Fjodor Smolow weiß genau was er will. Auf diesem Bild: Den Ball. Ganz generell: Seine Verlobte Maria.
Fjodor Smolow weiß genau was er will. Auf diesem Bild: Den Ball. Ganz generell: Seine Verlobte Maria. imago-images

Man nehme einen Torjäger, in diesem Fall auch ein Schürzenjäger, und ein 17-jähriges Mädchen. Dazu einen Privatjet und ein Auto. Eine Prise ganz hohe Politik, etwas Immobiliengeschäft und ein klein wenig Flair von Oligarchie und Karibik. Die Liebe, davon eine große Portion, darf nicht fehlen, zumal sie in einer Hochzeit gipfeln soll. Das alles in Zeiten von Covid-19 – fertig ist ein Stück Schmachtfetzen, das auch ein Krimi oder eine Komödie sein könnte.

Der Torjäger heißt Fjodor Michailowitsch Smolow und hat sich mit seinen 30 Jahren einen Traum erfüllt. Er spielt in Spanien bei Erstligist Celta Vigo, wohin er von Lok Moskau ausgeliehen ist. Aber er hat Heimweh und Sehnsucht dazu. Denn in Spanien, wo Corona in Europa mit am härtesten wütet, ist Stillstand befohlen. Also auch in der Primera Division.

An der Newa aber wartet Maria Jumaschewa, seine Liebste. Sie ist nicht irgendeine Freundin, auch wenn sie erst 17 ist, aber bald 18 wird und mit dem Tag Frau Smolowa werden soll. Sie ist auch die Enkelin des einstigen russischen Präsidenten Boris Jelzin. Ihre Eltern seien ehemalige Berater des damaligen ersten Mannes im russischen Reich gewesen, hätten eine Baufirma für Luxusimmobilien und zu ihrem Freundeskreis gehöre Roman Abramowitsch, seit Jahren Eigentümer von Englands Top-Klub FC Chelsea.

Vor diesem Hintergrund lohnt sich schon mal ein Gauner- oder auch nur Lausbubenstück. Vielleicht auch nur das eines unsterblich verliebten Mannes. Meint zumindest der verhinderte Stürmer, der in seiner Heimat dreimal Fußballer des Jahres und zweimal Torschützenkönig der Premjer-Liga war.

Von Minsk nach Moskau

Nur: In Corona-Zeiten ist es wahrscheinlich mehr als nur der Streich eines verknallten Kerls. Der geht nämlich so: Smolow schaltet von Abwehr- auf Angriffsmodus, was er ja am besten kann. Er bittet seinen Verein um einen Flug nach Hause. Das mehrmalige „Njet“ will er nicht akzeptieren. Also chartert er, auf welchem Wege auch immer, einen Privatjet und düst, wohl auch um ein paar Spuren zu verwischen, vorsichtshalber nur nach Minsk.

In Weißrusslands Hauptstadt haben sie von Corona ja nicht viel mitbekommen. Der dortige Staatspräsident Alexander Lukaschenko ermuntert seine Landsleute mit so forschen Sprüchen wie: „Sehen Sie hier ein Virus? Ich sehe keines!“ Na bitte. Nur ist Smolow in Minsk noch nicht am Ziel seiner Wünsche und erst recht nicht bei Maria. Also ins Auto gesetzt und ab geht die Post. Über die Europastraße 30 an Smolensk vorbei sind die gut 700 Kilometer bis in die russische Hauptstadt in nahezu zehn Stunden zu schaffen. Das ist jedoch noch nicht das Ende der Geschichte.

Sie geht mit Marias 18. Geburtstag und der für diesen Tag geplanten Hochzeit weiter, nämlich in die Karibik. Wie aber dorthin kommen? Mit Hilfe der Freunde, klar, die haben doch schon für den Privatjet nach Minsk gesorgt. So schön aufregend und abenteuerlustig das alles für Smolow auch sein mag, er ist gerade dabei, sich kräftig in die Nesseln zu setzen.

Einen ganz wichtigen Elfmeter, den ersten seines Teams beim Elfmeterschießen im Viertelfinale der Heim-WM 2018 gegen Kroatien, hat er schon vergeigt und damit das Aus der „Sbornaja“ eingeläutet. Nun ist er gerade dabei, einen zweiten, vielleicht noch wichtigeren, zu versemmeln. Es sei denn, Maria und das ganz große Schicki-Micki um sie herum sind das wert.