DFB-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (4.v.l.), hier bei der WM-Eröffnung, ist Botschafter Katars und scheint sich wenig um die Menschenrechte vor Ort zu kümmern.
DFB-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (4.v.l.), hier bei der WM-Eröffnung, ist Botschafter Katars und scheint sich wenig um die Menschenrechte vor Ort zu kümmern. IMAGO/Isaac Ortiz

Sie rühren seit Jahren die Werbetrommel und werden dafür von Katars Emir fürstlich entlohnt: Ehemalige Fußballstars wie Pep Guardiola, David Beckham oder Lothar Matthäus. Von den Diskussionen um Menschenrechte, Diskriminierung, Ausbeutung oder die One-Love-Binde wollen sie alle nichts wissen. Gierig oder clever? Beckham, Guardiola oder Matthäus – Botschafter Katars und Spielball der Scheichs.

„Ich kann es kaum erwarten, meine Kinder hierher zu bringen.“ Es sind Sätze wie diese, die David Beckham scheinbar ohne große Probleme über die Lippen gehen. Es ist fast genau ein Jahr her, da unterschrieb Englands ehemaliges Fußball-Idol einen millionenschweren Vertrag mit Katar. Beckham ist das Gesicht der umstrittenen WM. Der Ex-Fußballstar soll dafür laut der Sun umgerechnet unfassbare 180 Millionen Euro kassieren.

David Beckham lacht, David Beckham winkt

Ex-Fußball-Star David Beckham ist das Gesicht der WM in Katar und soll dafür unfassbare 180 Millionen Euro kassieren. 
dpa/ Mike Egerton
Ex-Fußball-Star David Beckham ist das Gesicht der WM in Katar und soll dafür unfassbare 180 Millionen Euro kassieren. 

Und Beckham scheint großen Gefallen an seiner Rolle zu haben. Man sieht ihn im feinen Zwirn auf der VIP-Tribüne und in Gesellschaft von Fifa-Präsident Gianni Infantino. Beckham lacht, Beckham winkt. Beim WM-Auftakt in Katar fühlte sich Beckham ebenso pudelwohl wie ein paar Tage später Lothar Matthäus – wohl nicht nur wegen des 6:2-Kantersieges der Three Lions gegen Iran. Schließlich kassiert der 47 Jahre alte Beckham in Katar kräftig ab.

Als offizieller WM-Botschafter ist Beckkam regelmäßiger Gast in dem Emirat. Bekannt geworden ist vor allem ein Werbevideo, in dem er auf einem Motorboot sitzend die Skyline von Doha bewundert. Vorher hatte Beckham ein paar schicke Restaurants und auch Stadien besucht. Um die Behausungen der Gastarbeiter machte er dagegen einen großen Bogen – die Bilder hätten auch kaum in sein 30-minütiges Werbefilmchen für Katar gepasst.

Stattdessen lobt er, dass Katar bei allem Fortschritt sein „Erbe“ behalten habe und „das, was wirklich zählt“. Für Beckham dürfte indes vor allem eines zählen – Geld. Wie für so viele andere WM-Botschafter.

Pep Guardiola war der erste WM-Botschafter Katars

Star-Trainer Pep Guardiola war einer der ersten WM-Botschafter Katars. Die Zustände im kleinen Wüsten-Staat scheinen ihn dabei nicht zu interessieren.
IMAGO / Marca
Star-Trainer Pep Guardiola war einer der ersten WM-Botschafter Katars. Die Zustände im kleinen Wüsten-Staat scheinen ihn dabei nicht zu interessieren.

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Pep Guardiola, gefeierter Trainer von Manchester City, ist schon seit etlichen Jahren mit Katar verbandelt. Der frühere Barca-Verteidiger kickte zum Ende seiner Karriere in der Wüste, wurde danach als einer der ersten WM-Botschafter. Der Katalane, der sonst gerne die Unterdrückung seiner Heimat Katalonien anprangert, scheint mit der Ausbeutung, Diskriminierung und den fehlenden Menschenrechte in Katar kein Problem zu haben. 

Oder Lothar Matthäus. Die WM über auf den Rekordnationalspieler des DFB „eine Faszination“, erklärte Matthäus, als er sein Engagement als WM-Botschafter für Katar öffentlich machte. Zuletzt forderte er angesichts der Diskussion um die „One Love“-Binde, dass wieder mehr über Fußball geredet werden solle. „Die Spieler haben ihre Meinung klar gesagt, aber das müssen sie nicht jeden Tag wiederholen“, so Matthäus in seiner Sky-Kolumne.

Lothar Matthäus warb bereits für Russland 2018

Für den Weltmeister-Kapitän von 1990 ist die Aufgabe nicht ganz neu. Bereits bei der WM 2018 in Russland war er als eine der sogenannten Fifa-Legenden im Einsatz. Damals trat Matthäus („Ich bin halber Russe“) auch im Kreml bei Staatspräsident Wladimir Putin auf, was ihm viel Kritik einbrachte.

Auch Beckham sah sich nach seinem Video einem veritablen Shitstorm ausgesetzt. „Er verkauft seine Seele für Blutgeld“, schrieb der britische Aktivist Peter Tatchell bei Twitter. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte Beckham auf, auch über die Menschenrechtssituation in Katar zu sprechen. Bislang vergeblich.

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