Badeunfälle häufen sich mit zunehmend gutem Wetter. Was man im Notfall tun sollte und wer besonders gefährdet ist – der KURIER erklärt’s.
Badeunfälle häufen sich mit zunehmend gutem Wetter. Was man im Notfall tun sollte und wer besonders gefährdet ist – der KURIER erklärt’s. imago images/Panthermedia

Die Meldungen um Dramen und Tragödien im Zusammenhang mit tödlichen Badeunfällen reißen nicht ab. Am Weißen See ist am Donnerstag für einen untergegangenen Mann die Rettung durch Taucher zu spät gekommen. Auch in der Ostsee sind zwei Menschen ertrunken. Vor Rügen zogen Rettungskräfte am Donnerstag einen 43-Jährigen nahe Göhren leblos aus dem Wasser. In der Nähe von Greifswald starb zudem eine 71-jährige Frau nach dem Baden.

Zwei Mädchen (13 und 14 Jahre alt) werden noch immer im Rhein vermisst. Für sie besteht laut Rettungskräften keine Hoffnung mehr. Eine 17-Jährige ist im selben Fluss ertrunken. Zwei Männer sind im zeitlichen Abstand von einer Woche in einem See in Schwerin ertrunken. Bei einem tödlichen Badeunfall eines 15 Jahre alten Jungen in Bremen haben Gaffer nach Polizeiangaben den Rettungseinsatz massiv behindert. Ein zehnjähriges Mädchen ist in der Ostsee vor Travemünde ertrunken. Bei einem Badeunfall in Boltenhagen an der Ostsee ist eine 77-Jährige ertrunken. Und das ist nur die Liste der bekannt gewordenen Fälle der letzten Woche.

Ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr steht am Ufer des Weißen Sees. Am späten Nachmittag ist ein 25-jähriger Mann im See ertrunken. Die Ursache ist noch nicht bekannt. 
Ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr steht am Ufer des Weißen Sees. Am späten Nachmittag ist ein 25-jähriger Mann im See ertrunken. Die Ursache ist noch nicht bekannt.  Jörg Carstensen/dpa

Immer wieder kommen Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei der Abkühlung im kalten Nass ums Leben. Der KURIER klärt auf, wie Sie im Notfall richtig handeln und wer und unter welchen Umständen man besonders Gefahr läuft, dass das Badevergnügen zur tödlichen Falle wird.

Woran erkennt man, dass jemand zu ertrinken droht?

Wie im Film, in dem Ertrinkende panisch mit den Armen wedeln und nach Hilfe schreien, sieht ein Badeunfall im echten Leben in den seltensten Fällen aus. Meist ist es ein stiller Tod. Das macht die Sache so gefährlich, weil sie kaum bemerkt wird. Der Kopf eines Ertrinkenden ist in Wirklichkeit meist unter Wasser – schafft man es für einen kurzen Moment an die Wasseroberfläche, wird diese Zeit instinktiv zum Luftholen genutzt. Zeit für einen Hilferuf bleibt da nicht.

Wie reagiert man richtig, wenn jemand im Wasser in Not ist?

Wer einen Ertrinkenden selbst retten will, begibt sich in Gefahr. Weil Menschen in dieser Notfallsituation nach allem greifen, was in der Nähe ist, ist es für potenzielle Retter schwierig, sich aus diesem Griff zu befreien. Die DLRG rät für den Notfall daher: Hilfe holen und der Person im Wasser Schwimmhilfen oder andere Gegenstände zuwerfen, an denen sie sich festhalten kann. Wer dennoch ins Wasser gehen will, um zu helfen, sollte sich der Person von hinten nähern und sie unter den Armen packen. Wichtig, wenn auch eigentlich selbstverständlich: Der Kopf der zu rettenden Person muss oberhalb der Wasseroberfläche sein.

Welche Gefahren beim Schwimmen im Rhein drohen, das demonstriert die Feuerwehr Düsseldorf bei einem Pressetermin an der Theodor-Heuss-Brücke in Düsseldorf.
Welche Gefahren beim Schwimmen im Rhein drohen, das demonstriert die Feuerwehr Düsseldorf bei einem Pressetermin an der Theodor-Heuss-Brücke in Düsseldorf. imago images/Oliver Langel

Wer ist besonders gefährdet, zu ertrinken?

