Pandemie-Bekämpfung
Weniger sicher oder Weg aus dem Lockdown - sind Schnelltests wirklich die Rettung?
Ein Jahr nach der ersten Corona-Infektion in Berlin sollen flächendeckende Tests entscheidende Fortschritte bei der Pandemie-Bekämpfung bringen. Doch die Tücken liegen im Detail.

Die Corona-Zahlen stiegen zuletzt wieder, gleichzeitig plant die Politik nach monatelangem Lockdown schrittweise Öffnungen. Damit das gut geht, setzt sie neben den Impfungen auf neue Schnelltests, die flächendeckend für jedermann verfügbar sein sollen - und einmal pro Woche kostenlos. Wie soll das in Berlin funktionieren. Fragen und Antworten:
Wozu sind Schnelltests überhaupt gut?
Schnelltests sind weniger sicher als die PCR-Tests, die im Labor ausgewertet werden. Aber schon 15 bis 20 Minuten nach dem Abstrich in der Nase oder im Rachen steht ihr Ergebnis fest. So lässt sich schneller als bisher feststellen, ob sich jemand mit dem Coronavirus angesteckt hat. Nach den Worten von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sind Schnelltests deshalb „Gamechanger“, also spielentscheidend in der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Denn je früher Infektionen erkannt werden, umso besser lässt sich verhindern, dass der Infizierte andere ansteckt.
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Welche Arten von Schnelltests gibt es?
Zum einen gibt es solche, die von geschultem Personal vorgenommen werden. Weite Verbreitung dürften zudem bald Schnelltests zum Eigengebrauch haben. Ein Discounter startete am vergangenen Wochenende mit dem Verkauf, Supermärkte, Drogerien oder Apotheken wollen nachziehen oder haben das bereits getan. Wichtig: Das Testergebnis ist nur eine Momentaufnahme. Bei einem negativen Ergebnis sollte sich also niemand in falscher Sicherheit wiegen und nicht auf Abstands- und Hygieneregeln verzichten.
Wo können sich die Berlinerinnen und Berliner testen lassen?
Bislang gibt es 21 Teststationen oder -zentren , an denen sich jeder Berliner einmal pro Woche kostenlos testen lassen kann: 16 befinden sich in den zwölf Bezirken, hinzu kommen 5 Krankenhäuser. Für Verdruss sorgte die Tatsache, dass für 12 Zentren Termin online gebucht werden müssen - aber über Wochen keine mehr verfügbar sind. Auch das Verfahren an Teststellen, die ohne Termin zugänglich sind, gilt als zu kompliziert - ein Smartphone zum Auslesen eines QR-Codes ist Bedingung. Der Senat gelobte Besserung und kündigte an, die Kapazitäten rasch auszubauen - bald sollen 25 000 Tests pro Tag möglich sein.
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Können das allein Testzentren stemmen?
Nein. Laut Senat sollen kostenlose Schnelltests „to go“ auch in Apotheken, Arztpraxen oder bei privaten Anbietern möglich sein. Sie dürfen - nach einer Zertifizierung - dann ebenfalls Test-Testate ausstellen. Nach Angaben von Susanne Damer, Geschäftsführerin des Berliner Apotheker-Vereins, haben bei einer Umfrage vor drei Wochen etwa 30 Prozent der 750 bis 800 Apotheken Bereitschaft signalisiert, bei den Testungen mitzumachen. „Ich gehe davon aus, dass sich diese Quote noch erhöht“, sagte sie. Viele Apotheker wünschten sich zuvor aber schnelle Impfungen der beteiligten Mitarbeiter. Wann flächendeckend kostenlose Schnelltests in Apotheken möglich sein werden, ist noch unklar.
Wann soll es Schnelltests für Lehrerinnen und Lehrer geben?
Lehrkräfte und anderes Schulpersonal bekommen in den Berliner Schulen bereits Schnelltests, wenn sie wollen. Sie haben einen Anspruch auf zwei Tests in der Woche, die Teilnahme ist freiwillig. Die Tests übernehmen in der Regel Lehrerinnen und Lehrer, die zum Beispiel durch Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) dafür geschult wurden. Die Schnelltests gelten als umso wichtiger, als schon im Februar die schrittweise Öffnung der Schulen begonnen hat, wenn auch im Wechselunterricht und mit verkleinerten Lerngruppen. Je mehr Schüler wieder in der Schule sind, umso größer ist das Risiko von Corona-Infektionen.
Gibt es auch Schnelltests für Schülerinnen und Schüler?
Nein, zurzeit werden sie in Berlin noch nicht eingesetzt. Für sie sind sogenannte Selbsttests vorgesehen, die voraussichtlich ab der kommenden Woche genutzt werden können. Das sind Schnelltests, die man ohne Anleitung oder Überwachung von geschultem Personal selbst anwenden kann. Absolut kinderleicht sind sie nicht: Den Schülerinnen und Schülern muss erklärt werden, wie die Anwendung funktioniert. Bei den Selbsttests wird die Probe allerdings nur aus dem vorderen Nasenbereich entnommen. Die Tests sollen in den Schulen verteilt, aber zu Hause benutzt werden.
Was sind die Folgen, wenn ein Schnelltest positiv ist?
Der Betreffende muss sich sofort isolieren und das Ergebnis mit einem - in dem Fall ebenfalls kostenlosen - PCR-Test überprüfen lassen, weil der Schnelltest als nicht verlässlich genug gilt. Bestätigt sich das positive Testergebnis, muss der Betreffende für zwei Wochen zu Hause in Quarantäne. Das gilt auch für enge Kontaktpersonen.