Kommentar zum Bundestrainer

Jogi, dieser Abschied kommt zu spät

Mit der Ankündigung seines Abgangs nach der EM wird Löw kaum Leidenschaft entfachen können.

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Bundestrainer Jogi Löw verabschiedet sich nach der EM von der Nationalelf.
Bundestrainer Jogi Löw verabschiedet sich nach der EM von der Nationalelf.dpa

Der Überraschungscoup ist Joachim Löw gelungen. Wenigstens mal das! Dass die Nationalmannschaft nach der EM im Sommer einen Neuanfang braucht, pfiffen die Spatzen von den Dächern. Bei ihren jüngsten Spielen erweckte die DFB-Elf nicht den Anschein, bei dem Turnier einen Auftritt hinzulegen, der eine Weiterbeschäftigung Löws rechtfertigen würde.

Dementsprechend hat Löw einen aus seiner Sicht nachvollziehbaren Schritt vollzogen. Per Pressemitteilung lässt er die Öffentlichkeit wissen: „Ich gehe diesen Schritt ganz bewusst, voller Stolz und mit riesiger Dankbarkeit.“ Löw schickte umgehend hinterher, „weiterhin ungebrochen große Motivation“ für dieses Projekt zu verspüren. Denn natürlich wird von nun an die Diskussion geführt werden, inwieweit Löw als Anführer auf Zeit oder „lame duck“ die absolute Leidenschaft auf die Spieler übertragen kann, um beim aktuell noch paneuropäisch geplanten Turnier im Juni und Juli zu glänzen.

Ist Liverpools Krise eine Chance auf Klopp?

Aus Sicht der Nationalelf hat er den richtigen Abschiedszeitpunkt längst verpasst. Bereits der völlig verpatzte deutsche Auftritt bei der WM in Russland 2018 lieferte genügend Indizien, dass Löw nicht mehr der richtige Trainer ist. Und nicht zuletzt nach dem 0:6 gegen Spanien im November gab es nur wenige Argumente, weshalb der Badener die Nationalmannschaft in das EM-Jahr oder darüber hinaus führen sollte. Zumal Präsident Fritz Keller regelrecht darum gebettelt haben soll, dass sich Löw zurückzieht. 

Löw tut dem DFB mit seiner Ankündigung zum jetzigen Zeitpunkt einen Gefallen. Der Verband muss bei der Suche nach einem Nachfolger nicht in Hektik verfallen. Bereits in diesem Monat steht ja das Spiel in der WM-Qualifikation gegen Island an. Somit bleibt ausreichend Zeit, mit den Wunschkandidaten Gespräche zu führen, zumal bei anhaltender Krise des FC Liverpool die Hoffnung keimen dürfte, Jürgen Klopp bei einem entsprechenden Angebot anlocken zu können. Auch wenn der natürlich auf seinen Vertrag bei den Reds verweist.

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Mit seinem Abschied hat Löw nun alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wenn es um die Zukunft der Nationalmannschaft geht, spielt er ab sofort nur noch eine Nebenrolle. Und das ist für einen amtierenden Bundestrainer eine schlechte Voraussetzung.