Vom Zauberfloh zum Draufgänger

Emotionen und Skandale wie Maradona: Argentinien liebt den neuen Pöbel-Messi

Lionel Messi ist in seinem Heimatland so beliebt wie nie. Ein Grund: eine neue Seite, die er von sich bei der WM in Katar zeigt und die auch Kroatien spüren soll.

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Lionel Messi und Diego Maradona auf einer Trommel verewigt. Die Stars stehen in Argentinien noch nicht ganz auf einer Stufe. Messi will das bei der WM in Katar ändern.
Lionel Messi und Diego Maradona auf einer Trommel verewigt. Die Stars stehen in Argentinien noch nicht ganz auf einer Stufe. Messi will das bei der WM in Katar ändern.Imago/Ulmer/Teamfoto

Jüngst fragte der KURIER: Muss man als Fußball-Superstar eigentlich zwingend ein Ar***loch sein? Die argentinische Antwort lautet: Ja! Denn vor dem Halbfinal-Kracher der WM in Katar gegen Kroatien (20 Uhr, ARD und MagentaTV) begeistert Lionel Messi sein Heimatland wie noch nie. Der Grund sind dabei weniger seine weiterhin genialen Momente auf dem Platz. Vielmehr ist es eine neue Seite, die Messi von sich bei der Wüsten-WM zeigt. Wie Maradona: Argentinien liebt Pöbel-Messi!

Der WM-Titel würde Messi auf eine Stufe mit Diego Maradona (†60), Argentiniens Volksheld Nummer eins, stellen. Doch der mittlerweile 35 Jahre Ballzauberer arbeitet auch daran, seinem und dem Idol von Millionen von Argentiniern immer ähnlicher zu werden.

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Messi zeigt bei der WM plötzlich Emotionen

Galt Messi bisher abseits des Platzes als introvertiert, als kein Mann großer Worte, als unnahbar, hat sich das in Katar schlagartig geändert. Messi zeigt plötzlich Emotionen, spricht in Interviews über seine Familie und über den Druck, den WM-Titel zu gewinnen.

Argentiniens Lionel Messi (35) provozierte mit seinem Torjubel die Niederlande, wischte vor allem Bondscoach Louis van Gaal mit seiner Geste eins aus.
Argentiniens Lionel Messi (35) provozierte mit seinem Torjubel die Niederlande, wischte vor allem Bondscoach Louis van Gaal mit seiner Geste eins aus.Imago/Moritz Müller

Skandale: Messi wie Maradona

Damit nicht genug: Der PSG-Star provoziert die Gegner beim Torjubel und sorgte nach dem emotionalen Elfer-Krimi gegen die Niederlande für einen TV-Eklat, als er vor laufender Kamera Oranje-Stürmer Wout Weghort den Handschlag verweigerte, ihn gar als „Dummkopf “und „Depp “ beleidigte.

Während manche Länder nach solchen Aktionen selbst mit einem Nationalhelden hart ins Gericht gehen, feiert Argentinien Messi dafür. Sinnbildlich: Kurzerhand wurden von einer Modekette ins Leben gerufene T-Shirts mit Messis Spruch „Qué mira, Bobo?“ (dt.: Was schaust du so, Dummkopf) zum Verkaufsschlager.

Pöbel-Messi: Ganz Argentinien liebt ihn dafür

„Er ist zu Messi Maradoniana geworden“, sagt der Argentinier und Fußball-Experte Carlos Bernegger der Schweizer Zeitung Blick über die Wandlung des sechsfachen Weltfußballers zum Pöbel-Messi. Bernegger erklärt: „Er zeigt Emotionen, ist extrovertiert. Er zeigt, dass auch er aus Fleisch und Blut ist, und man spürt richtig, dass er für Argentinien brennt. Ganz Argentinien liebt ihn dafür.“

Messi selbst greift vor dem Kroatien-Duell in die Pathos-Trickkiste, bedient sein neues Messi-Maradona-Image und erklärt: „Diego sieht uns vom Himmel zu und pusht uns. Ich hoffe, dass dies bis zum Ende so bleibt.“

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