Ante Covic kämpfte bis zuletzt, musste aber nach dem 0:4 in Augsburg am 12. Spieltag Ende November seinen Platz als Cheftrainer räumen. 
Ante Covic kämpfte bis zuletzt, musste aber nach dem 0:4 in Augsburg am 12. Spieltag Ende November seinen Platz als Cheftrainer räumen.  Foto: Imago Images

Was für ein Jahr. Im wahrsten Sinne des Wortes. Zwölf Monate lang hielten Hertha BSC und der 1. FC Union die Hauptstadt in Atem. Langweilig war echt anders! Hier vier Trainer in einer Spielzeit, Stadtmeisterschaft, Geldsegen von Lars Windhorst, verbunden mit dem Ziel, sich endlich im Konzert der Großen zu etablieren. Dort wackerer Abstiegskampf, vorzeitige Rettung und der Abtritt eines Urgesteins. All das in Zeiten von Corona. Geisterspiele statt begeistertem Publikum. Schön ist anders. Doch am Ende lagen die Hauptstadt-Rivalen in der Tabelle friedlich nebeneinander, getrennt nur durch die Tordifferenz. Das hätten beim Ligastart im August 2019 wohl nur wenige für möglich gehalten. Lesen Sie ab Dienstag im KURIER die großen Serien über Hertha und Union.

Teil 1: Es war der 11. Mai 2019. Die alte, solide, aber ziemlich langweilige Hertha schlug noch einmal am 33. Spieltag zu. Es war für den scheidenden Trainer Pal Dardai nach viereinhalb Jahren der letzte Bundesliga-Sieg. 4:3 beim FC Augsburg. Ein Last-Minute-Sieg durch zwei Tore von Salomon Kalou. Einen Tag später verkündete Michael Preetz nach Wochen der Suche, wer neuer Chefcoach wird – Ante Covic. Preetz versuchte, den U23-Trainer als erste Wahl zu verkaufen: „Ante Covic versteht unsere DNA mehr als jeder andere Kandidat. Er kennt gerade unsere jungen Spieler. Nun wird er diese Jungs in der Bundesliga etablieren und zu gestandenen Profis formen.“

Was Preetz zu diesem Zeitpunkt verschwieg, war seine ursprüngliche Planung. Covic sollte nur Co-Trainer werden. Sein Chef sollte Jürgen Klinsmann werden, der aber hatte keine Lust auf das blau-weiße Abenteuer, weil die Vereinskasse auch bis dahin nicht üppig gefüllt war.

Auch andere namhafte Kandidaten sagten ab. Ende Juni wäre es alles ganz anders gewesen. Denn da stieg Investor Lars Windhorst mit den ersten 125 Millionen Euro beim Hauptstadt-Klub ein. Das hätte auch den Schwaben gelockt.

Covic leitete Anfang Juli dann sein erstes Training. In den kommenden Wochen der Saisonvorbereitung sagte der bis dahin in der Bundesliga unerfahrene Coach immer wieder: „Wir haben nicht so viel Zeit, um ein neues, offensiveres Spielsystem zu etablieren!“ Denn das war die Vorgabe: der Abschied vom soliden Sicherheitsfußball von Dardai hin zu attraktivem Angriffsfußball.

Schnelle Ernüchterung 

In den Testspielen im Juli und August 2019 flackerten die neuen Ideen immer mal wieder auf, sodass Optimismus herrschte. Die Ernüchterung folgte schnell. Misslungener Bundesliga-Start, die Mannschaft wirkte völlig verunsichert, keiner wusste mehr genau, wie er denn nun spielen sollte. Der Abstiegskampf hatte längst begonnen und dazu der absolute Tiefpunkt – das mit 0:1 verlorene Derby beim Stadtrivalen 1. FC Union.

Auf der Mitgliederversammlung am 10. November baten die Fans Preetz darum, dass er den vereinstreuen Herthaner Covic doch von der Aufgabe befreien sollte. Zwei Wochen und eine blamable 0:4-Pleite in Augsburg später tat es der Manager, der sich so sehr eine ähnliche Erfolgsstory mit Covic wie mit Dardai gewünscht hätte. Bis dahin wirkte die Saison noch ziemlich normal. Mit dem Trainer verzockt, jetzt muss ein neuer her. Lange suchen musste Preetz nicht.

Denn im Spätsommer gab es eine Zufallsbegegnung in einer Berliner Bank. Investor Windhorst traf auf Jürgen Klinsmann und erzählte von seinem Engagement bei den Blau-Weißen. Viel Geld lag in der Luft und besonders in Klinsmanns Nase. Er wurde am 7. November als Windhorst-Berater zum Mitglied im Aufsichtsrat der Hertha KGaA berufen. 20 Tage später übernahm er den Job als Trainer.

Am Mittwoch lesen Sie: 77 Tage Trainer Jürgen Klinsmann – die bizarrste blau-weiße Zeit seit über 30 Jahren.