Vom Traditionsverein zum Brauseklub: RB gewinnt Millionen-Poker mit Gladbach um Max Eberl
Die Leipziger einigten sich mit Eberls Ex-Klub Borussia Mönchengladbach und zahlen eine satte Ablöse. Gelingt es Eberl, die Sachsen wieder in die Spur zu bekommen?

Die Spatzen pfiffen es bereits überall und seit Wochen von den Dächern, jetzt ist es endlich amtlich: Max Eberl kehrt nach seinem freiwilligen Abschied in die Bundesliga zurück und wird Geschäftsführer Sport von RB Leipzig. Der Pokalsieger einigte sich mit Borussia Mönchengladbach nach längerem Poker. Eberls Wechsel vom Traditionsverein zum Brauseklub schlägt hohe Wellen.
Bei Borussia Mönchengladbach dürfte Max Eberl endgültig unten durch sein, bei RB Leipzig wird er als Heilsbringer mit offenen Armen empfangen: Der 48-Jährige hat sich gegen den alten Fußball aus Tradition und Mitbestimmung entschieden und sich dem mit einem Marketing-Auftrag versehenen Pokalsieger aus Sachsen als neuer Sportchef angeschlossen. Aus der Vertragslaufzeit macht sein neuer Arbeitgeber ein Geheimnis, aus dem Amtsantritt nicht: Eberl ist vom 15. Dezember an der mächtige Geschäftsführer Sport.
Nicht einmal acht Monate nach seinem freiwilligen Abschied aus der Fußball-Bundesliga kehrt Eberl nun zurück. Und die Wahl seines neuen Arbeitgebers hätte kaum gegensätzlicher zu seinem Ex-Club sein können. Gelockt wurde Eberl mit so viel Macht, wie sie in der Bundesliga-Struktur der Leipziger noch kein Sportchef hatte. Er wird auf Augenhöhe mit Geschäftsführer Oliver Mintzlaff agieren. Und er dürfte deutlich mehr Geld als am Niederrhein einsetzen, um auch seine persönlichen Titel-Träumen wahr werden zu lassen.
Max Eberl hat in Leipzig mehr Möglichkeiten als in Gladbach

„Ich bin dankbar für die für mich notwendige Zeit der Erholung und fühle mich wieder bereit und voller Kraft, im Fußball arbeiten zu wollen“, wurde Eberl am Montag in einer RB-Mitteilung zitiert. Er komme nun zu einem Club, „der sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt hat, sehr ambitioniert ist und für eine klare Fußballphilosophie steht“.
Diese Philosophie war Leipzig in den vergangenen anderthalb Jahren abhanden gekommen. Nach dem Abgang von Julian Nagelsmann wollte man mit Jesse Marsch zurück zur RB-DNA mit aggressivem Pressing und schnellem Umschaltspiel. Das ging fatal schief, und so wurde in Domenico Tedesco ein Trainer installiert, der zwar mit dem Pokalsieg den ersten Titel holte, aber einen milde ausgedrückt unspektakulären Ball spielen ließ
Wiedersehen bei RB: Max Eberl und Marco Rose in Leipzig wieder vereint
Diese Entwicklung korrigierte der Club vor anderthalb Wochen mit der Verpflichtung von Trainer Marco Rose. Ein logischer Schritt, da man mit Eberl längst klar war. Rose ist nicht nur Leipziger und im RB-Kosmos als Coach groß geworden, sondern werkelte mit Eberl zusammen bereits zwei Jahre lang in Mönchengladbach. Nur zwei Tage, nachdem sich Rose mit RB in Gladbach ein 0:3 und üble Beschimpfungen der Fohlen-Fans abgeholt hat, ist die Verpflichtung von Eberl perfekt. 2,5 Millionen Euro plus Boni soll Leipzig laut einem „Bild“-Bericht zahlen müssen, da der Vertrag des Managers im Westen noch bis 2026 lief und lediglich ruhte.
Man habe mit der Vertragsauflösung Eberls Wunsch entsprochen, sagte Mönchengladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers, der zudem die „guten und fairen Gespräche“ mit Leipzig betonte. RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff freute sich, den vakanten Posten „mit unserem absoluten Wunschkandidaten besetzen“ zu können.
Leipzigs Boss-Suche wird zu Slapstick
In Wahrheit schließt man mit der Verpflichtung des Ex-Profis eine mehr als ein Jahr klaffende Lücke und beendet zugleich ein an Slapstick erinnerndes Theater um die Sportchef-Suche. Mintzlaff hatte wiederholt einen Nachfolger von Ex-Sportdirektor Markus Krösche angekündigt und selbst gesetzte Zeitrahmen mehrfach nicht einhalten können. Der Ex-Leichtathlet hatte eine 1A-Plus-Lösung versprochen, einen die Bundesliga bereichernden, internationalen Mann. Der Club war sich im Sommer schon mit einem Kandidaten einig, sagte diesem jedoch aufgrund einer kurzfristig verfügbaren Alternative ab.
Diese Alternative war Eberl, mit dem es nach dem Pokalfinale die erste ernstere Kontaktaufnahme gab. Eberl hatte mehr als 13 Jahre das sportliche Sagen in Mönchengladbach. In dieser Zeit gelang Gladbach die Etablierung als regelmäßiger Europapokalteilnehmer. Eberls Ambitionen, in der Meisterschaft ein ernsthafter Herausforderer von Bayern München zu werden, ließen sich jedoch mit den Rahmenbedingungen in Gladbach nicht vereinbaren. Immer wieder verließen Leistungsträger den Verein.
Lesen Sie hier mehr Sportnachrichten >>