Pokal-Skandal in Mannheim! Neonazis treiben ganz mieses Spiel mit Stadionsprecher
Die Mannschaftsaufstellung widmete Waldhofs Stadionsprecher nichtsahnend dem toten Neonazi Christian Hehl. Die Fans im Stadion waren entsetzt.

Drittligist SV Waldhof Mannheim hat eine schöne Tradition bei der Verkündung der Mannschaftsaufstellungen vor dem Anpfiff. Sie wird immer Personen gewidmet. Auch beim Pokalspiel gegen Zweitligist 1. FC Nürnberg (0:1) war es so. Doch es endete im Skandal. Stadionsprecher Stephan Christen (52) verlas durch die Mikrofone der Arena den Namen des verstorbenen, bundesweit bekannten Neo-Nazis Christian Hehl (53). Viele Fans waren entsetzt!
Christian Hehl war vergangenen Sonntag gestorben. Er war Neonazi in Deutschland. Er war wegen Drogenhandels, illegalen Waffenbesitzes und Gewaltdelikten vorbestraft. Fünf Jahre saß er für die NPD im Mannheimer Stadtrat. Er sagte 2018 als Zeuge im NSU-Untersuchungssauschuss aus. Der SV Waldhof verhängte von 2014 bis 2016 ein Stadionverbot gegen ihn. Dieser Name schallte nun am Dienstagabend durch die Arena.
Wie konnte es dazu kommen, dass eine vermeintliche Ehrung des Neonazi-Toten vor 17.000 Zuschauern gab? Die gemeinsame Stellungnahme des Vereins und des Stadionsprechers lassen eigentlich nur einen Schluss zu. Stephan Christen, der den Job als Zuschauer-Einpeitscher seit knapp 30 Jahren macht, wurde wohl von anderen Neonazis oder deren Sympathisanten ganz mies hinters Licht geführt. Der Stadionsprecher ist ahnungslos in eine Falle getappt.
Stadionsprecher distanziert sich von Rechtsradikalen
„In einer ersten Aufarbeitung versicherte uns Stephan Christen die Person und deren Vita nicht gekannt zu haben. Er wollte wie in den 29 vorangegangen Jahren üblich, ihm privat zugetragene Wünsche eigenständig erfüllen. Selbstverständlich distanzieren sich der SV Waldhof sowie unser Stadionsprecher weiterhin von rechtsradikalem Gedankengut“, hieß es vom Verein.
Christen kann man nur einen Vorwurf machen: Er hat den Namen Christian Hehl gutgläubig nicht geprüft, weil für ihn der Tod eines Menschen im Vordergrund bei seiner Widmung stand. Eine ganz hinterhältige Täuschung der Neonazis. Der Stadionsprecher räumte dieses am Mittwochnachmittag ein und trat zurück: „Meiner Sorgfaltspflicht hinsichtlich der Recherche zum Hintergrund der Person bin ich nicht nachgekommen. Dieses tut mir von Herzen leid. Um Schaden vom SV Waldhof Mannheim abzuwenden, übernehme ich die alleinige Verantwortung und trete aus freien Stücken mit sofortiger Wirkung zurück.“
Bitter für ihn, denn er beteuert, dass er nun mal gar nichts für Rechtsradikale übrig hat: „Dieses liegt mir komplett fern, und wer mich kennt weiß das auch. Mir tut es in der Seele weh, dass ich nach 29 Jahren mein Amt als Stadionsprecher niederlegen.“
Damit in Zukunft so etwas nicht noch mal passiert, kündigte Waldhof an: „Es werden jetzt klare Regelungen geschaffen, welche Personen genannt werden, eine Gedenkminute erhalten und in welchen Fällen ein Trauerflor von der Mannschaft getragen wird. Wir werden mit dem Ehren- und Ältestenrat des SV Waldhof Mannheim 07 e.V. in den Austausch gehen.“ Der Stadionsprecher darf ab sofort wegen seines Fehlers, nicht mehr eigenständig entscheiden.
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