Virologe und Philosoph warnen, die Politik zankt : Nächster Zoff um Bundesliga-Neustart

Neuer Gegenwind für die Deutsche Fußball-Liga (DFL). Während die Politik weiter streitet, ob der Ball im Mai wieder rollen soll, kritisiert der Leipziger Virologe Professor Uwe G. Liebert das von der DFL vorgelegte Hygienekonzept. So seien selbst Geisterspiele eine Gefahr.
„Wir wissen noch nichts über die Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung“, sagte der Leiter des Instituts für Virologie der Universität Leipzig der „Mitteldeutschen Zeitung“.
Quarantäne für Kontaktpersonen?
Die heimtückische Lungenkrankheit könne auch für Profisportler tödlich sein. „Es ist möglich, auch in jungen Jahren an dem Virus schwer zu erkranken oder zu sterben“, erklärte Liebert und verwies auf einen 31-jährigen Verstorbenen, der zu keiner Risikogruppe zählte und keine Vorerkrankungen hatte.
Das DFL-Konzept, Kontaktpersonen eines Infizierten lediglich zu testen, hält er für nicht durchsetzbar: „Eine Infektion kann man erst nach 48 Stunden Minimum nachweisen. Daher müssten alle in Quarantäne, möglicherweise auch das gegnerische Team.“ Ein solches Szenario wäre für die Klubs der Super-GAU, ein Saisonabbruch unvermeidbar.

Sportphilosoph Gunter Gebauer (76) hält Fußballspiele in der jetzigen Situation sogar für verantwortungslos, sagte der „Augsburger Allgemeinen“: „Gesang, Theater, Schauspiel, im Wirtshaus zusammensitzen – alles, wo es zu Nähe und Körperkontakt kommt, ist strikt verboten. Und dann wird ein Vollkontaktsport wie Fußball ausgeübt? Bei anderen Sportarten wie Rudern, Gewichtheben oder Golf, wo man Abstand halten kann, wird über Wettkämpfe gar nicht erst nachgedacht.“
Politik weiter uneins
Dass die Zeichen dennoch schon bald auf Fortsetzung stehen, stört Grünen-Chefin Annalena Baerbock: „Wir verspielen damit in unserer Gesellschaft wirklich einen sozialen Zusammenhalt, weil das zutiefst ungerecht ist für diejenigen Bereiche, in denen ein Kind noch nicht einmal auf eine einsame Schaukel darf.“ SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bekräftigte: „Das Konzept widerspricht allem, was wir demnächst umsetzen wollen.“
Dagegen rechnet NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), in dessen Land gleich sieben Erstligisten auf den Neustart hoffen, mit der Zustimmung des Bundesarbeitsministerium: „Ich gehe davon aus, was ich so bisher höre, dass die Kriterien erfüllt sind.“