Matheus Cunha trifft für Hertha BSC zum 2:0.
Matheus Cunha trifft für Hertha BSC zum 2:0. O.Winter

So geht Derby! Zuerst ist da nichts oder nicht viel. Dann knallt’s mit viel Schmackes in der Kiste. Am Ende ist das 4:0 (0:0) von Hertha BSC gegen den 1. FC Union ein Triumph allererster Klasse für die Blau-Weißen und ein Dilemma für die Rot-Weißen. Damit geht nicht nur die Stadtmeisterschaft nach Charlottenburg, es sind wohl auch, zumindest für diese Saison, die Kräfteverhältnisse in der Stadt auf Normalmaß gebeamt. Und wer sorgt dafür? Es ist mit dem Vedator mal wieder der blau-weiße Altmeister. Ibisetastisch!

Seinen wievielten Frühling erlebt Vedad Ibisevic unter Bruno Labbadia? Den dritten, den vierten, vielleicht gar seinen fünften? Egal, 35 ist der Kapitän der Blau-Weißen und damit der älteste Spieler auf dem Platz, längst nicht mehr erste Wahl war er gewesen, aber dass in einem Torjäger der Knipser nie verlorengeht, dafür ist der Bosnier ein Paradebeispiel.

Kaum etwas ist von ihm zu sehen in Halbzeit 1, na gut, da noch ist das Spiel insgesamt zäh, und auch der Anführer taucht ziemlich ab. Doch das ist mit einer blitzgescheiten Aktion vorbei, plötzlich ist der Kapitän nach einer Musterflanke von Marvin Plattenhardt mit dem Kopf vor Michael Parensen am Ball und in diesem Augenblick das, was er so oft gewesen ist: der Vedator. Zweites Spiel nach der Corona-Krise, zweites Tor für ihn.

Nur ist dieses 1:0 (51.) viel wichtiger als sein 2:0 sechs Tage zuvor beim 3:0-Triumph bei der TSG Hoffenheim. Mit dieser Führung ist nichts mehr wie im ersten Durchgang. Schon da haben die Herthaner mehr vom Spiel und auch die besseren Möglichkeiten. Mit Vladimir Darida (zurück nach Gelbsperre) sorgen sie für ein Plus im Mittelfeld, kommen aber, weil es ihnen zunächst an Mut fehlt, nicht so recht in den Strafraum der Rot-Weißen.

Nach vorn geht für Union nichts

Wenn doch, dann steht ihnen mit Rafal Gikiewicz der beste Unioner gegenüber. Der Schlussmann pariert großartig gegen Dodi Lukebakio (18.) und gleich zweimal gegen Matheus Cunha (27., 38.). Was dagegen haben die Männer aus Köpenick in petto? Nicht viel. Zumindest viel zu wenig, um wie im Hinspiel den Favoriten zu ärgern oder ihn womöglich noch einmal, wie beim 1:0 im November, regelrecht zu foppen.

Nach vorn geht trotz der Rückkehr von Sebastian Andersson nichts. Zwar versucht sich Christopher Trimmel mit Freistößen, Eckbällen und auch der einen oder anderen Flanke, aber zielführend ist nichts davon. Allein ein Freistoß von Robert Andrich, knapp am linken Dreiangel vorbeigeflogen, sorgt für so etwas wie Torgefahr (44.). Kaum ist der Knoten durch Ibisevic gelöst, fallen die Eisernen regelrecht auseinander. Ihre gegenüber dem Spiel gegen Bayern München (0:2) ziemlich umgekrempelte Abwehr (Marvin Friedrich ersetzt den gesperrten Keven Schlotterbeck, der glücklose Ken Reichel den an der Wade verletzten Christopher Lenz und Michael Parensen rückt für Neven Subotic in die Startelf) stürzt von einer Verlegenheit in die andere.

Zumindest für ein Stadt-Derby rekordverdächtige 70 Sekunden und nur zwei kontrollierte Ballberührungen der Rot-Weißen liegen zwischen dem 1:0 und dem 2:0 durch Dodi Lukebakio (52.). Eigentlich ist das schon der Genickbruch, für die Blau-Weißen dagegen die Einladung zu einem lockeren Schlussgang. Matheus Cunha (61., nach Ibisevic-Zuspiel) und Dedryck Boyata (77., Kopfball nach Ecke von Plattenhardt) sorgen für den höchsten Sieg, den es in einem Derby zwischen Hertha und Union bisher gegeben hat