Senioren müssen während der Corona-Krise nicht allein bleiben. Bei Besuch sollten sie aber auf Distanz achten und die Besuchszeiten begrenzen.
Senioren müssen während der Corona-Krise nicht allein bleiben. Bei Besuch sollten sie aber auf Distanz achten und die Besuchszeiten begrenzen. Foto: dpa

Berlin - Die Statistiken seit Ausbruch der Corona-Epidemie zeigen, dass der Virus besonders für Senioren schlimme Folgen hat. Ihre Körper sind vom Leben geschwächt und bieten nicht genug Abwehrkräfte, außerdem fördern altersbedingte Erkrankungen die Ansteckung mit dem Virus.


Knapp 15 Prozent der Infizierten weisen schwere Krankheitsverläufe auf – also Lungenentzündungen, Atemnot und Sauerstoffmangel im Blut. Und gut 5 Prozent der Fälle verlaufen kritisch bis lebensbedrohlich: Bei ihnen kommt es zu Lungenversagen, sogenanntem septischen Schock wie bei einer Blutvergiftung, und dem Versagen mehrerer Organe.

Senioren über 80 sind besonders gefährdet

„Das Risiko erhöht sich graduell ab Mitte 50, steigt ab 75 Jahren noch mal deutlich an und ist bei Über-80-Jährigen extrem erhöht“, sagt Hans Jürgen Heppner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG). „Die Sterblichkeit liegt aktuell im Schnitt bei 3,5 Prozent. Bei Patienten im Alter zwischen 55 und 70 Jahren sind es mehr als 4 Prozent, ab 80 Jahren erhöht sie sich auf 14,8 Prozent“, sagt der Altersmediziner.

Es kommt natürlich vor allem auf den individuellen Gesundheitszustand an, der auch bei 80-Jährigen noch fabelhaft sein kann. Trotzdem ist das Alter an sich ein Risikofaktor. „Im Laufe der Zeit kommt es zur sogenannten Immunseneszenz. Dann funktioniert die Infektabwehr langsamer und schwächer als bei jüngeren Patienten. Grundsätzlich sind Senioren also anfälliger für Infektionen, insbesondere auch akute Atemwegsinfekte“, sagt Heppner. Darüber hinaus sind viele ältere Menschen aber auch chronisch krank – und das macht sie noch gefährdeter. „Vor allem Erkrankungen der Atemwege wie Asthma und die Lungenkrankheit COPD, aber auch Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems erhöhen das Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19“, so  Heppner.  

Oma und Opa erst einmal nicht besuchen

Weitere Risikofaktoren seien schwere Nierenerkrankungen – weil dann die Entgiftung weniger gut funktioniert und Medikamente vorsichtiger dosiert werden müssen. Bei Diabetikern komme es sehr darauf an, wie gut ihr Blutzuckerspiegel behandelt sei und welche weiteren Erkrankungen sie haben.  Noch Ende vergangener Woche gab die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie eine Pressemitteilung heraus, in der es hieß, „Oma und Opa dürfen weiter besucht werden“ und „niemand wird weggesperrt“. Angesichts der Dynamik der Epidemie hierzulande korrigiert Heppner nun jedoch diese Ansage. „In den nächsten Wochen sollten Oma und Opa nur besucht werden, wenn es unbedingt notwendig ist“, sagt er.

Zunächst für die Zeit bis Ostern hält er es nun für geboten, sehr auf Distanz zu gehen. Ob diese Karenzzeit noch einmal verlängert werden müsse, sei schwer absehbar. Heppner: „Bestenfalls zeigen die jetzt getroffenen Maßnahmen dann schon Wirkung und das Leben kann sich nach Ostern allmählich wieder normalisieren.“   Hier sind Tipps für Senioren und ihre Angehörigen: 

Tipps für Senioren und Angehörige

Besuch. Senioren sollten die Zahl der Personen, die sie besuchen kommen, stark limitieren – und zwar so, dass alle untereinander zwei Meter Abstand halten können. Die Besuchszeit sollte nicht zu lange ausfallen.

Heime. Senioren- und Pflegeeinrichtungen haben bereits Regeln für Besuche getroffen oder Besuche ganz untersagt. Angehörige sollten sich danach erkundigen und daran halten.

Feste. Bis einschließlich Ostern sollten Familienfeste abgesagt und auf Gottesdienstbesuche verzichtet werden.

Haushalt. Bei pflegebedürftigen Senioren, die im häuslichen Umfeld von Familienmitgliedern versorgt werden, sollte penibel auf Schutzmaßnahmen geachtet werden, etwa Händehygiene und Räume regelmäßig lüften.

Einkäufe. Am Besten von Nachbarn oder Angehörigen erledigen lassen – die Tasche nur bis vor die Tür bringen lassen.

Öffentliche Verkehrsmittel. Wege mit Bussen und Bahnen soweit es geht einschränken, Stoßzeiten meiden, Abstand einhalten.

Raus gehen. Spaziergänge an der frischen Luft sind gut. Sie trainieren die Immunabwehr, am besten Frühabends.