Attacken haben Folgen – für den Schiedsrichter

DDR-Schiri Glöckner bleibt der Einzige: Uruguays Rüpel zerstören Daniel Sieberts WM-Finaltraum!

Der Berliner Unparteiische hatte nach dem WM-Aus Deutschlands beste Chancen, der erst zweite Deutsche zu werden, der ein WM-Finale pfeift. Doch statt Siebert nach dem Spiel Uruguay gegen Ghana zu schützen, setzt die Fifa ihn auf die Abschussliste.

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Uruguays Spieler attackieren den Berliner Schiedsrichter Daniel Siebert nach dem Spiel gegen Ghana. Die Tumulte scheinen nun Konsequenzen zu haben – für Siebert.
Uruguays Spieler attackieren den Berliner Schiedsrichter Daniel Siebert nach dem Spiel gegen Ghana. Die Tumulte scheinen nun Konsequenzen zu haben – für Siebert.imago/Xinhua

Und noch mal vier Jahre mehr! DDR-Schiedsrichter Rudi Glöckner (†70) bleibt weiter der einzige Deutsche, der jemals ein WM-Finale pfiff. Zwar hatte Berlins Daniel Siebert nach dem Aus der deutschen Nationalmannschaft beste Chancen, seine Karriere zu krönen und ebenfalls im Schiri-Olymp zu landen. Doch die Rechnung machte er ohne Uruguay. DDR-Schiri Glöckner bleibt der Einzige: Uruguays Rüpel zerstören Sieberts WM-Traum!

Zwischenzeitlich musste wirklich Angst um die Gesundheit Sieberts haben. Für Uruguay war trotz eines 2:0-Siegs gegen Ghana nach der Vorrunde Schluss. Und der ganze Frust entlud sich auf dem 38 alten Lichtenberger, der sich nach Abpfiff von einem ganzen Pulk protestierender Urus massiv bedrängt sah. 

Was war passiert? Die Celeste fühlte sich von Siebert „um zwei klare Elfmeter beraubt“, wie Abwehrspieler Diego Godin beklagte. Erst hatte Ghanas Daniel Amartey (57.) robust, aber fair gegen Darwin Nunez geklärt, ehe in der Nachspielzeit Star-Stürmer Edison Cavani an der Wade getroffen wurde. Die erste Szene sah sich Siebert nach Hinweis von VAR Bastian Dankert noch mal an, die Situation mit Cavani nicht – und Uruguay verpasste das Achtelfinale um genau ein Tor.

Siebert sieht Foul an Uruguays Edison Cavani nicht

Während Deutschlands oberster Schiri-Boss Lutz Michael Fröhlich Sieberts Entscheidungen als richtig bewerte, sah Sieberts Ex-Kollege Manuel Graefe eine „klare Fehlentscheidung“, die harte Folgen für Siebert haben werde. Der ZDF-Experte Graefe prophezeit: „Eine sonst richtig gute Leistung in einem sehr schwierigen Spiel wird dadurch leider dazu führen, dass er kein weiteres Spiel erhalten wird. So ist das Los des Schiedsrichters – erst recht bei einer WM.“

Fifa schickt Schiri Siebert wohl nach Hause

Fifa verrückt: Statt Siebert zu schützen, setzt man ihn auf die Abschussliste – und die eigentlichen Übeltäter kommen wohl unbestraft davon. Von Ermittlungen gegen Uruguays Rüpel ist bislang nämlich nichts bekannt. Dabei wurde Siebert nach dem Abpfiff massiv bedrängt und beleidigt, sogar körperlich angegangen. Erst spät griffen zwei Ordner ein, schirmten Sieberts beim Gang in die Kabine ab. 

Cavani ließ sogar seinen WM-Frust freien Lauf, schmiss beim Gang in die Katakomben den VAR-Bildschirm um. „Eine Bande von Dieben“, schimpfte Jose Maria Gimenez und ließ einige nicht jugendfreie Beleidigungen in Richtung Siebert folgen.

DDR-Schiri Rudi Glöckner pfiff WM-Finale 1970

Rudi Glöckner pfiff 1970 das WM-Finale zwischen Brasilien und Italien. Bis heute ist der Sachse der einzige Deutsche, der ein Endspiel einer Weltmeisterschaft leiten durfte. 
Rudi Glöckner pfiff 1970 das WM-Finale zwischen Brasilien und Italien. Bis heute ist der Sachse der einzige Deutsche, der ein Endspiel einer Weltmeisterschaft leiten durfte. imago/Sven Simon

So bitter ein (falscher) Pfiff sein kann, Sieberts WM-Aus sorgt dafür, dass der Legendenstatus von DDR-Schiri Rudi Glöckner weiter besteht. Der Sachse aus Markranstädt pfiff am 21. Juni 1970 vor 107.000 Zuschauern das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Mexiko zwischen Brasilien und Italien (4:1) – als erster und bisher einziger Deutscher.

Damals schrieb die mexikanische Tageszeitung El Heraldo nach dem Finale: „Der DDR-Unparteiische amtierte im Stile eines Klassemannes.“ Lobeshymnen, die Siebert in Uruguay nicht zu lesen bekommt. „Egal welcher Strafstoß, beide verwandelten sich zu einer perversen Ungerechtigkeit der Schiedsrichter“, schrieb die Tageszeitung El Observador: „Uruguay wurde bei dieser WM offen benachteiligt.“ Über das rüpelhafte Verhalten der Nationalspieler verlor die Zeitung kein Wort.

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