Endlich amtlich

Pal Dardai bleibt bei Hertha BSC und würde wohl auch in der 4. Liga helfen

Die Blau-Weißen schweigen sich dazu aus, aber eigentlich stünde der Ungar dann moralisch in der Pflicht.

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Wird die Ärmel hochkrempeln und versuchen, Hertha BSC wieder nach oben zu führen: Pal Dardai.
Wird die Ärmel hochkrempeln und versuchen, Hertha BSC wieder nach oben zu führen: Pal Dardai.dpa/Soeren Stache

Die Lizenz ist noch nicht da und grünes Licht aus Frankfurt am Main wird von der DFL erst in der kommenden Woche erwartet, aber Hertha BSC kann derzeit jede gute Nachricht gebrauchen. Und so wurde die seit Tagen allseits erwartete Mitteilung (KURIER berichtete), dass Klub-Ikone Pal Dardai auch nach dem Bundesliga-Abstieg Cheftrainer bleibt, von den Berlinern am Donnerstag gleich am frühen Vormittag verschickt. „Ich spüre das Gefühl, dass wir alle gemeinsam zum Wohl von Hertha BSC arbeiten, arbeiten wollen und arbeiten werden“, sagte der 47-Jährige.

All sein Herzblut werde er für den in arge Schieflage manövrierten Traditionsklub geben, versprach Dardai. Anders kann er auch gar nicht. Eine gute Viertelstunde nach der Flash-News schickte die Hertha einen Video-Clip hinterher. Dardais Kernbotschaft: „Ich glaube, das ist eine Riesenchance für Berlin, auch für die Fans, für alle, die hier für Hertha BSC arbeiten, dass wir eine Mentalität und Spielkultur aufbauen.“

Mentalität und Spielkultur sind gemessen an dem sportlichen Niedergang vom verspotteten Krisenklub bis hin zum Absteiger als Tabellenschlusslicht ziemlich ambitioniert klingende Ziele. Aber wenn es in der Hauptstadt jemandem zugetraut wird, der Hertha wieder diese Attribute näherzubringen, dann eben Dardai. Auch deshalb war die Verlängerung mit dem bei seiner dritten Mission diesmal gescheiterten Sechs-Spiele-Retter logisch.

Herrich lobt Dardai als beste Lösung für Hertha

„Wir freuen uns, dass Pal den blau-weißen Neuanfang als Cheftrainer mitgestalten wird. Er lebt Hertha BSC und ist mit seinem Fleiß, seiner Hingabe und seiner Leidenschaft für unseren Verein der richtige Mann für die kommenden Herausforderungen, die wir zusammen bewältigen werden“, sagte Sportdirektor Benjamin Weber. Der Verein schob als Info noch hinterher, dass nur Helmut „Fiffi“ Kronsbein, als Kult-Trainer ein legitimer Vorgänger Dardais in den 1960er- und 1970er-Jahren, häufiger auf der blau-weißen Trainerbank gesessen habe.

Alternativen gab es für Weber und Geschäftsführer Thomas E. Herrich realistisch nicht. Selbst wenn der neue Geldgeber 777 Partners auf eine externe Lösung gedrängt haben sollte. Dardai mag vielleicht nicht viel preisgünstiger sein als eine Variante mit den in der Hauptstadt kolportierten Florian Kohfeldt (wird beim belgischen Erstligisten KAS Eupen gehandelt), Markus Gisdol oder Ralph Hasenhüttl.

Aber er ist halt schon da und steht wie kein anderer für die Idee, die Hertha aus dem Inneren heraus neu zu definieren. Und er unterschreibt, obwohl noch nicht klar ist, ob die DFL bestmöglich in der kommenden Woche die Lizenz für die Zweite Liga erteilt. Alles drängt sich zeitlich. Schon am 26. Juni soll das Training beginnen.

Über das andere Szenario, einen angesichts ungeklärter Millionen-Belastungen verfügten Zwangsabstieg in die Regionalliga, schwieg sich Hertha aus. Moralisch hat sich Dardai mit seinen Worten jetzt aber an seinen Herzens-Klub gebunden – sogar für die Regionalliga bei einem Worst-Case-Szenario. Seine ursprünglich angestrebte Rückkehr in die Nachwuchs-Akademie der Blau-Weißen bleibt aber vermutlich als Option und Ausweg.

Dardai will den Hertha-Abstieg sofort reparieren

Für den Ungarn bietet sich jetzt auch die Chance, seiner dritten Amtszeit als Hertha-Coach eine positive Wendung zu geben. Mitte April war er auf die Trainerbank als Nachfolger von Sandro Schwarz zurückgekehrt. Den Abstieg in die Zweite Liga konnte er in den verbliebenen sechs Saisonspielen aber nicht mehr verhindern. Der Klubführung legte er eine schriftliche Analyse vor, was sich aus seiner Sicht dringend ändern muss. Das Schriftstück dürfte lang gewesen sein.

Rekordspieler Dardai hatte Hertha bereits von 2015 bis 2019 und von Januar bis November 2021 betreut und zweimal in akuter Abstiegsnot gerettet. Nach seiner ersten Beurlaubung vor vier Jahren hatten die Berliner unter anderem mit Investor Lars Windhorst und Jürgen Klinsmann als Aufsichtsrat und Kurzzeittrainer einen neuen Weg einschlagen wollen, der letztlich zu keinerlei Erfolg führte. Dardai galt in dieser Zeit als Synonym für Graue-Maus-Fußball. Jetzt ist er die große und vielleicht letzte Hoffnung.

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