Großer Schluck aus der Pulle: Gehälter von Bahn-Managern steigen um bis zu 14 Prozent
Laut einem Bericht wurde die Führungsmannschaft der Deutschen Bahn finanziell gepolstert, während es für die normalen Bahner kein Tarifangebot gibt.

Die Eisenbahnergewerkschaft EVG schäumt: Während die Deutsche Bahn (DB) in den Tarifverhandlungen mit der EVG kein Angebot für rund 180.000 Beschäftigte machte, soll sie ihren Führungskräften und außertariflich bezahlten Spezialisten ein Vergütungs-Plus von 14 Prozent seit 1. Januar genehmigt haben. So berichtet es das Portal Business Insider (BI). Zwar sei der Anteil kurzfristiger Prämien gesenkt worden, dafür erhielten Manager jetzt mehr langfristige Sonderzahlungen.
Der Konzernvorstand habe mit der neuen Gehaltsstruktur Ende 2022 so dafür gesorgt, dass die Einkommen stabiler werden und nicht bei Krisen wie in der Corona-Pandemie stark absinken.
Bahn-Managern sollen höhere Vergütungen versprochen worden sein
Die Behauptung der DB, dass am Ende nicht mehr Geld für die Manager herauskomme, steht laut BI im Gegensatz zu Schreiben aus dem Herbst, mit denen die Manager aufgefordert wurden, Änderungsvereinbarungen zu unterschreiben: „Dadurch wird Ihre Gesamtvergütung deutlich planbarer und erhöht sich.“ Außerdem seien langfristige, alle drei Jahre zu zahlende Gehaltsvariablen erhöht und die Gruppe der Empfänger erweitert worden.
Anhand eines Beispiels rechnete BI vor: Ein Top-Manager der Stufe Oberer Führungskreis 1 (OFK 1), die nach KURIER-Informationen weltweit 130 Leute umfasst, erhielt 2022 ein Grundgehalt von 190.000 Euro. Im neuen Vergütungssystem wurde es um 14 Prozent auf rund 216.000 Euro angehoben. Dagegen sinke der kurzfristige Bonus von 50 auf 30 Prozent der Grundvergütung, sollte der Manager unternehmerische und individuelle Ziele zu 100 Prozent erfüllen. Bei Kräften der Stufen OFK 2 und 3 wird ähnlich verfahren.
Keine Stellungnahme der Bahn gab es gegenüber dem KURIER, ob eine Sonderregelung weggefallen sei. Sie schrieb laut BI den kompletten Wegfall der variablen Vergütung vor, falls der Konzern wie im Krisenjahr 2020 keine Dividende zahlen kann.
„Deutsche Bahn misst mit zweierlei Maß“
EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch warf gegenüber dem KURIER der DB vor, „mit zweierlei Maß zu messen. Wenn wir, angesichts der äußerst schwierigen finanziellen Situation unserer Mitglieder, eine Lohnerhöhung von zwölf Prozent fordern, wird uns vorgeworfen, Maß und Mitte aus den Augen verloren zu haben. Gleichzeitig werden aber die Gehälter der Top-Manager nach Medieninformationen um bis zu 14 Prozent erhöht. Das zeigt, dass es der DB an Respekt und Wertschätzung gegenüber den Beschäftigten fehlt.“
In den Sozialen Medien gehe es hitzig zu. Loroch: „Unsere Kolleginnen und Kollegen sind wütend und enttäuscht. Dass die Vergütungen steigen, während sich der Arbeitgeber weigert, über dringend notwendige Lohnerhöhungen zu verhandeln, wirft ein schlechtes Licht aufs Unternehmen.“
DB beantwortet Fragen nur zum Teil
Auf Anfrage des KURIER teilte der Konzern mit, ohne auf Detailfragen einzugehen: „Die Deutsche Bahn hat zum 1. Januar 2023 lediglich die Binnenstruktur ihrer Vergütungssystematik für die rund 3000 Leitenden Angestellten verändert, die Zielgehälter wurden dabei aber nicht erhöht. Unter dem Strich damit über alles ein Nullsummenspiel: Der Anteil der Grundvergütung ist gestiegen und der Anteil der variablen Vergütung gesunken. Richtig ist: Die Gehälter der Leitenden Angestellten der DB wurden zum Jahresanfang um 3 Prozent erhöht.“
Ein EVG-Funktionär konnte inoffiziell beitragen, dass (nach Zahlen von 2019) unter den 3000 Leuten rund tausend Spezialisten wie Juristen oder Betriebsärzte und nur knapp 2000 echte Leitende OFK-Angestellte mit Personalhoheit seien. Die Gruppen OFK 1 und 2 beträfen Geschäftsführer und Vorstände von Gesellschaften der Bahn, OFK 3 Abteilungsleiter.