Heizen wird schier unbezahlbar in Deutschland. Die Nachzahlungen für Gas und Strom dürften viele Menschen vor große finanzielle Herausforderungen stellen. Am besten, man spart jetzt schon dafür.
Heizen wird schier unbezahlbar in Deutschland. Die Nachzahlungen für Gas und Strom dürften viele Menschen vor große finanzielle Herausforderungen stellen. Am besten, man spart jetzt schon dafür. IMAGO/Christian Ohde

Draußen wird es langsam, aber sicher kälter. Doch die Heizung anzudrehen, daran dürften dieser Tage wohl die wenigsten Deutschen denken. Stattdessen mischt sich die Angst mit dem unguten Gefühl: Wie hoch werden wohl die Nachzahlungen für Strom und Gas im nächsten Jahr ausfallen? Wo nehme ich das Geld dann her? Am besten, man spart jetzt schon so gut es geht. Aber wie? Und wie viel?

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Wie viel Geld sollte man für Nachzahlungen bei Strom und Gas zur Seite legen?

Das kann noch keiner ganz genau sagen, da die Preise für Strom und Gas weitersteigen. Dennoch gibt es Berechnungen, die einen Richtwert angeben. Singles (50-Quadratmeter-Wohnung) müssen laut Vergleichsportal Check24 mit gut 900 Euro Mehrkosten für Strom und Gas rechnen. Paare, die in einer 100-Quadratmeter-Wohnung wohnen, sollten demnach gut 2000 Euro für die Preisexplosion bei Gas und Strom bereithalten. Familien, die in einem Einfamilienhaus leben, müssen dank Strom- und Gaspreis-Schock rund 3500 Euro mehr einrechnen.

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Kann man auf dem Girokonto Geld ansparen?

Theoretisch ja. Aber eine gute Idee ist das nicht. „Auf alle Fälle belässt man den Notgroschen nicht auf dem Girokonto, auf dem das Gehalt eingeht und von dem die laufenden Ausgaben abgehen“, rät Prof. Hartmut Walz, Finanzökonom an der Hochschule Ludwigshafen.

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Denn wer das Ersparte nicht aus dem unmittelbaren Dunstkreis entfernt, läuft Gefahr, es in einem schwachen Moment auszugeben. „Natürlich gibt es auch die Superdisziplinierten, die es auf dem Girokonto hinkriegen. Aber für mich wäre das zu verlockend“, sagt Annabel Oelmann, Vorständin bei der Verbraucherzentrale Bremen.

Das Geld zu Hause bar aufzubewahren, ist übrigens auch keine gute Option.

Welche Option ist zum Ansparen eines Notgroschens sinnvoll?

Die wohl einfachste Lösung für die meisten Menschen: ein separates Konto, zum Beispiel für Tages- oder Festgeld. Beides sind in der Regel kostenlose Konten, zu denen es keine Zahlungskarten gibt. Man kann mit ihnen also nicht am normalen Zahlungsverkehr teilnehmen.

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„Diese Trennung macht einen unkontrollierten Zugriff erheblich unwahrscheinlicher, da es die Zugriffsschwelle erhöht“, sagt Finanzfachmann Walz. Wer das separate Konto auch noch aus der täglichen Wahrnehmung verbannt, sichert sich zusätzlich ab.

Ist ein Festgeldkonto die erste Wahl für das Geld, das man für die bevorstehenden Nachzahlungen sparen will?

Nicht unbedingt. Denn der Vorteil eines Festgeldkontos ist gleichzeitig sein größter Nachteil: Das angelegte Geld ist nicht jederzeit verfügbar, sondern erst zum Ende der mit dem Kreditinstitut vereinbarten Laufzeit. Das sichert das Ersparte zwar vor dem ungehinderten Zugriff, nimmt aber ein Stück weit die Flexibilität. Denn nicht jede Rechnung, die ins Haus flattert, ist vorhersehbar.

Die kommende Gasrechnung dürfte viele Mieter und Eigentümer in eine Art Schockstarre versetzen.
Die kommende Gasrechnung dürfte viele Mieter und Eigentümer in eine Art Schockstarre versetzen. Bernd Weißbrod/dpa

Also spart man sein Geld am besten auf dem Tagesgeldkonto?

Für Sparbeträge, an die man jeder Zeit herankommen möchte oder muss, ist das Tagesgeldkonto eine gute Option. Das Tagesgeldkonto ist flexibel. Hier kann das Ersparte jederzeit auf das angeschlossene Girokonto transferiert werden. Die Flexibilität bezahlen Sparerinnen und Sparer dafür mit einem geringeren Zinssatz als beim Festgeld. Aber: Wer das Geld schnell verfügbar haben möchte, um etwa die Nachzahlungen für Strom und Gas zahlen zu können, fährt mit einem Tagesgeldkonto trotzdem am besten.

Wie stehen denn die Möglichkeiten, Zinsen auf das Ersparte zu bekommen?

Nicht sonderlich gut, sagt Annabel Oelmann. Die Zinsen aufs flexiblere Tagesgeld etwa seien so gering, dass sie von der aktuellen Inflation gleich wieder aufgefressen würden. Beim Festgeld sieht’s kaum besser aus.

Ein wenig Zins, meist aber unter einem Prozent pro Jahr, gibt es laut Hartmut Walz aufs Tages- oder Festgeld vieler Hausbanken. Attraktivere Konditionen gibt es Honorarberater Michael Ritzau zufolge bei Online-Banken. Dort müsse man aber darauf achten, möglichst wenig Risiko einzugehen – viele der Institute kämen aus dem europäischen Ausland.

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„Im Konkursfall der Bank muss die zuständige staatliche Einlagensicherung einspringen“, sagt Ritzau. So sei zum Beispiel die italienische Einlagensicherung aufgrund der hohen Staatsverschuldung samt unsicherer politischer Lage mit einem Restrisiko behaftet. Die schwedische Einlagensicherung ist im Vergleich deutlich sicherer.

Sollte man die Bank wechseln, um höhere Zinsen zu bekommen?

Eher nicht! Finanzökonom Walz empfiehlt, die Mühe für den Vergleich und die Einrichtung einer komplett neuen Kontoverbindung ins Verhältnis zum Zinsvorteil zu setzen: Wer zum Beispiel 800 Euro für eine erwartete Nebenkosten-Nachzahlung noch ein halbes Jahr anlegen kann und seinen Zins durch einen Bankenwechsel für diesen Zeitraum von einem auf zwei Prozent verdoppelt, gewinnt am Ende gerade einmal vier Euro – vor Steuern wohl gemerkt. Nach Abzug der Kapitalertragsteuer bleiben drei Euro übrig. Dafür lohnt sich die Schnäppchenjagd nach dem höchsten Zins nun wirklich nicht, sagt Walz.