Haben noch jede Menge Aufgaben bis Weihnachten abzuarbeiten: DFB-Manager Oliver Bierhoff (l.) und Bundestrainer Hansi Flick.
Haben noch jede Menge Aufgaben bis Weihnachten abzuarbeiten: DFB-Manager Oliver Bierhoff (l.) und Bundestrainer Hansi Flick. imago/Action pictures

Erst kommt das Kicken, dann die Moral. Dieser aus Bertolt Brechts Dreigroschenoper entlehnte Spruch ist für die Fußball-Branche ein Grundvorwurf vor der Winter-WM im kommenden Jahr im Wüstenstat Katar (21. November – 18. Dezember). Einen Turnier-Boykott wird es kaum geben, aber der richtige Umgang mit den unzureichenden demokratischen Standards im Gastgeberland bleibt für alle WM-Akteure eine Prüfung.

Transparente, Regenbogenbinde oder auch die Kniefälle – all diese Aktionen, die das Fußballjahr 2021 geprägt haben, scheinen Vergangenheit. Je näher das Ende der Qualifikation rückt, die für die deutsche Nationalelf nicht übermäßig schwer gewesen ist, desto lauter werden die Rufe nach klaren Positionierungen der Fußball-Stars gegen Homophobie und Arbeiterausbeutung am Golf. 

Fifa, DFB & Co. sollen Druck auf Katar ausüben

„Die Fifa, der DFB, alle können und müssen Druck ausüben“, fordert beispielsweise Wenzel Michalsky, der Vorsitzende von Human Rights Watch. Der Menschenrechts-Experte bot an, DFB-Direktor Oliver Bierhoff, Bundestrainer Hansi Flick & Co. nochmals zu instruieren. Bei der WM würden diese vor Ort dann nämlich nur „Glanz und Gloria“ präsentiert bekommen.

Nicht die einzige Baustelle. Komplizierter könnte die logistische Vorbereitung auf das Turnier werden. Eriwan ist nicht die Endstation. Für Flick und  Bierhoff geht das Fußball-Jahr 2021 noch weiter. Noch vor dem Weihnachtsfest will Flick persönlich nach Doha reisen, um sich selbst ein Bild von den Gegebenheiten vor Ort. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht nach dem Abschluss der WM-Qualifikation mit dem Gastspiel in Armenien am Sonntag die Hotelsuche. Kein leichtes Unterfangen, wie Bierhoff schon berichtet.

Mythos Campo Bahia lebt

Der Mythos vom Campo Bahia ist mittlerweile eine Last. Er war schon 2018 in Russland eine Bürde und wurde zum Zankapfel. Das perfekte WM-Quartier am brasilianischen Atlantikstrand wurde mit dem von Bierhoff in Bau gegebenen Hüttenkomplex zum Basislager des Titels 2014. Vier Jahre später verstrickte sich der damalige DFB-Präsident Reinhard Grindel in den Interessen ranghoher russischer Politiker. Der damalige Bundestrainer Jogi Löw landete mit seinem Team im Moskauer Vorstadt-Wald in Watutinki statt wie gewünscht am Schwarzen Meer in Sotschi – mit dem frühen WM-K. o. als allseits bekanntem Ausgang.

Und in Katar? Die Fifa beschränkte sich bisher darauf, einen Hochglanzprospekt mit Hotels und Trainingsplätzen zu verschicken. Mehr aber auch nicht. Der hilft nicht wirklich weiter. „Das Angebot ist begrenzt“, stellte Bierhoff nach ersten Inspektionen fest. „Gute Trainingsbedingungen, ein Hotel, wo man für sich ist“, nannte Flick als Grundsatzkriterien. Auch kurze Wege zwischen Unterkunft und Trainingsplatz sind erwünscht. Vermutlich zieht es den DFB-Tross in eine Anlage nördlich von Doha, abseits des großen WM-Rummels.

Die Marschroute gen Katar steht zumindest terminlich fest. Im März soll es zwei Testspiele gegen Hochkaräter geben. Benannt werden die Gegner erst nach der Auslosung der Nations League am 16. Dezember, um Dopplungen im Vorbereitungsprogramm zu vermeiden. Im Juni gibt es gleich vier Partien und im September noch weitere zwei in dem Europa-Wettbewerb. Deutschland ist in Lostopf zwei und bekommt auf jeden Fall einen starken Kontrahenten: Italien, Frankreich, Belgien, Spanien sind die Optionen aus dem besten Topf. 

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