Hertha-Trainer Sandro Schwarz wirkt nach dem Rauswurf von Manager Fredi Bobic und dem Desaster am Deadline-Day nachdenklich. 
Hertha-Trainer Sandro Schwarz wirkt nach dem Rauswurf von Manager Fredi Bobic und dem Desaster am Deadline-Day nachdenklich.  Matthias Koch/imago

Die Enttäuschung stand Sandro Schwarz ins Gesicht geschrieben. Müde und zermürbt sah Herthas Cheftrainer aus, als er sich den Fragen über die drei Auftaktpleiten 2023 inklusive der Derby-Niederlage gegen den 1. FC Union stellte. Vor allem schnaufte Schwarz bei Fragen zum Rauswurf von Manager Fredi Bobic und dem Hertha-Desaster am Deadline-Day tief durch.

Seit sieben Monaten leistet Schwarz schwerste Hertha-Aufbauarbeit. Peu à peu ging es voran, Herthas Cheftrainer entfachte von Beginn an eine neue Aufbruchstimmung, die nach dem Re-Start innerhalb von nur einer Woche verpuffte. Das spürt auch der Cheftrainer, der gefühlt von vorne startet. Schwarz: „Wir müssen eine Stimmungslage kreieren, in Sachen Gemeinschaft, Energie und Intensität.“

Philipp und Vestergaard erklären Hertha-Absagen

Hertha-Trainer Sandro Schwarz in seiner ersten Medienrunde nach dem Rauswurf von Manager Fredi Bobic. 
Hertha-Trainer Sandro Schwarz in seiner ersten Medienrunde nach dem Rauswurf von Manager Fredi Bobic.  Matthias Koch/imago

Es scheint, als würde Herthas Coach dämmern, dass der Klassenerhalt mit nur einem neuen Spieler (Tolga Cigerci kehrt aus der Türkei zurück) zur Mammutaufgabe wird. Über den Rauswurf von Bobic gibt sich Schwarz diplomatisch. „Der Verein steht über allem.“ Ehrlich sagt der Coach aber auch, dass er „sehr überrascht, vor allem über den Zeitpunkt war“. Zur Erinnerung: Bobic-Nachfolger Benjamin Weber blieben nur 48 Stunden auf dem Transfermarkt

Dass zwischen dem Bobic-Beben und dem Desaster am Deadline-Day ein direkter Zusammenhang besteht, bestätigen nun die bei Hertha gehandelten Spieler selbst. Stürmer Maximilian Philipp, der kurzfristig lieber zu Aufsteiger Werder Bremen wechselte, erklärt offen: „Ich war schon in Gesprächen mit Hertha, das hat sich kurzfristig zerschlagen.“ Dabei hätte der gebürtige Berliner aus der Hertha-Jugend perfekt zum neuen „Berliner Weg“ von Präsident Kay Bernstein gepasst.  

Hein und Hertha machen es wie Isco und der 1. FC Union

Doch daraus wurde nichts. Wegen des Bobic-Bebens. Philipp erklärt bei seiner Werder-Vorstellung: „Dann kam das Angebot von Bremen und dann war mir schon ein bisschen bewusst: Es könnte jetzt unruhig werden in Berlin.“ Im Anschluss schiebt er aus Hertha-Sicht schmerzhaft hinterher: „Von der Tabellensituation habe ich meinen Wechsel jedenfalls nicht abhängig gemacht. Ich wollte zu einer Mannschaft, bei der ich die Chance auf Spielzeit habe. Da wäre es mir auch egal gewesen, wenn Werder 18. gewesen wäre.“

Auch bitter: Laut der Deichstube bekommen die Bremer Philipp zum Schnäppchenpreis, da Wolfsburg bei der halbjährigen Leihe einen Großteil von Philipps Gehalt weiter bezahlt.

Nicht der einzige Transfer, der von Bobic vorbereitet und nach seinem Rauswurf platzte: Gauthier Hein (26/Auxerre) absolvierte bereits den Medizincheck und reiste – wie Isco beim 1. FC Union – dann wieder ab. Der Grund: Während zwischen Bobic und Hein alles klar war, waren die neuen Entscheider nicht mehr restlos vom Franzosen überzeugt. 

Hertha BSC: Aufbruchstimmung innerhalb einer Woche verpufft

Richtig schmerzhaft ist die Absage von Verteidiger Jannik Vestergaard (30). Den 1,99 Meter großen Dänen mit Bundesligaerfahrung (Bremen/Gladbach) von Leicester City hätte Schwarz mit Kusshand genommen, um Herthas Probleme in der Defensive in den Griff zubekommen.

Doch Vestergaard wird Papa, wollte früher Klarheit: „Ich habe nicht aufgrund des Geldes Nein zu Hertha gesagt. Ich kann meine hochschwangere Frau mit unserem Kind und bald einem neugeborenen Baby nicht allein in England lassen. Wenn wir uns frühzeitig geeinigt hätten, hätte meine Frau es schaffen können, mit mir zu reisen.“

Hertha-Coach Schwarz setzt auf Tolga Cigerci

Am Geld scheiterten die so dringend benötigten Transfers also nicht. Stattdessen herrschte bei Hertha, während Vestergaard und Philipp warteten, eine Woche vor Transferschluss Stillstand aufgrund der seit dem Wolfsburg-Spiel vorbereiteten Entlassung Bobics ...

Sei’s drum: Schwarz gibt sich kämpferisch: „Wir konzentrieren uns darauf, was wir auf dem Platz verbessern können. Da bin ich in der Verantwortung. Das machen wir jetzt mit den Jungs plus Tolga.“

Ob das für den Klassenerhalt reicht, wird sich zeigen ... 

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