Indonesien trauert nach Stadion-Tragödie: Mindestens 37 Kinder tot +++ Polizeichef suspendiert +++ Wut über Tränengas-Einsatz +++ Fans sterben in den Armen der Spieler +++
Die Menschen des südostasiatischen Landes stehen nach der Massenpanik in der Stadt Malang weiter unter Schock. Gleichzeitig wächst die Wut auf die Polizei.

Ganz Indonesien steht weiter unter Schock. Und die Details, die nun nach der Tragödie im Kanjuruhan-Stadion in der Stadt Malang mit mindestens 125 Toten ans Licht kommen, sorgen für noch größere Wut auf die Behörden. Unter den vielen Opfern seien Berichten zufolge auch mindestens 33 Kinder und Jugendliche.
Das bisher jüngste identifizierte Opfer sei ein drei oder vier Jahre altes Kleinkind, sagte ein Sprecher des Ministeriums für Frauenförderung und Kinderschutz am Dienstag.
Indonesien: Polizei löste Massenpanik aus

Was war passiert? Nach dem Erstliga-Spiel zwischen Arema FC und Persebaya FC in der Provinz Ost-Java waren am Wochenende Tausende Fans auf das Spielfeld gestürmt. Die Polizei setzte massiv Tränengas ein und drängte die Menschen mit Schlagstöcken zurück auf die Ränge. Es kam zu einer Massenpanik, für viele gab es kein Entkommen.
Indonesien: Fans sterben in den Armen der Spieler
Die meisten Opfer starben an Sauerstoffmangel oder wurden zu Tode getrampelt. Hunderte Zuschauer wurden verletzt. Es ist eine der schlimmsten Stadion-Katastrophen in der Geschichte des Fußballs.
Javier Roca, ehemaliger Fußballprofi aus Chile und Trainer von Arema Malang, berichtete von schockierenden Bildern in der Umkleidekabine: „Als ich in die Umkleidekabine zurückkehrte, herrschte bereits Chaos.“ Viele Menschen hätten Atembeschwerden gehabt. Ein Fan sei in den Armen eines Spielers gestorben. „Die Spieler sind am Boden zerstört. Sie haben den ersten Todesfall in der Umkleidekabine miterlebt. Dann den zweiten, den dritten, den vierten.“
Fußball-Tragödie: Polizeichef suspendiert
Als erste personelle Konsequenz war am Montag der Polizeichef von Malang, Ferli Hidayat, von seinem Amt entbunden worden. Neun weitere Beamte wurden suspendiert, gegen mindestens 28 Polizeibeamte werde wegen mutmaßlicher Verstöße gegen die Berufsethik ermittelt, wie der nationale Polizeisprecher Dedi Prasetyo mitteilte.
Indonesien drohen harte Strafen
Die Regierung setzte zudem ein unabhängiges Expertenteam zur Klärung der Hintergründe ein. Dieses soll untersuchen, warum die Polizei auf dem mit Menschen überfüllten Platz überhaupt Tränengas eingesetzt hat. Dies ist nach den Regeln des Weltverbands Fifa in Stadien verboten.
Die Folgen der Malang-Tragödie werden weitreichend sein. Dem Land droht ein Verbot, an internationalen Wettbewerben teilzunehmen oder diese auszurichten, einschließlich der U20-Fußballweltmeisterschaft im nächsten Jahr.
Indonesien: Opfer-Zahlen steigen weiter
Update: Die Zahl der Toten ist auf 133 gestiegen. Es handele sich um 91 Männer und 42 Frauen, teilte am Dienstagvormittag (MEZ) die Regierung mit. Unter den Toten seien mindestens 37 Kinder und Jugendliche zwischen drei und 17 Jahren, so das Ministerium für Frauenförderung und Kinderschutz.
Der europäische Vereinsfußball wird unter der Woche den Opfern der Stadionkatastrophe in Indonesien mit einer Schweigeminute gedenken. Dies teilte die Europäische Fußball-Union (UEFA) am Dienstag mit. Neben den Spielen in der Champions League betrifft dies auch die Partien in der Europa League sowie der Conference League.
Auf den Leinwänden und den Fernsehgeräten soll laut UEFA folgender Text zu sehen sein: „In Gedenken an die Opfer im Kanjuruhan-Stadion in Indonesien - Untuk mengenang para korban di Stadion Kanjuruhan di Indonesia.“ Die LED-Tafeln in den Stadien sollen während der Gedenkminute schwarz sein.
Lesen Sie hier mehr Sportnachrichten >>