Herthas Pal Dardai (r.) und Sportdirektor Arne Friedrich mit Handschlag nach dem 3:0 gegen Freiburg.
Herthas Pal Dardai (r.) und Sportdirektor Arne Friedrich mit Handschlag nach dem 3:0 gegen Freiburg. Foto: AFP

So etwas gab es in der Bundesliga noch nie! Herthas Pal Dardai tauscht neun Spieler aus und triumphiert beim 3:0 gegen den SC Freiburg auf ganzer Linie. So rotiert der Ungar einen Trainerwechsel für die neue Saison ins Abseits!

Dank des starken Dreiers gegen die Breisgauer wird der Klassenerhalt immer realistischer. Die Blau-Weißen hievten sich von Platz 17 auf Rang 14 und haben noch das Nachholspiel am Mittwoch gegen Absteiger Schalke. Folgt schon Sonntag der nächste Heimsieg gegen Bielefeld ist das schon die halbe Miete. Herthas Fans würden dann wohl nicht mehr verstehen, wenn ihr Publikumsliebling und Retter wieder weichen müsste.

Trainer kann Vertragsklausel sogar noch überbieten

Es gibt zwar diese Knallhart-Vertragsklausel, die besagt, dass Dardai 24 Punkte holen muss, damit sich der Vertrag automatisch verlängert. Doch das heißt nicht, dass bei Nichterreichen der Coach gehen muss. Außerdem: Dardai kann noch immer 24 Zähler erreichen. Er holte bisher 13 Punkte, gewinnt er alle restlichen vier Spiele, sind es 25 Punkte.

Doch viel entscheidender sind die Qualitäten des Trainers. Er hat den Kader bei Amtsantritt genau analysiert und traute den Ersatzspielern im Neuner-Pack zu, dass sie gegen Freiburg gewinnen können. „Wenn das schiefgegangen wäre, hätten alle gelacht. Aber ich habe die Eier dafür. Ich hatte das Gefühl, das Gespür“, sagt der Ungar mit etwas Stolz.

Guter Instinkt und Risikobereitschaft, Dardai lag goldrichtig. Das war sein Meisterstück. Die einzelnen Spieler werden bei ihm dazu noch besser. Beispiel gefällig? Nemanja Radonjic bereitete das Tor von Peter Pekarik vor und traf danach auch noch selbst mit viel Selbstvertrauen und Mumm.

Dardai hat den Teamgeist geweckt

Doch der beste Effekt bei Dardais Mega-Rotation ist, dass alle Profi mitgezogen haben. Der Haufen von Individualisten war zwei Wochen auch noch wegen der Corona-Quarantäne in häuslicher Isolation. Der Coach hat es in diesen Tagen trotzdem geschafft, dass alle im Abstiegskampf zusammenhalten. „Hier ist in den letzten Wochen etwas passiert. Es hat sich ein guter Teamgeist entwickelt. Man merkt es an der Energie“, erklärt Sportdirektor Arne Friedrich.

Darüber ist der ewige Herthaner Dardai besonders glücklich: „Langsam verstehen die Jungs, was ein Team ist und dass es schön ist, Teil der Familie von Hertha BSC zu sein. So, wie die Ersatzspieler auf der Tribüne gegen Freiburg mitgemacht haben, da kriegt man Gänsehaut.“

In Dardai ist die große Lust geweckt. Er will etwas mit dieser Mannschaft aufbauen. Jetzt muss „nur“ der Klassenerhalt erstmal her und dann ein vernünftiger Vertrag …