Zimt soll gut sein gegen Diabetes – aber stimmt das wirklich?
Zimt soll gut sein gegen Diabetes – aber stimmt das wirklich? IMAGO/Wirestock

Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen. So heißt es schon im alten Sprichwort. Und daran glauben auch heute noch viele Menschen, die auf Naturheilkunde schwören. Aber was ist dran an Behauptungen, die mehr Gesundheit dank Gewürzen und Tees versprechen? Hier kommen die fünf gängigsten Naturheil-Mythen im Check.

Fakt ist: „Was in kleiner Dosis gut und unproblematisch ist, kann in größeren Mengen jedoch schaden“, warnt die Verbraucherzentrale. Ausprobieren kann man die meisten Gewürze und Kräuter, die Heilung versprechen – aber in Maßen.

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Mythos 1: Salz aus dem Himalaja als Allheilmittel

Salz aus dem Himalaja gilt als Allheilmittel, soll Gicht oder Bluthochdruck positiv beeinflussen, entschlackend wirken und den Säure-Basen-Haushalt im Körper regulieren. Doch bewiesen ist das alles nicht.

Fakt ist: Salz ist lebenswichtig für uns Menschen, denn es reguliert den Wasserhaushalt des Körpers, ist wichtig für die Verdauung und die Arbeit der Muskeln. „Auf einen dauerhaft zu hohen Salzkonsum reagieren jedoch viele Menschen mit Bluthochdruck, wodurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, für Schlaganfall und Herzinfarkt steigt“, warnt die Verbraucherzentrale.

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Fast 70 Prozent der Frauen und 80 Prozent der Männer hierzulande essen mehr als die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen sechs Gramm Salz (ca. ein Teelöffel) täglich – nämlich Männer im Schnitt zehn Gramm Salz und Frauen 8,4 Gramm am Tag. Das meiste Salz unserer Ernährung steckt in verarbeiteten Lebensmitteln und nicht im heimischen Salzstreuer.

Übrigens: Teures Salz, wie das Salz aus dem Himalaja, kann in Haptik und Geschmack Vorteile haben, ist jedoch nicht besser oder gesünder als günstiges. Entscheidender ist Jodsalz zu wählen, denn mit unserer Jodversorgung ist es nicht so gut bestellt.

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Mythos 2: Zimt bei Diabetes

Das Gewürz Zimt verspricht Hoffnung für die rund 6 Millionen Typ-2-Diabetiker, die in Deutschland leben, denn es soll angeblich aktiv den Blutzuckerspiegel auf ein normales Niveau senken. Doch das ist nicht bewiesen. Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft und die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft sprechen sich sogar gegen die Anwendung von Zimtpräparaten zur Behandlung des Typ-2-Diabetes aus.

Dennoch: Als Gewürz und in Maßen für Süßspeisen oder Gebäck ist auch das leberschädliche Cumarin im Cassia-Zimt kein Problem. Anders sieht es bei Zimtkapseln aus. Einige enthalten verkapseltes Zimtpulver, andere wässrige Zimt-Extrakte. Standardisiert sind sie nicht und wirken nach aktueller Studienlage auch eher nicht positiv auf den Blutzuckerspiegel bei Menschen mit Diabetes.

Vorsicht ist geboten, weil bei Zimtkapseln wegen der höheren Zimtmengen als üblich Unverträglichkeiten (vor allem gegen Zimtaldehyd) möglich sind. Bei Magen- und Darmgeschwüren sollten die Produkte generell nicht eingenommen werden. Und wer an Diabetes leidet, sollte besser geprüften Medikamenten vertrauen.

