Jogi Löw posierte nach der WM-Auftaktniederlage 2018 gegen Mexiko im russischen Sotschi auf dem Strandboulevard.
Jogi Löw posierte nach der WM-Auftaktniederlage 2018 gegen Mexiko im russischen Sotschi auf dem Strandboulevard. Foto: dpa

Ein mühseliges 3:3 gegen die Schweiz, das den Zustand der deutschen Nationalmannschaft widerspiegelt. Vorne ist es okay, hinten o weh! Bundestrainer Jogi Löw bastelt weiter an einer Mannschaft, die bei der EM die Vorrunde im nächsten Sommer überstehen kann. Ob es klappt? Zweifel sind angebracht!

Rückblick: Vor 27 Monaten schied die DFB-Elf bei der WM in Russland aus und zerstörte den Mythos der Turniermannschaft. Die Warnzeichen wurden damals nicht mal nach der Auftaktniederlage gegen Mexiko erkannt. Löw demonstrierte danach Gelassenheit und spazierte mit Sonnenbrille zum Foto-Shooting in Sotschi auf einem Laternen-Strandboulevard.

„Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne. Brenne auf, mein Licht! Brenne auf, mein Licht! Aber nur meine liebe Laterne nicht.“ So singen es Kinder am Martinstag, am 11. November, in der Hoffnung, dass ihre selbstgebaute Laterne am buntesten und hellsten leuchtet und nicht von der brennenden Kerze zerstört wird.

Löws Laterne wurde bei der WM 2018 zerstört. Doch er darf die nächste basteln und ist weiterhin branchenunüblich Bundestrainer. Harte Analyse, Selbstkritik, Umbruch, Neuaufbau, das waren die Schlagworte. Dazu noch Geduld mit der jungen Mannschaft. Die Bilanz nach der WM sieht auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aus. Neun Siege, neun Unentschieden, drei Niederlagen. Das Problem ist: Nur einmal konnte Löw mit seinem Team gegen eine große Fußballnation gewinnen: Das war im März 2019 - ein 3:2 in Holland.

Löw will seit Herbst 2018 vom dominanten Ballbesitzfußball zum offensiven, schnellen Angriffsfußball wechseln. Vorne ist das mit Spielern wie Serge Gnabry, Timo Werner, Kai Havertz und anderen auch machbar. Doch scheinbar hat es die Hintermannschaft noch nicht ganz verstanden. Zu viele Lücken, zum Teil mangelhaftes Stellungsspiel in der Abwehr – egal ob mit Dreier- oder Vier-Kette.

„Nach hinten haben wir schon Fehler gemacht, zeitweise war es da schon offen. Wir waren nicht immer gut geordnet. Da müssen wir schauen, dass wir in der Kommunikation besser werden“, erklärte Löw nach dem 3:3 gegen die Schweiz.

Man kann es auch so sagen: Die DFB-Elf hat keinen Abwehrboss! Neun Gegentore in fünf Spielen in diesem Jahr sind der Beweis. Daran muss gearbeitet werden.

„Laterne, Laterne.“ Am Martinstag spielt die Löw-Elf in vier Wochen gegen Tschechien, danach gegen die Ukraine und Spanien. Gibt es da keine Verbesserung in der Defensive, könnte die EM ein Kurztrip werden. In der Euro-Vorrunde ist der erste Gruppengegner Weltmeister Frankreich, der zweite Europameister Portugal.