Natürlich weiß jeder um die Gefahr, die Wasser für Kinder und andere Nichtschwimmer bedeutet. „Ob zu Hause am eigenen Pool im Garten oder beim Urlaub an der Küste: Die Gefahren für Kinder und insbesondere solche ohne jegliche Schwimmfertigkeiten werden leider viel zu oft unterschätzt“, sagt DLRG-Pressesprecher Achim Wiese. „Es genügen wenige Sekunden der Unaufmerksamkeit, die verheerende Folgen haben können. Das haben uns in den vergangenen Jahren einige – allzu oft – tragische Ereignisse leider bestätigt.“

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Laut DLRG sind aber auch ältere Menschen gefährdet, die ihre Kraftreserven überschätzen oder ihre Vorerkrankungen wie Herzprobleme oder Diabetes ignorieren. Fast 80 Prozent der Ertrunkenen waren in den letzten Jahren männlich, was Achim Wiese mit Leichtsinn, Übermut und Unterschätzung von Gefahren erklärt. Oft sind Menschen mit Migrationshintergrund betroffen. „In den Herkunftsländern der Einwanderer ist Wasser zu kostbar, um darin zu baden. Deshalb können sie oft nicht schwimmen“, erklärt Achim Wiese gegenüber dem MDR. Weil sie trotzdem Teil der Gemeinschaft sein wollen, gehen sie ins Wasser und unterschätzen die Gefahr.

Wo sind die Gefahren für einen Badeunfall am größten?

Erst am Mittwoch verloren im Rhein vermutlich gleich drei Mädchen ihr Leben. „Flüsse und Seen sind nach wie vor die größten Gefahrenquellen. Nur vergleichsweise wenige Gewässerstellen werden von Rettungsschwimmern bewacht. Das Risiko, dort zu ertrinken, ist deshalb um ein Vielfaches höher als an Küsten oder in Schwimmbädern“, erklärt Achim Haag, Präsident der Wasserretter der DLRG. Der Grund: Hier gibt es keine Rettungsschwimmer.

Schadet ein Sprung ins kalte Nass dem Herzen?

Ja! Bei warmem Wetter fließt das Blut vermehrt in die Arme und Beine. Bei einem plötzlichen Sprung ins kalte Wasser ziehen sich die Blutgefäße abrupt zusammen und pumpen das Blut schnell ins Herz. Das kann zu Rhythmusstörungen führen. Vor allem für Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen und Kinder ist das gefährlich. Deshalb rät die DLRG in ihrer Aufklärungskampagne: „Gehe nur zum Baden, wenn du dich wohlfühlst. Kühle dich ab und dusche, bevor du ins Wasser gehst.“

Wie lange sollte man nach dem Essen mit dem Baden warten?

„Gehe niemals mit vollem oder ganz leerem Magen ins Wasser“, lautete eine weitere der 10 Baderegeln der DLRG. Das Problem: Mit leerem Magen fehlt einem die Kraft, sich über Wasser zu halten, weil dem Körper schlicht die Energie fehlt. Ist man zu vollgefuttert, ist die Gefahr groß, dass einem beim Schwimmen durch die Kraftanstrengungen schlecht wird und man sich übergeben muss. Dann schluckt man womöglich Wasser.

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Gibt es sekundäres Ertrinken wirklich?

Der Badeunfall ist noch einmal gut gegangen? Behalten Sie den Geretteten trotzdem im Auge. Beim sekundären Ertrinken reagiert die Lunge verzögert, wenn die betroffene Person zu viel Wasser „geschluckt“ hat. Flüssigkeiten, die dabei in die Lunge gelangen, rufen zeitverzögert Entzündungsreaktionen und Ödeme hervor. Es kommt zu Störungen des Gasaustausches. Man erstickt am Sauerstoffmangel. Allerdings weisen Ärzte darauf hin, dass das äußerst selten vorkäme. Von den eh schon wenigen Fällen, in denen ein Mensch erst Stunden oder gar Tage nach einem Badeunfall stirbt, seien meist andere Ursachen (Lungenentzündung, Blutvergiftung infolge des Badens im keimbelasteten Wasser etc.) deutlich häufiger.