Tränen beim Abschied! Sportdirektor Max Eberl erklärt seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen.
Tränen beim Abschied! Sportdirektor Max Eberl erklärt seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen. dpa/Christian Verheyen

Mega-Beben in Mönchengladbach. Trainer Adi Hütter wackelt bedrohlich. Und jetzt tritt auch noch Manager Max Eberl aus gesundheitlichen Gründen zurück. Die seit acht Spieltagen sieglose Borussia, die nur noch vier Zähler Vorsprung vor einem direkten Abstiegsrang hat, steht am Abgrund.

Max Eberl schämte sich seiner Tränen nicht. Hochemotional und psychisch völlig ausgelaugt verabschiedete sich der Macher der Fohlen nach Jahrzehnten von seiner Lebensliebe Fußball – mit einem mutigen Auftritt und heftiger Systemkritik.

„Ich habe keine Kraft mehr, diesen Job so auszuüben, wie es der Verein benötigt. Der Klub hat mir alle Möglichkeiten gegeben, Zeit und Ruhe zu finden. Aber ich muss einen Schlussstrich finden. Ich muss raus. Es ist die höchste Verantwortung, die ich habe, auf meine Gesundheit zu achten.“

Dann legt er nach. „Ich beende, was mein Leben war“, sagte Eberl im Borussia-Park tieftraurig und doch von einer riesigen Last befreit. Seine Worte machten nachdenklich. „Ich kann für diesen großartigen Klub nicht mehr arbeiten, weil ich krank bin. Ich bin erschöpft. Ich will einfach raus aus der Mühle“, erklärte er: „Ich werde wie Hape Kerkeling einfach mal weg sein.“

Eberl: Erstmals denke ich nur an mich

23 Jahre lang hatte Eberl für Gladbach erst als Spieler die Knochen hingehalten und seit 2008 als Sportdirektor nahezu alle Lasten alleine geschultert. „Jede Niederlage war auch meine Niederlage. Ich will die Welt sehen, ich will einfach Max Eberl sein. Zum ersten Mal in meinem Leben denke ich an mich“, sagte der 48-Jährige.

Dem Fußball wünscht Eberl den Ausstieg aus dem Hamsterrad der Hysterie, das auch ihn „krank gemacht“ habe. „Man wird bei Social Media schon beleidigt, alles wird kommentiert, da hat der Betroffene noch nicht ein Wort gesagt“, klagte er über die Ereignisse der vergangenen 48 Stunden. „Ich bin vielleicht ein gutes Beispiel dafür, was mit dieser Welt passiert.“

Eberl rang während der gesamten Pressekonferenz mit den Tränen, bewegt lauschte er der Vereinsspitze. „Das ist ein Mist-Tag“, sagte Präsident Rolf Königs und räumte ein: „Wir haben nicht erkannt, dass das für ihn eine so starke Belastung ist.“ Geschäftsführer Stephan Schippers sprach davon, „einen Freund und Partner“ zu verlieren.

Nach Angaben von Königs hatte Eberl die Klubspitze im Oktober erstmals angesprochen. Anfang 2021 hatte er eine Auszeit in der Schweiz genommen, musste diese aber wegen der möglichen Corona-Verstöße von Breel Embolo verfrüht abbrechen. Zuletzt wirkte er gereizt, die Stimmung im Borussia-Park soll schlechter geworden sein.

Auszeit half Eberl nicht wirklich weiter

Eberl machte deutlich, dass er Berichte über sein anscheinend auch intern heftig diskutiertes Privatleben verurteilt. Eberl ist mit der Schweizerin Sedrina Schaller (33) liiert, die er als „Assistenz Team-Managerin“ in den Verein geholt hatte. Es gebe keinen „verletzten Stolz, keine Wut, keinen Frust“, es gehe nicht um die Liebe: „Allein die Person Max Eberl ist erschöpft und müde.“

Für die Borussia kommt die Trennung zur Unzeit. Der fünfmalige Meister spielt seine schlechteste Saison seit elf Jahren, steckt im Abstiegskampf. Auch Trainer Adi Hütter, den Eberl für 7,5 Millionen Euro aus Frankfurt geholt hatte, geriet zuletzt in die Kritik.

Die Suche nach einem Nachfolger läuft auf Hochtouren. Schalke-Sportdirektor Rouven Schröder, der 2019 als Eberls „Co-Pilot“ im Gespräch war, soll kein Kandidat sein. Die Bild-Zeitung bringt den Gladbacher Ex-Trainer Dieter Hecking (derzeit Sportvorstand beim 1. FC Nürnberg) und Ex-Profi Martin Stranzl als Duo ins Spiel. „Die internen Möglichkeiten haben wir abgesteckt. Wir werden uns extern umschauen“, sagte Königs.

Wie es mit Eberl weitergeht, ist offen: Er sucht nichts als Ruhe. „Wenn irgendwer glaubt, ich mache das, weil ich einen Vereinswechsel will – vergesst das“, sagte er. Gerüchte, dass er womöglich einen Job in Leipzig als Nachfolger von Markus Krösche anstrebe, schossen wie Pilze aus dem Boden, als sich im Verlauf des späten Donnerstagabends die ersten Anzeichen für eine Trennung ergeben hatten.

Den Jakobsweg wie Hape Kerkeling werde er aber auch nicht angehen, so Eberl. „Den schaffe ich nicht, dafür bin ich nicht fit genug“, sagte er mit einem Anflug seines altbekannten, stets bissigen Humors.

Eberl beendete seinen letzten Auftritt für die Borussia nach 23 Jahren versöhnlich. „Es braucht sich keiner Sorgen machen“, sagte er: „Es war eine Ehre, hier zu arbeiten.“

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