Hatten in Japan eine gemeinsame Zeit: Torsten Fink und Lukas Podolski.
Hatten in Japan eine gemeinsame Zeit: Torsten Fink und Lukas Podolski. Imago/Aflosport

Lukas Podolski kennt die Stärken der Blue Samurai aus dem Effeff. Die feine Technik, diese nimmermüde Duracell-Mentalität, die wuselige Spielweise und die perfekte Organisation. „Aufgrund meiner Erfahrung und den zweieinhalb Jahren, die ich dort gespielt habe, muss ich sagen: Das wird kein Spaziergang für die deutsche Mannschaft.“

Der Weltmeister von 2014 weiß, wovon er spricht. Podolski stand bis Anfang 2020 bei Vissel Kobe unter Vertrag, ist ein ausgewiesener Japan-Experte – und hat einen Heidenrespekt vor dem japanischen „Team Bundesliga“. Der viermalige Asienmeister habe zwar „nicht die große Durchschlagskraft, aber sie spielen wie aufgezogen“, sagt der langjährige Nationalspieler. Zudem lobt Podolski die enorme Disziplin und betont: „Sie lassen ihr Herz auf dem Platz.“

Japaner schwärmen von Flicks Bayern-Block

Die Japaner selbst präsentierten sich gewohnt höflich. Sie schwärmen vom Bayern-Block und loben artig die individuelle Qualität der DFB-Elf. Doch Angst vor dem großen Rivalen hat im Lager der Japaner niemand. Ganz im Gegenteil. „Wir haben eine Chance, gegen Deutschland zu gewinnen“, sagte Wataru Endo. Ziel sei nach drei Achtelfinal-Teilnahmen diesmal das Viertelfinale. Ein Weiterkommen hänge, so der Kapitän des VfB Stuttgart, „stark davon ab, ob wir gegen Deutschland drei Punkte mitnehmen können oder nicht“.

Endo ist einer von acht (!) Deutschland-Legionären bei den Japanern. Sie verdienen ihr Geld auf Schalke, in Bochum, Freiburg, Frankfurt, Gladbach oder Düsseldorf – und präsentieren sich dieser Tage angriffslustig wie selten. So hält auch Schalkes Maya Yoshida, Kapitän der Japaner, die große Zahl an Bundesligaprofis für einen Vorteil.

Japan setzt auf seine Bundesligaprofis

„Seitdem wir wissen, dass wir gegen Deutschland spielen, analysieren wir sie genau“, sagt Yoshida. Japans Trainer Hajime Moriyasu betont: „Wir müssen keine Angst haben.“ Das Fehlen der ganz großen Stars macht er ganz bewusst mit geballter Auslandserfahrung wett.

So zählt der Kader neun weitere Legionäre aus den europäischen Ligen. „Es ist ein großer Vorteil für uns, dass so viele Japaner in den europäischen Ligen spielen, weil sie sich daran gewöhnt haben, auf einem hohen Level gefordert zu sein“, sagt Endo. Sie müssten sich „permanent“ beweisen. „Dadurch haben wir mit unserer Auswahl einen großen Sprung gemacht.“ Diesen Sprung will der viermalige Asienmeister gegen Deutschland unter Beweis stellen.

Zu gern würde das Team um den Frankfurter Europa-League-Sieger Daichi Kamada für Manuel Neuer und Co zum Stolperstein werden. Man habe „ein gewisses Selbstvertrauen“, unterstreicht Endo. Ein Rezept, wie den flinken Asiaten beizukommen wäre, nannte Japan-Kenner Thorsten Fink. „Am Ende muss man sie wegdrücken“, sagte der frühere Bayern-Profi, der von Juni 2019 bis September 2020 als Trainer in Kobe arbeitete. „Ich denke, man kann viel über Standards machen, über die Körperlichkeit.“

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