiger Marton Dardai (19). Er spielt schon abgezockt wie früher sein Vater. Darüber darf sich Pal Dardai heute an seinem 45. Geburtstag trotz aller Sorgen mal richtig freuen.

Der Sohn des Trainers (den Begriff „Trainersohn“ mag Pal Dardai überhaupt nicht) ist seit vier Partien Stammspieler. Weil er einfach gut ist und Topleistungen bringt. Dortmunds Wunderstürmer Erling Haaland (19 Saisontore) wurde beim 0:2 abgemeldet. Es war ein Hauptverdienst des Innenverteidigers, der den Norweger die meiste Zeit bewachte. Doch die knallharte Manndeckung ist nur eine Qualität des deutschen U19-Nationalspielers.

Um nicht den minimalsten Verdacht der familiären Bevorzugung aufkommen zu lassen, spricht Trainer Dardai nur über den Spieler Marton Dardai und sagt kein einziges Mal „Sohn“. Und so hört sich das dann an: „Marton Dardai ist erst 19 Jahre alt, aber spielt schon wie ein 30-Jähriger.“ Der Junge kennt überhaupt keine Nerven, er spielt abgeklärt, als ob er schon Jahre in der Bundesliga dabei ist.

Richtige Laufwege, viel Übersicht und eine besondere Qualität, die ein moderner Innenverteidiger haben muss: Er kann das Spiel von hinten heraus aus mit sehr genauen Pässen eröffnen. „Marton Dardai hat eine Waffe im linken Fuß. Er schlägt lange Bälle und die kommen beim Mitspieler auch an“, erklärt Dardai Senior.

Dann erzählt der Trainer aus der Jugendzeit seines Sohnes. „Da haben sie ihn sogar als Verteidiger auf dem Kleinfeld zugestellt, damit er keine Pässe schlägt. Ich bin dann zum gegnerischen Trainer gegangen und habe gesagt, dass Fußball so keinen Spaß bringt. Die Antwort war nur: Aber warum sollen wir es anders machen? Wir haben doch sonst keine Chance.“

Marton hat schon früh gelernt, sich durchzusetzen. Vielleicht war das die beste Schule, um jetzt auf engstem Raum in Bedrängnis trotzdem die Übersicht zu behalten. Leicht war der Sprung zu den Profis für ihn nicht. Pal Dardai kennt das aus eigenem Erleben: „Ich war selbst Sohn eines Trainers, die haben es doppelt schwer, weil der Vater immer kritischer ist.“

Nicht nur das: Wegen der Corona-Pandemie konnte Marton nur einen kurzen Schnupperkurs im Männerfußball machen in Herthas U23-Team. Das kickt in der Regionalliga, die aber wegen der Virus-Krise den Spielbetrieb einstellen musste. Also gab der 1,88-m-Schlaks Vollgas beim Profi-Training und wurde im Oktober schon von Ex-Trainer Bruno Labbadia belohnt, der ihn zweimal in der Bundesliga spielen ließ.

Jetzt hat Marton den nächsten Karrieresprung geschafft – und das ziemlich unaufgeregt und cool.