Augen auf bei der Investor-Wahl: Ausgerechnet Union zeigt Hertha, wie es geht
Während im Westend das Verhältnis zwischen Hertha BSC und Lars Windhorst nach nur drei Spielzeiten zerrüttet ist, arbeiten die Eisernen seit 24 Jahren mit Geldgeber Michael Kölmel erfolgreich zusammen.

Hertha BSC zofft sich mit 374-Millionen-Geldgeber Lars Windhorst. Das bislang gescheiterte Engagement reiht sich ein in eine Liste von missglückten Investoren-Versuchen im Fußball in Deutschland. Dass es durchaus auch anders geht, macht ausgerechnet Union Hertha vor.
Sie locken mit dem großen Geld und der Aussicht auf schnellen sportlichen Erfolg (Stichwort: Big-City-Club und Champions League): Auch im deutschen Fußball suchen Investoren trotz der weiterhin existierenden 50+1-Regel immer wieder ihr Glück.
Windhorst bereut sein Investment, bezeichnete sein Engagement bei Hertha BSC jüngst als Fehler. Auch andere Unternehmer machten in der Vergangenheit lange Gesichter: Klaus-Michael Kühne (Hamburger SV), Martin Kind (Hannover 96), Hasan Ismaik (1860 München) und Alex Zheng (Viktoria Berlin). Einzige Ausnahmen sind Dietmar Hopp (TSG Hoffenheim) und Dietrich Mateschitz (RB Leipzig), die bewiesen haben, dass sich Erfolg im Fußball eben doch kaufen lässt.
Michael Kölmel war ein Pionier unter den Investoren
Der Pionier unter den Fußball-Geldgebern war allerdings Michael Kölmel. Der heute 68 Jahre alte Unternehmer wurde in den 1990er-Jahren berühmt. Insgesamt 12 Traditionsvereine, darunter der 1. FC Union verknüpften damals ihr Heil mit Kölmels Kinowelt Medien AG. Die klammen Klubs kassierten Millionen. Im Gegenzug gaben sie ihre Vermarktungsrechte ab.

Wie Windhorst spekulierte Kölmel bereits damals auf das rasante Wachstum der Branche, insbesondere beim TV-Geld – und verzockte sich. Die meisten Vereine investierten sein Geld statt in die Mannschaft lieber in die Infrastruktur, bauten Stadien oder vor allem – wie Hertha mit den Windhorst-Millionen – Schulden ab.
Michael Kölmel und Union: Eine besondere Beziehung
Während Kölmel sich mit manchen Klubs zoffte, zu den Eisernen fühlte er sich besonders hingezogen. Seit seinem Einstieg 1998 und seinem ursprünglichen Darlehen über 15 Mio. Mark rettete Kölmel die Köpenicker mehrfach vor der Insolvenz. Während Union in den Folgejahren immer mehr in Richtung Bundesliga schielte, trat Kölmel eher als Mahner auf – auch weil er mittlerweile längst selbst Union-Fan geworden war.

Bis heute genießt er bei den Köpenickern den Ruf des Retters, auch weil er sich bei der Rückzahlung des Darlehens äußerst kulant zeigte und stets die „emotionale Beziehung“ betonte. Die zehn Mio. Euro, die Union ihm eigentlich schuldet, sind seit langem mit einem Rangrückritt versehen. Bedeutet: Kölmel verzichtet erstmal auf eine Rückzahlung.
Michael Kölmel initiierte Union-Hymne
Dabei fungiert er von Beginn an nicht nur als Schuldenbegleicher, sondern komponierte die eiserne Kult-Hymne mit einem Keyboarder und einem Bassisten gleich mit. Kölmel: „Ich habe das Lied initiiert und auch Nina Hagen gefragt, ob sie es singt. Ich habe nie gedacht, dass dies mal die Hymne wird.“
24 Jahre später ist der Investor immer noch dabei, jubelt über den eisernen Erfolg und profitiert natürlich auch von Unions immer weiter steigenden TV-Einnahmen. Kölmel: „Durch die Bundesliga und die Erhöhung der Fernseh-Erlöse ist es gut. Einen Teil habe ich als Darlehen für das Stadion gegeben.“
Windhorst will Hertha-Präsident Gegenbauer stürzen
In der Öffentlichkeit hält sich Kölmel zurück. Man spricht miteinander statt übereinander, sodass sich Union-Präsident Dirk Zingler (56) über einen zuverlässigen Partner freut: „Wir haben in den letzten Jahren permanent unsere Vertragsverhältnisse angepasst. Das belastet uns gar nicht mehr. Alle Vereinbarungen mit Herrn Kölmel sind äußerst positiv für uns und für ihn.“

Vielleicht wird Windhorsts Hertha-Einstieg ja auch noch ein Erfolg. Dazu muss die öffentliche Schlammschlacht schleunigst beendet werden. Eine Möglichkeit bietet der blau-weiße Showdown auf der Mitgliederversammlung Ende Mai. Windhorst hofft auf die Mitglieder und deren Abwahl von Präsident Werner Gegenbauer (Dreiviertelmehrheit nötig).
Und wer weiß, was passiert, wenn Windhorst das gelingt. Vielleicht singt er ja bald ein Duett mit Frank Zander ...
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