Das große Pro und Contra zur Zuschauer-Diskussion
Sind die Unioner Träumer oder Pioniere?
Der Vorstoß der Eisernen, Menschen wieder in Stadien zu lassen, wenn sie einen negativen Corona-Test nachweisen können, heizt eine Debatte in Deutschland an, wann wieder Fußball mit Zuschauern möglich sein wird. Und vor allem wie? Ist das überhaupt realistisch? Oder ein Kampf gegen Windmühlen? Lesen Sie das große Pro und Contra zum Vorschlag der Köpenicker, Massentests zu organisieren und zu bezahlen, um Fußball vor Fans zu ermöglichen.

Pro von Mathias Bunkus
Ein bisschen kommt einem der große Gerhard Gundermann in den Sinn mit seinem Lied „Alle oder keiner“, gesungen zur Melodie von Neil Youngs Klassiker „Keep on rockin in the free world“. Dem 1.FC Union geht es darum, wieder Menschen ins Stadion zu bringen.
„Unser Stadionerlebnis funktioniert nicht mit Abstand, und wenn wir nicht singen und schreien dürfen, dann ist es nicht Union“, so Dirk Zingler. Der Präsident warb schon am letzten Spieltag der Saison im Programmheft dafür, beim Denken für eine Wiederzulassung von Zuschauern nicht bei reduzierten Kapazitäten anzufangen, sondern Lösungen zu suchen, wie eine volle Stadionauslastung trotz aller Gefahren funktionieren könnte.
Die Eisernen reden nicht nur, sie liefern auch. Zumindest Denkansätze. Dafür ist es höchste Zeit. In knapp zehn Wochen startet die Liga. Wenn sich etwas ändern soll, muss die Debatte jetzt geführt werden. Der Vorschlag, dass auf Corona getestete Personen ins Stadion dürfen, wenn der Negativnachweis nicht älter als 24 Stunden ist, hat was. Die Kosten will Union übernehmen. Selbst wenn das die ganzen Zuschauereinnahmen auffressen würde.
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Natürlich gibt es Schwierigkeiten dabei. Massentests am Tag vor dem Spiel sind schwer zu gewährleisten. Ende März schafften die Labore deutschlandweit gerade mal 350.000 Tests pro Woche. Inzwischen wurden die Kapazitäten so erweitert, dass täglich 100.000 Tests möglich sind. Aber 20.000 an einem Tag?
Da muss noch einiges mit Politik, Gesundheitsämtern etc. abgestimmt werden. Und, machen wir uns nichts vor: Absolute Sicherheit gibt es nicht. Die erreicht man nur, wenn man sich dauerhaft einschließt. Will keiner, hält keiner aus, entspricht nicht unserem Sozialverhalten. Fußball ohne Fans ist kein Fußball. Also sind wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche.
Contra von Wolfgang Heise
Verständlich ist die Sehnsucht nach dem alten Leben vor der Pandemie. Doch man sollte nicht mit Erwartungen spielen, die momentan nicht zu erfüllen sind. Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union, tut es. Er will wieder ein ausverkauftes Stadion an der Alten Försterei. Er denkt, es ist machbar, wenn man die Fans 24 Stunden vorher auf eine Corona-Infektion testet. In erster Linie geht es um Geld, um die Zuschauereinnahmen. In zweiter Linie geht es darum, dass der Heimvorteil, auf den das Team sportlich angewiesen ist, wieder gegeben ist.
Verpackt wird das Ganze mit der besonderen Fußballkultur in Köpenick. Wie bitte? Sorry, das ist der Normalfall für jeden Verein und seine Anhänger: trinken, schreien, jubeln, dichtgedrängte Feierstimmung. Ach, nein! Es ist auch der Spirit für jeden Technoclub in der Stadt. Trotz Existenzbedrohung kommen aus dieser Szene aber keine wortgewaltigen Forderungen. Das Berliner Nachtleben spielt jedes Jahr 1,7 Milliarden Euro ein. Da ist der 1. FC Union wirklich eine kleine Nummer. Der Vorschlag im Konkreten: Was nützt ein Corona-Test, wenn sich nur ein Fan in den nächsten 24 Stunden ansteckt?
Nach jetziger Gesetzeslage ist der Vorschlag nicht konform. Großveranstaltungen bis zu 5000 Menschen sind in Berlin bis Ende Oktober verboten. Bundesweit gilt eine Abstandsregel von 1,5 Metern. Um diese einzuhalten, können in einem Stadion nur jede dritte Reihe und dort dann jeder vierte Platz besetzt werden. Umgerechnet auf die Försterei sind das 1834 Plätze. Das ist die Realität. Statt öffentlich Illusionen der treuen Fans zu bedienen und Forderungen an Politiker zu stellen (darauf reagieren die nie amüsiert), sollte sich Zingler lieber Gedanken machen, wie er die 1834 Tickets gerecht verteilt und in welchen Kategorien - vom einfachen Stehplatz bis zur teuren VIP-Loge. Ein echter Spagat zwischen Geldnot und Fußballkultur ohne Kommerz.