Große KURIER-Serie: Die Väter des Hertha-Absturzes
Hertha warf Ante Covic zu früh ins Haifischbecken Bundesliga
Der KURIER hat eine Rangliste des Versagens bei den Blau-Weißen erstellt. Auf Platz fünf: Ante Covic

Der Niedergang von Hertha BSC deutete sich über vier Jahre an und endete mit dem Abstieg in die Zweite Bundesliga. Er ist die Folge eines kollektiven Versagens. Dennoch gibt es Protagonisten des Absturzes und Ereignisse, die den tiefen Fall beschleunigten. Platz fünf: Trainer Ante Covic.
Als der Abstieg von Hertha BSC im Mai dieses Jahres feststand und alle Beobachter davon ausgingen, dass Pal Dardai die Mannschaft auch in der Zweiten Bundesliga als Cheftrainer anführen würde, kam ein Gerücht auf, das bei genauer Betrachtung nur ganz wenig Wahrheitsgehalt haben konnte. Es lautete, von einigen Medien verbreitet: U23-Trainer Ante Covic könnte der neue Assistent von Dardai werden. Doch jeder, der sich mit Hertha beschäftigt, weiß, dass die beiden ehemaligen Profis wahrlich keine Freunde sind.
Beide spielten vier Jahre zusammen für Hertha, standen 1996/97 in der Aufsteigermannschaft zur Ersten Liga und schafften es sogar bis in die Champions League. Danach wechselte der flinke Außenstürmer Covic zum VfL Bochum, und Mittelfeldmann Dardai stieg zum Rekordspieler von Hertha auf. Als Mannschaftskameraden hatte jeder von ihnen andere Freunde im Team. Inzwischen hat Dardai einen neuen Vertrag als Chefcoach für die Zweite Bundesliga unterschieben, Ante Covic wird weiter ein Team in der Hertha-Akademie trainieren.
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Covic steht symbolisch für den schleichenden Niedergang bei Hertha BSC
Warum taucht Covic in dieser Serie, die den Niedergang der Hertha beleuchtet, überhaupt auf? Den späteren Kurzzeit-Cheftrainer der Hertha-Profis kann man nicht für den schleichenden Abstieg verantwortlich machen. Dennoch steht er als derjenige Coach, dessen Intermezzo als Verantwortlicher 2019 recht schnell endete, beinahe symbolisch für den Beginn der lang anhaltenden Serie an Turbulenzen, die nun mit dem Abstieg endeten.
Doch der Reihe nach. Covic, der als junger Spieler oft mit couragiertem Auftreten gefiel, stieg in den 1990er-Jahren durch sein offenes Wesen und sein Temperament zu einer Art Teenie-Star bei Hertha auf. Viele Jahre später, noch bevor Dardai als Trainer im Profibereich arbeiten konnte, durfte Covic schon zusammen mit Rene Tretschok als Assistent von Otto Rehhagel an der Mission Klassenerhalt arbeiten. Das passierte in der Rückrunde der Saison 2011/12, die mit dem Abstieg in der unsäglichen Relegation gegen Fortuna Düsseldorf endete. Unter dem dominanten Kulttrainer Otto Rehhagel aber hatten Covic und Tretschok nur wenig zu sagen. Dennoch war diese Episode eine wertvolle Erfahrung für Ante Covic.
Covic sollte Herthas Spiel Offensivgeist einhauchen
Als Hertha unter Manager Michael Preetz 2019 einen Trainerwechsel vornahm, sich von Pal Dardai (und von dessen von Sicherheit geprägtem Fußball) nach fast fünf Jahren verabschiedete und Ante Covic, bis dato Nachwuchscoach bei der U23, als Nachfolger präsentierte, waren viele im Umfeld des Vereins skeptisch. Covic sollte, so Preetz, offensiveren und attraktiveren Fußball spielen lassen.
Nach dem aus heutiger Perspektive unnötigen Aus für Dardai wünschten sich viele eine „große Trainerlösung“. Kontakte gab es zu Erik ten Hag (damals Ajax Amsterdam) oder zum polyglotten Portugiesen Andre Villas-Boas (einst FC Porto, Chelsea und Tottenham). Auch David Wagner wurde kontaktiert. Zu einem Abschluss kam es nicht.

Covic, so Preetz bei dessen Vorstellung, aber habe die Hertha-DNA und Spaß an der Arbeit mit jungen Talenten.
Der in Berlin geborene Kroate, ein offener, freundlicher Typ, machte seine Gefühle bei seiner Inthronisierung öffentlich. „Natürlich war ich sauer, als 2015 Pal neuer Cheftrainer wurde. Ich wäre ja ein schlechter Trainer, wenn ich mit der Fußball-Lehrer-Lizenz in der Tasche nicht das Ziel gehabt hätte, unsere Profis zu betreuen.“
Covic war sauer, als Dardai Chefcoach bei Hertha BSC wurde
Sein Frust muss tief gesessen haben, denn als Dardai im Februar 2015 Jos Luhukay ablöste, galt auch Covic als Trainerkandidat und hatte sich gute Aussichten auf den Job ausgerechnet.
2019 begann er mit viel Feuer und Euphorie seine schwere Mission. Sein Wirken wurde erschwert, als noch vor Saisonbeginn Investor Lars Windhorst bei Hertha einstieg und die ersten 125 Millionen Euro flossen. Automatisch stiegen die Erwartungen an Team und Trainer.
Diese konnte Covic nicht erfüllen. Trotz hoffnungsvollen Beginns – einem verdienten 2:2 bei Bayern München – landete die Mannschaft schon nach vier Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz, nachdem es drei Niederlagen in Serie gegeben hatte.
Covic musste bei Hertha nach zwölf Spieltagen gehen
Nach der 0:1-Niederlage im prestigeträchtigen Stadtderby beim 1. FC Union am zehnten Spieltag deutete sich ein Trainerwechsel an. Es folgten ein 2:4 zu Hause gegen RB Leipzig und eine 0:2-Niederlage beim FC Augsburg. Covic, der fleißig gearbeitet hatte, musste nach zwölf Spieltagen gehen. Unter ihm holte die Mannschaft lediglich 0,91 Punkte im Schnitt.
Er war zu früh ins Haifischbecken Erste Bundesliga geworfen worden. Mit Jürgen Klinsmann kam sofort ein prominenter Nachfolger, der das volle Vertrauen von Investor Windhorst besaß und bestens zu dessen Plänen vom „Big City Club“ passte. Für Ante Covic aber endete das Kapitel Cheftrainer in der Ersten Bundesliga schnell. Und das bis heute.
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