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Kurkuma und Zimt gelten als tolle Naturheilmittel – aber was können Gewürze wirklich im Kampf gegen Krankheiten?
Kurkuma und Zimt gelten als tolle Naturheilmittel – aber was können Gewürze wirklich im Kampf gegen Krankheiten? IMAGO/Wirestock

Mythos 3: Kurkuma – viel hilft viel

Nicht nur als eigenständiges Gewürz und Curry-Bestandteil ist Kurkuma bzw. sein gelber Farbstoff Curcumin schon lange bekannt. Ihm wird auch als Superfood allerlei heilsames zugesprochen. So hat Kurkuma beispielsweise eine positive Wirkungen auf die Verdauung, sprich leichte Beschwerden wie Blähungen oder Völlegefühl nach dem Essen können durch Kurkuma (als Gewürz) abgemildert oder vermieden werden.

Aber: Typische Online-Werbeaussagen oder Schlagzeilen für Curcumin­-Kapseln oder -Pulver wie „Indiens heilige Pflanze bei Arthrose, Krebs, Diabetes und Alzheimer“ oder, „Kurkuma: Bewegen ohne Schmerzen“ entbehren jedoch bei Nahrungsergänzungsmitteln jeder wissenschaftlichen Grundlage.

Das heißt: Kurkuma auszuprobieren als Gewürz ist meist unproblematisch. Aber es sind auch allergische Reaktionen bekannt. Je nach individueller Empfindlichkeit, Art des Extrakts und Höhe der Dosierung sind bei größeren Mengen unerwünschte Wirkungen möglich. Das können Blähungen, Sodbrennen, Durchfall, Übelkeit oder Schmerzen im Verdauungstrakt sein. Langfristig sollten nicht mehr als drei Milligramm Curcumin pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag aufgenommen werden, also insgesamt etwa 200 Milligramm bei einem 70-Kilo-Menschen.

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Mythos 4: Roter Reis gut gegen Cholesterin

Nahrungsergänzungsmittel mit Rotem Reis versprechen oft, ganz natürlich den Cholesterinspiegel zu senken. Doch das kann riskant sein, denn Red Rice oder auch Rotschimmel-Reis ist ein mit einem roten Schimmelpilz fermentierter Reis, warnt die Verbraucherzentrale.

Während der Fermentation entsteht Monacolin K, ein Stoff, der den Cholesterinspiegel senkt. Dieser Stoff ist identisch mit dem verschreibungspflichtigen Arzneistoff Lovastatin. Beide können erhebliche Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen und -krämpfe, Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Schwäche, Hautausschläge sowie Störungen der Nieren- und Leberfunktion auslösen.

Außerdem sind Wechselwirkungen mit einer Vielzahl von Medikamenten möglich, unter anderem mit Blutgerinnungshemmern. Auch der Blutzuckerspiegel kann erhöht werden. Nahrungsergänzungsmittel dürfen nicht mehr als drei Milligramm Monacolin pro Tagesdosis enthalten. Red Rice ist nicht geeignet für Schwangere, Stillende, Menschen unter 18 und über 70 Jahren.

Irrtum 5: Grüner Tee schützt vor Alzheimer

Grüner Tee wird in Asien seit mindestens 4000 Jahren getrunken und ihm werden unzählige gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt. So soll er vor Krebs schützen, Immunsystem und Gedächtnis stärken, Cholesterin- und Blutzuckerspiegel senken und durch Fettabbau die Gewichtsreduktion unterstützen. Internetblogs lobpreisen darüber hinaus die heilende Wirkung bei zahlreichen Erkrankungen bis hin zur Neubildung von Gehirnzellen. Begründet wird das alles mit der starken antioxidativen Wirkung der Inhaltsstoffe.

Aber: Echte Beweise fehlen. Und auch hier gilt: Zu viel ist ein Problem. Das betrifft nicht den Grüntee selbst – drei bis vier Tassen pro Tag sind völlig okay. Problematisch sind vielmehr Kapseln und Pulver bzw. Extrakte. Bei (konzentrierten) Grüntee-Extrakten wurden Leberschädigungen bis hin zu Leberversagen, erhöhter Blutdruck und erhöhter Augeninnendruck gemeldet.