Berliner Verlag
Imago: ANNE BRÜNING

Der beste Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 sind die wohlbekannten Hygienemaßnahmen sowie ein gewisses Maß an sozialer Distanz. Doch auch der Lebensstil spielt eine Rolle. „Es gibt einige Verhaltensweisen und Mittel, die nachweislich gegen Erkältungskrankheiten stärken“, sagt Carmen Scheibenbogen von der Charité. Sie hält eine Art Kur fürs Immunsystem jetzt durchaus für eine gute Idee.

Die wichtigsten Tipps: Sport treiben: „Moderater Ausdauersport aktiviert das Immunsystem“, sagt Scheibenbogen. Sowohl die Bildung von Abwehrzellen als auch die von Antikörpern werde dadurch angekurbelt. Empfehlenswert sind zum Beispiel dreimal pro Woche 30 bis 60 Minuten Ausdauertraining – am besten im Freien. Raus an die frische Luft: So viel wie möglich nach draußen zu gehen, ist gut für die Atemwege.

Vor allem die Schleimhaut in Rachen und Bronchien muss als Schutzschicht gut durchblutet und durchfeuchtet sein, um ihre Funktion zu erfüllen – und dazu trägt die kühle und feuchte Außenluft bei. Auf den Schleimhäuten der Atemwege befindet sich eine Art Husten-und-Schnupfen-Abwehrtruppe. Sonne tanken oder Vitamin D nehmen: Vitamin D reguliert die Funktion des Immunsystems. Der Körper bildet genug selbst, wenn man Gesicht und Arme täglich 10 Minuten der Sonne aussetzt. „Am Ende des Winters haben in unseren Breiten aber vermutlich viele Menschen einen Vitamin-D-Mangel“, sagt Scheibenbogen. Deshalb sollte man so viel wie möglich die ersten Frühlingssonnenstrahlen genießen.

Schlafmangel und Stress schwächen die Abwehrkräfte

Alternative: Vier Wochen lang das Vitamin in Tablettenform einnehmen – für Erwachsene täglich 1000 IE. Gesund und vielfältig essen: Eine abwechslungsreiche Ernährung ist wichtig, um dem Körper Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zuzuführen. „Aber auch Eiweiß, Kohlenhydrate und wertvolle Fettsäuren sind in ausreichenden Mengen nötig, um die Abwehrkräfte intakt zu halten“, sagt Scheibenbogen. „Ungesättigte Fettsäuren, wie sie in Nüssen, Leinöl und fetten Fischen wie Lachs und Makrele vorkommen, werden zum Beispiel als Bausteine benötigt, wenn neue Immunzellen entstehen – und sie wirken entzündungshemmend“, sagt die Expertin. Schlafmangel und Stress vermeiden: Durch Studien gut belegt ist, dass Schlafmangel und Stress die Abwehrkräfte schwächen. Das hängt mit der Wirkung der Stresshormone Cortisol und Adrenalin zusammen.

Die Expertin empfiehlt: Entspannungstechniken lernen und auf ausreichend Schlaf achten. Allergien behandeln: Die Heuschnupfenzeit beginnt jetzt. „Wenn die Schleimhäute der Atemwege durch Allergien gereizt sind, dann funktioniert die Abwehr von Krankheitserregern dort weniger gut“, sagt Scheibenbogen. Allergien sollten daher gut behandelt werden – mit Anti-Histaminika oder langfristig einer Hyposensibilisierungs-Therapie. Mit dem Rauchen aufhören: Sars-CoV-2 befällt in den Atemwegen die Regionen, die bei Rauchern permanent geschädigt werden. „Rauchen beeinträchtigt die Immunfunktion der Lunge. Das Risiko für Erkältungskrankheiten und Influenza erhöht sich im Schnitt um das 1,5-Fache“, sagt Scheibenbogen.

Vitamin C schlucken: Die Wirkung von Vitamin C auf die Abwehrkräfte ist gut untersucht. „Es kann die Dauer einer Erkältung verkürzen, denn es stimuliert die Immunzellen“, sagt Carmen Scheibenbogen. Während einer Virusinfektion täglich 500 oder 1000 Milligramm davon einzunehmen, könne also durchaus sinnvoll sein. Äpfel essen und Tee trinken: Flavonoide sind in diesen Zeiten ebenfalls wichtig. „Neuere Studien zeigen, dass diese Substanzen das Immunsystem stimulieren“, berichtet Scheibenbogen. Reichlich Flavonoide finden sich etwa in Äpfeln, roten Trauben, Beerenobst, Zwiebeln, Grünkohl, Soja und grünem Tee.