Noch nicht in WM-Form

Steile These, aber Daten lügen nicht: Hat Deutschland mit Manuel Neuer ein Torwartproblem?

Der Keeper des FC Bayern sah bei den Gegentoren gegen Japan und Spanien nicht besonders gut aus und sucht vor dem Spiel gegen Costa Rica noch seine WM-Form.

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Sah bei den Gegentoren gegen Japan und Spanien nicht besonders gut aus und sucht noch seine WM-Form: Deutschlands Torhüter Manuel Neuer.
Sah bei den Gegentoren gegen Japan und Spanien nicht besonders gut aus und sucht noch seine WM-Form: Deutschlands Torhüter Manuel Neuer.Imago/Ulmer/Teamfoto

Ganz Fußball-Deutschland diskutiert über Niclas Füllkrug. Soll Bundestrainer Hansi Flick den Torschützen zum 1:1 gegen Spanien im entscheidenden Gruppenspiel gegen Costa Rica (Donnerstag, 20 Uhr, ARD und MagentaTV) in die Startelf befördern? Dabei bleibt ein Thema auf der Strecke: DFB-Keeper und Kapitän, der gegen Costa Rica die nächste Rekordmarke setzt. Steile These, aber Daten lügen nicht: Hat Deutschland mit Manuel Neuer ein Torwartproblem?

Keine Frage, Neuer steigt gegen Costa Rica in den Torwart-Olymp auf: Mit 19 WM-Spielen wird der fünfmalige Welttorhüter Sepp Maier und den Brasilianer Claudio Taffarel überholen. Dabei hielt er die Nationalmannschaft seit 2010 mit zig Glanzparaden immer wieder im Spiel und setzte sich 2014 mit dem WM-Titel die Krone auf.

Manuel Neuer noch nicht in WM-Form

„Manuel“, ist sich Bundestrainer Hansi Flick sicher, „ist nach wie vor die Nummer eins auf der Welt.“ Doch auch ein Top-Torhüter ist nicht unfehlbar. Und Neuer ist noch nicht in WM-Form. Das bewies das 1:2 gegen Japan.

Den Ärger, ja zu Teilen auch die völlig übertriebe Wut, bekam allerdings allein Nico Schlotterbeck ab. Ja, der ehemalige Profi des 1. FC Union sah gegen Japan zwar gleich mehrfach nicht gut aus. Doch den BVB-Verteidiger zum alleinigen Buhmann zu machen, wäre zu einfach – und schlichtweg falsch.

Manuel Neuer kassiert zwei Tore in der Torwartecke

Manuel Neuer sah beim 1:2 der Japaner bei der WM in Katar nicht gut aus, machte das kurze Ecke auf.
Manuel Neuer sah beim 1:2 der Japaner bei der WM in Katar nicht gut aus, machte das kurze Ecke auf.Imago/Moritz Müller

Das zweite Tor der Japaner geht auch auf Niklas Süles Kappe, der das Abseits durch schlechtes Stellungsspiel aufhob und Schlotterbeck so überhaupt erst ins Laufduell mit Bochums Takumo Asano schickte. Wurde Süles Fehler von manch einem Experten noch erwähnt, ging die Rolle von Neuer beim Gegentor komplett unter.

Fakt ist: Neuer kassierte bei der WM in zwei Spielen bereits drei Gegentore. Zwei davon ins kurze Eck, das normalerweise der Torhüter immer zumachen muss. Gegen Japan machte Neuer die kurze Ecke sogar mit einer seltsamen Körperbewegung auf, gegen Spanien bekam er beim 0:1 die Arme nicht mehr rechtzeitig nach oben.

Daten: Kevin Trapp stärker als Manuel Neuer

Zeichneten Neuer auf der Linie einst seine explosiven Reflexe aus – man erinnere sich nur an die Tat im WM-Viertelfinale gegen Frankreich 2014, als Neuer Karim Benzema aus kurzem Winkel verzweifeln ließ –, scheint er im fast biblischen Alter von 36 Jahren ein bisschen von seiner Reaktionsschnelligkeit eingebüßt zu haben. Hinzu kommt, dass dem Keeper des FC Bayern auch die so wichtige Wettkampfpraxis ein bisschen fehlt.

Zur Erinnerung: Neuer verpasste kurz vor der WM drei Liga-Spiele, fehlte einige Wochen wegen einer Schultereckgelenksprellung. Blickt man auf die Daten seiner bisherigen Bundesliga-Saison, fällt auf: Kein Torhüter der aktuellen Top 6 bekam weniger Schüsse auf das Tor als Neuer. Wenn es um Abschlüsse des Gegners im Strafraum geht, ist der Unterschied noch deutlicher: Allein Trapp hat in den 12 vergleichbaren Einsätzen fast 30 Abschluss-Situationen im Strafraum mehr erlebt als Neuer.

WM-Rekord soll Manuel Neuer beflügeln

Obwohl Neuer vor allem beim zweiten japanischen Treffer das kurze Eck fahrlässig aufmachte, somit eine gute Portion an Teilschuld trägt und auch die Daten der bisherigen Bundesliga-Saison für Frankfurts Rückhalt Kevin Trapp sprechen, bleibt Neuer natürlich die Nummer eins im deutschen Tor. Bundestrainer Flick denkt zu Recht über einige Veränderungen in der Startelf nach – Stichwort Füllkrug –, Neuer steht aber nicht zur Diskussion.

Und wer weiß, vielleicht bringt der bevorstehende WM-Rekord Neuer in WM-Form. Denn klar: Damit Deutschland vom WM-Titel träumen darf, muss die Null mal wieder stehen und Neuer sich steigern. Am besten bereits gegen Costa Rica.

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