Die Ballettstange ist ein wichtiges Element des Workouts. Daheim erfüllen aber auch ein Tisch oder Stuhl diesen Zweck
Die Ballettstange ist ein wichtiges Element des Workouts. Daheim erfüllen aber auch ein Tisch oder Stuhl diesen Zweck Foto: Youpila/dpa

In Form kommen an der Ballettstange: Das ist es, worum es beim Barre-Workout geht. Dieses Fitnesstraining orientiert sich an den klassischen Ballettübungen. Maren Zühlke von der Deutschen Sporthochschule Köln behauptet: „Der Trend hat bereits vielen Stars zur Traumfigur verholfen.“

Ballerinen strahlen mit ihrer meist schlanken Figur und der gestrafften Bein- und Gesäßpartie eine besondere Körperästhetik aus. Zühlke: „Das Barre-Training verspricht, dass jeder so aussehen kann.“ Aber ist es wirklich für jede Frau und vielleicht auch jeden Mann etwas? Oder gibt es bestimmte Zipperlein, mit denen man den Gang an die Stange lieber meidet? Die wichtigsten Informationen im Überblick:

Wo kommt das Barre-Training her?

„Gerade in den USA werden gewisse Balletttänzer wie Popstars gefeiert“, sagt Zühlke. „Manche wie Misty Copeland haben sogar Werbeverträge mit Sportartikelherstellern.“ Dabei steht der athletische, schlanke und gesunde Körper im Vordergrund. „In Europa ist diese Entwicklung noch nicht so zu sehen, aber die sozialen Medien verbreiten solche Trends schnell.“ Doch auch diesseits des Atlantiks findet man vermehrt Barre-Angebote.

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„Interessant ist, dass Barre ursprünglich sogar aus Europa kommt: Die Erfinderin Lotte Berk ist in Köln geboren“, sagt Cornelia Dingendorf. Dingendorf betreibt unter dem Namen Youpila Studios in Düsseldorf, Hamburg und Berlin.

Wer kann das Barre-Training ausprobieren?

„Die meisten Übungen sind so einfach, dass kein vorheriges Üben notwendig ist“, sagt Forscherin Zühlke, die am Institut für Tanz und Bewegungskultur der Sporthochschule tätig ist. Im Prinzip kann also jeder mitmachen, der Spaß an Bewegung zur Musik hat. „Es sind auch keine tänzerischen Kenntnisse nötig“, so Zühlke. Bei den schwierigeren Übungen sei aber eine gewisse Beweglichkeit in den Hüftgelenken von Vorteil, um zum Beispiel das Bein auf eine gewisse Höhe zu schwingen.

Das Barre-Workout kombiniert Ballettpositionen mit Fitness-Elementen, Pilates, Yoga und Cardio.
Foto: Youpila/dpa
Das Barre-Workout kombiniert Ballettpositionen mit Fitness-Elementen, Pilates, Yoga und Cardio.

Doch da viele Übungen unterschiedliche Schwierigkeitsgrade beinhalten, die jeder an seinen Leistungsstand anpassen kann, können Anfänger wie Fortgeschrittene an demselben Training teilnehmen. Davon fühlten sich vor allem Frauen angesprochen, sagt Dingendorf. „Es gibt keine schweren Gewichte und einseitige, maskuline Übungen.“ Für Teilnehmer mit Rücken- oder Knieproblemen zum Beispiel ist das Training aber nicht geeignet.

Welche Körperregionen werden trainiert?

„Das Barre-Training ist ein Ganzkörpertraining speziell für die Haltung, indem es Bauch und Rücken stärkt“, sagt Zühlke. Es kann auch als zusätzliches Krafttraining für die unteren Extremitäten und für den Rumpf genutzt werden.

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„Barre-Workout ist ein Kraft-Ausdauertraining. Es kombiniert Ballettpositionen mit Fitness-Elementen, Pilates, Yoga und Cardio“, ergänzt Dingendorf. „Durch kleine, gezielte Bewegungen bauen wir Muskeln auf und verbrennen Körperfett.“ Der Körper werde dabei definiert, gestrafft und geformt.

Wie trainiert man?

„Das Training findet meistens mit beiden Händen an der Stange statt, um das Gleichgewicht zu unterstützen“, sagt Zühlke. So kann man sich auf die Beine fokussieren. Indem einzelne Übungen auf einem Bein oder dem Fußballen ausgeführt werden, wird das Gleichgewicht geschult. „Sobald ein Fortschritt eintritt, kann die Stange losgelassen werden“, sagt Zühlke.

Im Studio von Dingendorf findet das Training auch auf dem Boden statt: „Da wir den gesamten Körper trainieren, bieten sich Übungen zum Beispiel für die Körpermitte besser auf der Matte an.“ Außerdem kommen je nach Bedarf Hanteln, Bälle und Bänder zum Einsatz.

Wo wird das Barre-Training angeboten?

Unter anderem in Tanzschulen und Fitnessstudios. „Die Trainer sind meistens auch Tanzlehrer für Ballett, Jazz Dance oder Modern Dance“, sagt Zühlke. Viele standen selbst auf der Bühne. Eine Ausbildung oder ein Branding wie beim Zumba gibt es jedoch nicht. „Allerdings bieten private Anbieter Fortbildungen an.“

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Somit kann jede Tanzschule und jedes Fitnessstudio Kurse im Programm haben, auch ohne dass ihre Instruktorinnen und Instruktoren eine Fortbildung belegt haben. „Das macht es für den Verbraucher schwieriger zu entscheiden, welches Angebot besser ist.“ Zühlke empfiehlt zu Beginn immer eine „Schnupperstunde“.

Kann man auch zu Hause trainieren?

„Beim Barre-Training findet man auf YouTube eine Fülle von Trainingsvideos und Tutorials“, sagt Zühlke. Ein Vorteil ist, dass man für das Training nicht viel Platz braucht und auch keine professionelle Ballettstange. Jeder Stuhl, jedes Geländer oder jede Anrichte reichen aus, wie Zühlke sagt. Es gebe auch viele Videos, in denen Übungen auf dem Boden gezeigt werden. „Allerdings sollte man dabei immer auf die Gelenke achten“, ergänzt Studiobesitzerin Dingendorf.

Sie empfiehlt zu Beginn die Basisübung „Demi Plié“: Dazu beide Hände locker auf die Stuhllehne oder Tischkante legen, die Fersen zusammennehmen bis sie sich berühren und die Zehen nach außen drehen. „So sind die Füße leicht geöffnet wie bei einem Pizzastück“, erklärt Dingendorf. Den Bauchnabel jetzt leicht nach innen oben ziehen, das Becken nach vorne schieben, den Po anspannen, die Schulterblätter hinten im Rücken zusammenziehen und das Brustbein heben.

„Das ist das Geradestehen an der Ballettstange.“ Dann in die Kniebeuge gehen. Dabei das Becken stabil halten und den Po nicht nach hinten bringen. „Halten. Danach kleine Pliés, also kleine Kniebeugen, machen“, fährt Dingendorf fort. „Wer mehr will, kann die Fersen dazu heben und dies mehrfach wiederholen.“