Mehr als 5 Millionen Deutsche leiden an Depressionen, Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.
Mehr als 5 Millionen Deutsche leiden an Depressionen, Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. dpa (Symbolbild)

Selbst bei einer leichten oder sogar symptomfreien Corona-Infektion können zunächst vernachlässigte Symptome erhebliche Einschränkungen für das Leben von Genesenen verursachen. Unter Post-Covid werden insgesamt 200 Symptome zusammengefasst, die Mediziner immer noch vor Rätsel stellen. Viele betreffen die Psyche. Nun wirft eine neue Studie ein neues Licht auf Faktoren, die Post-Covid begünstigen.

Eine psychische Vorerkrankung wie eine Depression oder eine Angststörung erhöht einer Studie zufolge das Risiko, an einem Post-Covid-Syndrom zu leiden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsteam der Universitätsmedizin Essen und der Universität Duisburg-Essen, das 171 Patientinnen und Patienten mit Post-Covid untersucht hat, wie die Hochschule am Freitag mitteilte. Die Erkenntnisse wurden in der Fachzeitschrift „Neurology and Therapy“ veröffentlicht.

Volkskrankheit Depressionen: Mehr als 5 mio. Deutsche betroffen

Unter Depressionen leiden Studien zufolge deutlich mehr Frauen als Männer: 11,3 Prozent gegenüber 5,1 Prozent. Insgesamt sind einer AOK-Statistik zufolge 8,2 Prozent der Bevölkerung von Depressionen betroffen, das entspricht einer Zahl von 5,3 Millionen. Experten gegen von einer enormen Untererfassung aus, da Betroffenen häufig die innere Kraft fehlt, Hilfe aufzusuchen. Auch sind von Krankenkassen anerkannte Psychologinnen und Psychologen oft völlig überlastet, sodass Hilfesuchende mit Wartezeiten zu kämpfen haben – oder die Suche nach Hilfe aufgeben.

Aufgrund der Forschungen gehe man davon aus, dass psychologische Mechanismen für die Entstehung des Post-Covid-Syndroms wichtig seien. „Man weiß seit Jahrhunderten, dass Körper und Geist eine Einheit bilden und sich übermäßiger Stress, ein seelischer Konflikt oder eine Depression in körperlichen Beschwerden ausdrücken kann. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass sich die Patientinnen und Patienten die Symptome nur einbilden“, sagte der Direktor der Klinik für Neurologie am Uni-Klinikum Essen, Christoph Kleinschnitz.

200 Post-Covid-Symptome: Viele betreffen das Nervensystem

Eine gründliche neurologische Untersuchung von Menschen, die unter einem vermeintlichen Post-Covid-Syndom leiden, lohne sich deshalb in jedem Fall. Mitunter würden dabei aber andere Ursachen für die Beschwerden festgestellt. Laut den Forschern gibt es mehr als 200 Post-Covid-Symptome. Viele lägen im Bereich des Nervensystems - dazu gehörten Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, „Gehirnnebel“ oder Kopfschmerzen.

„Unsere Daten zeigen, dass obwohl viele Betroffene über neurologische Beschwerden klagen, sich diese in der neurologischen Untersuchung so gut wie nie objektivieren lassen“, erklärte der Leiter der Post-Covid-Ambulanz an der Klinik für Neurologie, Mark Stettner. Den Angaben zufolge entwickeln bis zu zehn Prozent der Covid-Patienten nach überstandener Akutinfektion ein Post-Covid-Syndrom, also über Wochen und Monate anhaltende Beschwerden.