Herthas neue Nummer 1

Hertha BSC: Kann Torwart Tjark Ernst der neue Gabor Kiraly werden?

Herthas neue Nummer 1 Tjark Ernst glänzt mit Reflexen, die irgendwie an Torwart-Legende Gabor Kiraly erinnern.

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Wieder einen Schuss entschärft! Torwart Tjark Ernst entwickelt sich immer mehr zum starken Rückhalt von Hertha BSC.
Wieder einen Schuss entschärft! Torwart Tjark Ernst entwickelt sich immer mehr zum starken Rückhalt von Hertha BSC.Zink/imago images

Manchmal geht es so schnell im Fußball. Alexander Schwolow (31) weg, Oliver Christensen (24) weg, Marius Gersbeck (28) wegen der Prügelnacht im Trainingscamp suspendiert und inzwischen von der Staatsanwaltschaft in Österreich wegen schwerer Körperverletzung angeklagt. Tjark Ernst (20) ist jetzt die Nummer 1 im Hertha-Tor. Der junge Keeper liefert seit dem Abgang von Christensen hervorragend ab. Auch beim 5:0 gegen Greuther Fürth war er wieder top. Kann er so gut werden wie Herthas Torwart-Legende Gabor Kiraly (47)?

Spricht Trainer Pal Dardai (47) über Ernst, fällt spätestens im vierten Satz der Name Gabor Kiraly. „Gabor war auch damals sehr jung, als er ins Hertha-Tor kam. Er hat sofort Superleistungen gebracht und ist über Jahre im Tor geblieben“, sagt der Coach.

Gabor Kiraly bei seinem ersten Bundesliga-Spiel am 28. September 1997 gegen Köln (1:0). Da trug er noch eine kurze Hose. Zwei Monate streifte er seine Jogginghose über und zog sie nie wieder bei Spielen aus.
Gabor Kiraly bei seinem ersten Bundesliga-Spiel am 28. September 1997 gegen Köln (1:0). Da trug er noch eine kurze Hose. Zwei Monate streifte er seine Jogginghose über und zog sie nie wieder bei Spielen aus.Höhne/imago images

Kiraly wurde mit 21 Jahren zum Top-Torhüter

Der Mann mit der Jogginghose, die sein Markenzeichen wurde, kam im Juli 1997 von seinem ungarischen Heimatklub LFC Haladas zu Hertha BSC. Da war Kiraly 21 Jahre alt. Eigentlich sollte er langsam aufgebaut werden. Doch dann ging alles ganz schnell. Der damalige Stammkeeper Christian Fiedler (jetzt 48) schwächelte beim Saisonstart nach dem Wiederaufstieg. 15 Gegentore in den ersten sieben Spielen. Nach dem 0:4 in Rostock entschied sich Kult-Trainer Jürgen Röber (jetzt 69) für einen Wechsel im Tor und für Gabor Kiraly. Ein Goldgriff! Sechseinhalb Jahre glänzte der Keeper mit Paraden und machte mit Superreflexen die Champions-League-Teilnahme 1999/2000 erst möglich.

Von der Königsklasse braucht bei Zweitligist Hertha BSC momentan nun wirklich niemand zu träumen und auch nicht vom sofortigen Wiederaufstieg. Doch nach seinem vierten Einsatz bei den Profis ist die Hoffnung groß, dass Ernst auch ein paar Jahre im blau-weißen Tor bleibt. Denn der Sohn des ehemaligen Bundesliga-Keepers Thomas Ernst (55) entwickelt sich gerade zum echten Ruhepol in der Hintermannschaft.   

Nach dem 5:0 gegen Fürth sagte er: „Das ist ein schönes Gefühl, wieder zu null gespielt zu haben. Gegen Jena ist es uns auch schon geglückt. Hamburg (0:3-Klatsche/die Red.) war ein sehr schwieriges Spiel. Aber das ist Vergangenheit. Jetzt können wir uns freuen. Es war von allen Spielern ein starkes Spiel von vorne bis hinten.“

Ernst: „Es ist mein Job, 90 Minuten hellwach zu sein“

Und besonders von Ernst. In der ersten Halbzeit bekam er fast keinen Ball auf sein Tor. Das kann manchmal gefährlich werden, wenn es danach doch noch vorm Kasten munter wird. Ernst erklärt ziemlich abgeklärt: „Es ist mein Job, da die ganze Zeit hellwach zu sein. Es gibt solche und solche Spiele, mal wirst du von Anfang geprüft. Dann gibt es so ein Spiel wie gegen Fürth, wo du in der ersten Halbzeit so gut wie kaum geprüft wirst. Dafür arbeite ich tagtäglich. Und versuche, in schwierigen Situationen ein guter Rückhalt für die Mannschaft zu sein.“

Torwart Tjark Ernst kann auch laut und dirigiert seine Vorderleute bei Hertha BSC.
Torwart Tjark Ernst kann auch laut und dirigiert seine Vorderleute bei Hertha BSC.Engler/nordphoto/imago images

Der war er, als Fürth für eine Viertelstunde nach dem Wiederanpfiff noch mal Mut schöpfte. Er hielt jeden Schuss. Nervenstark blieb er in brenzligen Situationen vor dem Angreifer stehen und holte dann den Arm-Reflex raus. Ja, diese Coolness und diese Blitzbewegungen mit den Armen erinnern wirklich an Kiraly. Selbstbewusst sagt Ernst: „Ich habe die Zuversicht, die Nummer 1 zu bleiben. Ich habe das Vertrauen der Verantwortlichen.“

Pal Dardai lässt da überhaupt keinen Zweifel mehr aufkommen: „Tjark ist unsere Nummer 1, das habe ich schon gesagt. Ich habe Tjark das letzte Jahr genau beobachtet und ich wollte ihn in Wolfsburg (letztes Bundesliga-Spiel, Hertha gewann 2:1/die Red.) reinschmeißen, um zu sehen, ob sich mein Auge täuscht. Es hat sich nicht getäuscht. Er hat es da gut gemacht und er macht es jetzt gut.“ 

Aber der Trainer will ihn noch besser machen: „Tjark muss noch ein bisschen Fußarbeit machen und da bei der Technik sicherer werden. Aber seine Reflexe und seine Ausstrahlung sind sehr gut.“ Genau wie einst bei dem Mann mit der berühmtesten Schlabber-Jogginghose der Bundesliga.