Mieser Bundesliga-Start

RB Leipzig: Es war mal ein Bayern-Jägerchen …

Die Sachsen haben den schlechtesten Saisonstart seit dem Aufstieg 2016 hingelegt. Auch beim vogelwilden 1:1 in Köln konnte die Truppe von Trainer Jesse Marsch nur phasenweise überzeugen.

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Ein intensives Spiel. Hier stoppt Kölns Kingsley Ehizibue Leipzigs Christopher Nkunku. Mehr als ein 1:1 war nicht drin für die Sachsen.
Ein intensives Spiel. Hier stoppt Kölns Kingsley Ehizibue Leipzigs Christopher Nkunku. Mehr als ein 1:1 war nicht drin für die Sachsen.imago/Kolvenbach/Mirafoto

Ist der freie Fall gestoppt? Bleibt abzuwarten. Wie ein Titelkandidat tritt RB Leipzig derzeit nicht auf. Auch  beim 1:1 in Köln war das nur phasenweise zu sehen. Auf Trainer Jesse Marsch wartet nach dem Fehlstart mit nur vier Zählern aus fünf Spielen jede Menge Arbeit.

Vom Anspruch des Bayern-Jägers sind die Sachsen unter ihrem neuen Trainer arg entfernt. Schon jetzt trennen den Vizemeister neun Zähler vom Branchenprimus. Und so einen Vorsprung gibt der normalerweise nicht aus der Hand. Um die Lage bei RB Leipzig zu erklären, wagte Jesse Marsch einen Exkurs in die Psychologie. „Erwartungen sind eine lustige Sache“, a funny thing, sagte der Amerikaner: „Und sie haben lustige Auswirkungen auf eine Mannschaft.“

Aus Sicht des Trainers hat das mit dem Druck auf seine Ausnahmekönner zu tun. „Wir wollen alle mehr, aber wir sind gerade in einer Phase, in der wir um alles kämpfen müssen, um jeden Zentimeter des Platzes“, sagte Marsch nach dem schlechtesten Saisonstart seit dem Aufstieg 2016: „Das hat einen Effekt auf die Spieler. Bälle, die normalerweise reingehen, sind dann plötzlich schwieriger.“

Alles wie in der Vorsaison?

Kurioserweise holte RB in der Vorsaison unter Coach Julian Nagelsmann gegen die gleichen Gegner in den drei Auswärts- und zwei Heimpartien auch nur vier Punkte. Mit dem Unterschied natürlich, dass sie nicht vom Start weg hintereinander kamen, sondern durch die Saison verteilt. Von Krise war da logischerweise nicht die Rede.

Dennoch bleibt festzuhalten, dass Marsch es bislang nicht geschafft hat, seine Spielidee erfolgreich umzusetzen: Weniger Ballbesitz, noch schnelleres Spiel in die Spitze. Zuletzt war RB dadurch auf höchstem Niveau wehrlos, innerhalb von fünf Tagen gab es gegen die Bayern (1:4) und Manchester City (3:6) zehn Gegentore.

Dieser freie Fall zumindest wurde in Köln gestoppt, doch auch gegen die in dieser Saison so konkurrenzfähige Mannschaft von Steffen Baumgart lieferte Leipzig ein teilweise vogelwildes Spiel. Das 1:1 nach Toren von Anthony Modeste (54.) und Amadou Haidara (71.) täuschte, es war ein offener Schlagabtausch: Vier Tore wurden nach Videobeweis aberkannt, zwei auf jeder Seite, in der letzten Szene des Spiels vergab Ondrej Duda zudem vor dem leeren Tor den Kölner Sieg.

Es hätte also noch dicker kommen können für Herthas Gegner am kommenden Sonnabend, der dringend eine Trendwende einleiten muss. Die Blau-Weißen sind ja so etwas wie der Lieblingskontrahent der Sachsen. Acht Siege in zehn Spielen und 33:11 Tore für RB gab es zuletzt. Hält diese Serie nicht, könnte für Leipzig am Ende selbst das Minimalziel Champions League in Gefahr geraten.