Blickt mit viel Unbehagen auf Schalkes finanzielle und sportliche Lage: S04-Sportchef Jochen Schneider. 
Blickt mit viel Unbehagen auf Schalkes finanzielle und sportliche Lage: S04-Sportchef Jochen Schneider.  Foto: Imago Images

Das Schalke-Beben und seine Nachwehen. Einen Tag nach dem Rücktritt von Boss Clemens Tönnies folgt die Zäsur. Statt wie bisher am Rande des Wahnsinns oder darüber hinaus zu wirtschaften, zwingt die finanziell existenzbedrohende Lage den Revierklub zu einer radikalen Kehrtwende. Sparen statt klotzen.

Das Wetter passte zur Lage. Wie aus Kübeln goss es am Mittwoch in Gelsenkirchen. Als wollte der Wettergott Schalke zeigen, wie es weitergeht: Dunkel und ungemütlich. „Träumen dürfen wir nicht mehr“, sagte Sportchef Jochen Schneider und Marketing-Vorstand Alexander Jobst verkündete: „Dieser Tag ist eine Zäsur für den FC Schalke 04. Ein 'Weiter so' kann und wird es nicht geben.“

Nach dem Ende der 19-jährigen Tönnies-Ära, der nach seinen rassistischen Aussagen und dem Corona-Skandal in seiner Fleischfabrik seinen Steigerhelm nahm, baten die verbliebenen Bosse die Fans um Vergebung. Jobst: „In den vergangenen Monaten hat Schalke ein miserables Bild abgegeben. Wir wissen, dass wir sehr viel Vertrauen und Glaubwürdigkeit verspielt haben.“

Pikant: Kritik an Tönnies äußerte das Duo nicht. Und blieb auch sonst vage. Ob der Verein, den schon vor der Corona-Krise ein Schuldenberg von 200 Millionen Euro erdrückte, nun eine Bürgschaft für einen 40-Millionen-Kredit beim Land NRW beantragt hat, ließ Schneider genauso offen wie die Frage, ob es bei Königsblau nun eine Gehaltsobergrenze für Spieler von 2,5 Millionen Euro gibt.

Fakt ist: Schalke muss sparen. Gehälter, Etat und Ansprüche müssen runter. „Das hat die Konsequenz, dass wir unsere sportlichen Ziele für die nächsten ein, zwei, vielleicht auch drei Saisons anpassen müssen“, erklärte Jobst.

Dabei lief es bereits in der Rückrunde miserabel. Trotz 16 sieglosen Spielen darf Trainer David Wagner weitermachen. „Ja, wir sind der große FC Schalke 04, aber wie sind nicht mehr das Schalke 04 wie vor zehn Jahren“, weiß auch der Coach um die unbequeme, neue königsblaue Realität.