Gesund und fit durch die Corona-Krise

Ernährungsberaterin: So landet der Lockdown nicht auf den Hüften

Dosensuppe, Knabbereien, Alkohol: Eine Expertin gibt Tipps, wie auch die Waage durch die Krise kommt

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Pommes und Chips am Abend sollten nicht zur Regel werden. 
Pommes und Chips am Abend sollten nicht zur Regel werden. imago images/Panthermedia

Als die Corona-Krise begann, deckten die Berliner sich mit Nudeln, Reis und Dosensuppen ein. All das, was viele horteten, muss auch gegessen werden – und das tut vielleicht der Seele gut, nicht aber der Figur.

Nicole von Prondzinski ist Diätassistentin am Sana-Klinikum Lichtenberg. Und verrät im KURIER, wie der Lockdown nicht auf die Hüften geht.

Morgens Müsli, mittags Nudeln, abends eine schnelle Dosensuppe – sieht so der Speiseplan in vielen Berliner Haushalten aus? Dazu gibt es für alle, die sich strikt an die Corona-Regeln halten, noch andere Stolperfallen – viele trinken abends gern ein Gläschen oder beglücken sich selbst mit Süßem. Nicole von Prondzinski arbeitet als Diätassistent in im Sana-Klinikum, hat vor allem mit Adipositas-Patienten zu tun – und gibt Tipps, damit das Leben im Lockdown nicht ungesund wird.

Nicole von Prondzinski arbeitet als Diätassistentin am Lichtenberger Sana-Klinikum.
Nicole von Prondzinski arbeitet als Diätassistentin am Lichtenberger Sana-Klinikum.

Nicht nur Dosensuppe! Wer oft Nudeln, Reis, Kartoffeln oder Fertigprodukte isst, muss nicht dick werden. Aber: Gut tut dem Körper das Kohlenhydrate- Dauerfeuer nicht. „Und gerade in Dosensuppen sind natürlich viele Zusatz- und Aromastoffe, zu viel davon ist langfristig ungesund. Das sollte man minimieren.“ Müdigkeit, Antriebslosigkeit, blasse Haut – solche Mangelerscheinungen können die Folge sein. Das Gleiche betrifft Leute, die nur Nudeln futtern. „Weißmehlprodukte liefern Kohlenhydrate,die im Körper in Zucker umgewandelt werden. Kommt der Bewegungsmangel hinzu, kann das etwas am Gewicht ändern.“ Auf lange Sicht droht Gewichtszunahme – und Folgeerkrankungen.

Vollkorn und TK-Gemüse. Reis und Nudeln sollten immer mit vitaminreichen Zutaten kombiniert werden. Wenn’s
mal kein frisches Obst oder Gemüse gibt, rät Nicole von Prondzinski zur Tiefkühlware. „Das kann man gut lagern – und es ist erwiesen, dass durch das Schockfrosten kaum Vitaminverlust auftritt.“ Außerdem lohnt der Griff zu Vollkornprodukten. „Es gibt auch Vollkornnudeln und Vollkornreis – solche Produkte enthalten einen höheren Ballaststoffanteil und machen deshalb länger satt.“

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Essen als Genuss. Essen kann nicht nur ein Ritual zur Aufnahme von Nährstoffen sein, sondern auch ein Zeitvertreib. „Es gibt viele Leute, die im Alltag nie Zeit zum Essen haben – derzeit hat aber jeder die gute Chance, sich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen und frisch und gesund zu kochen.“ Nicole von Prondzinski rät dazu, sich Koch-Videos im Netz anzuschauen und Dinge auszuprobieren. „Zum Beispiel eine gute, selbst gemachte
Tomatensuppe. So lernt man noch etwas – und macht das Essen zum bewussten Genuss.“

Bewegung nicht vergessen. Wir sollen möglichst zu Hause bleiben – das ist aber kein Grund, die Bewegung zu vernachlässigen. Die Regel, dass man für Individualsport nach draußen darf, sollte man nutzen. Bewegung tut einfach gut. Menschen mit Tendenz zum Übergewicht sollten sich jetzt nicht aufs Sofa setzen. „Es gibt im Internet Fitnessvideos mit Übungen, die man zu Hause probieren kann.“ Problematisch seien Eltern, die es den Kindern aus Panik verbieten, an die Luft zu gehen. „Denn Studien belegen, dass Kinder immer adipöser werden." Zum Glück bleiben Schulweg und Sportunterricht dieses Mal erhalten. 

Snacks und Alkohol. Ebenfalls sehr gefragt sind in diesen Zeiten Chips und andere Knabbereien. Der Grund: „Viele Menschen denken, sie können jetzt abends sowieso nur Fernsehen schauen – und greifen deshalb zu Chips und Flips“, sagt Nicole von Prondzinski. Ihr Tipp: „Lieber gesund snacken. Statt fettiger Kartoffelchips zu Nüssen oder Gemüsesticks greifen.“ Die zu schneiden macht zwar etwas Arbeit, aber die meisten haben ja Zeit.

Ein anderes Thema ist der Alkohol – auch hier wird gern mal zugelangt. Eine Analyse des Einkaufsverhaltens der Deutschen in Corona-Zeiten ergab: Es gingen phasenweise 36 Prozent mehr Bier und 61 Prozent mehr Wein über die Ladentheke. Problematisch vor allem bei jenen, die schon vor der Krise gern allein tranken – und jetzt noch Ängste  vor dem Virus entwickeln. Statt zu trinken sollte man in dem Fall lieber Kontakt suchen, das Umfeld pflegen. „Über Skype, WhatsApp oder das Telefon Kontakt mit anderen halten. Wer einsam lebt und das nicht tut, kann Depressionen entwickeln.“