Auf den Spuren von Luis Suárez: Mit Uru-Star Agu Rogel hat Hertha BSC auf jeden Fall Biss
Der 24-jährige ist der erste Spieler aus Uruguay, der seit 1963 für Hertha das Blau-weiße Trikot trägt und dabei helfen soll, Herthas wackeliger Abwehr Halt zu geben.

Als Hertha am 31. August die Verpflichtung des Innenverteidigers Agustin Rogel, einem Profi aus Uruguay, vermeldete, war ich skeptisch und dachte: Warum wieder ein Kicker aus dem fernen Südamerika, der sicherlich eine lange Eingewöhnungsphase benötigt und die deutsche Sprache nicht beherrscht?
Was soll diesen Spieler so besonders machen, dass ihn Sportchef Fredi Bobic, der Rogel vor Ort beobachtet hatte, für rund 700.000 Euro aus dem laufenden Vertrag bei Estudiantes de La Plata herauskaufte? Auf jeden Fall besitzt die 1,91 -Meter große „Abwehrkante“ ein Alleinstellungsmerkmal. Der 24-jährige ist der erste Spieler aus Uruguay, der seit 1963 für Hertha das Blau-weiße Trikot in der Bundesliga trägt. Die Berliner haben damit bislang Profis aus 59 Ländern in der ersten Liga beschäftigt.
Herthas Agustin Rogel: Hart, aber fair

Rogel ist allerdings nicht der erste Uruguayer in der Bundesliga. Einige seiner Landsleute bereicherten bereits die deutsche Eliteklasse. Der berühmte Horacio Troche (Alemannia Aachen), Ruben Sosa (Borussia Dortmund) oder die Schalker Gustavo Varela, Dario Rodriguez und Rodrigo Salazar gehören in diese Riege.
Meine Skepsis gegenüber dem Zugang mit dem klangvollen Namen Agustin Maximiliano Rogel Paita, in Berlin kurz „Agu“ gerufen, hat noch einen anderen Grund. Seit meiner Jugend bin ich ein Bewunderer des brasilianischen Fußballs, habe den großen Pelé verehrt, den ich später als Journalist sogar einmal kurz sprechen konnte. Da die Fußballer aus Uruguay neben Argentinien zu den Erzrivalen der Brasilianer gehören, fanden sie nie meine Sympathie. Hinzu kommt das Image der „Urus“, die für ihre oft beinharte und auch wiederholt unfaire Gangart bekannt geworden waren. Krasse Beispiele gibt es einige.
Agustin Rogels Landsmann Suarez wurde als „Beißer“ berühmt
Als junger Mann war für mich der Kapitän der Nationalelf („La Celeste“) Horacio Troche, der Inbegriff des unfairen Spielers aus dem kleinen Land am Rio de la Plata. Bei der Weltmeisterschaft 1966 in England, die ich gebannt am Fernseher verfolgte, rammte Troche im Viertelfinale gegen Deutschland dem Dortmunder Stürmer Lothar Emmerich sein Knie in den Magen und flog mit Rot vom Platz. Als er den Rasen verließ, verpasste er Uwe Seeler eine schallende Ohrfeige.
Auch über 50 Jahre später sorgte ein Weltklasse-Spieler aus Uruguay für Aussetzer in Sachen Fairplay: Stürmerstar Luis Suarez. Bei der WM 2010 in Südafrika verhinderte er in der letzten Minute der Verlängerung im Viertelfinale gegen Ghana (mit Kevin-Prince Boateng) einen Treffer mit absichtlichem Handspiel auf der Linie und sah die Rote Karte. Den Strafstoß verschoss Ghana und unterlag im anschließenden Elfmeterschießen den Uruguayern. Suarez nannte sein Handspiel süffisant die „beste Torwartparade der WM“. Später wurde er als der „Beißer“ berühmt-berüchtigt, weil er mehrmals Gegenspielern in die Schulter gebissen hatte! Unglaublich!
Agustin Rogel feiert starkes Hertha-Debüt
So genug der Geschichten, mit denen Herthas neuer Abwehrmann Rogel nichts zu tun hat. Dennoch war ich sehr gespannt, ob er das Image der Uruguayer auf dem Platz bedienen wird. Meine erste Antwort: Ja und nein. Der Zugang gab sein starkes Debüt in der zweiten Halbzeit beim 1:1 gegen Hoffenheim und stand jüngst beim 2:2 gegen Freiburg zum ersten Mal in der Startelf.
Überrascht von seiner Spielweise war ich nicht. Rogel agierte kompromisslos und fügte sich überraschend schnell in den Abwehrverbund ein. Er holte sich seine erste Gelbe Karte nach einem Foul ab, unfair spielte er aber nicht. Chefcoach Sandro Schwarz baut beim Liga-Neuling auf „Wucht, Aggressivität und Körpergröße bei Standardsituationen“.
Rogel selbst liebäugelt durchaus noch mit der WM in Katar. Im September gab er beim Spiel gegen den Iran sein Debüt in der „Celeste“ und stand zusammen mit dem „Beißer“ Suarez auf dem Platz. Ich glaube, ich kann mich anfreunden mit dem Mann aus Uruguay – trotz meiner Affinität zum brasilianischen Fußball.
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