Volle Stadien wie beim ersten Bundesliga-Spiel des 1. FC Union gegen Leipzig im vergangenen Jahr wird es zur neuen Spielzeit wohl nicht geben.
Volle Stadien wie beim ersten Bundesliga-Spiel des 1. FC Union gegen Leipzig im vergangenen Jahr wird es zur neuen Spielzeit wohl nicht geben. Foto: dpa

Die Leidenszeit könnte endlich vorbei sein. Seit 122 Tagen hat kein Fan in Deutschland mehr ein Stadion betreten. Nun plant Sachsen in der Corona-Pandemie ab September Zuschauer teilweise wieder zu zulassen. Klingt klasse, ist es aber nicht wirklich.

Keine Gesänge, zurückhaltender Jubel, Sicherheitsabstand und personalisierte Eintrittskarten. Die Aussicht auf die neue Normalität schreckt die organisierte Fanszene ab. „Wir sehen das sehr, sehr skeptisch und können den Plänen nicht viel abgewinnen“, sagte Bündnis-ProFans- Sprecher Sig Zelt. Für den Union-Fan sei selbst ein Boykott mancher Fangruppen „durchaus denkbar“.

Den Anstoß lieferte Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). Bereits ab 1. September sollen Events mit mehr als 1000 Zuschauern im Freistaat wieder möglich sein, wenn Hygieneregeln befolgt und die Kontakte gegebenenfalls nachverfolgt werden. „Rufen, singen, und schreien“, erteilte Köpping aber eine Absage. Auch volle Stadien schloss sie in Sachsen aus. Den Wunsch hatte Union-Präsident Dirk Zingler zuletzt geäußert.

Für Zelt ist Köppings Vorschlag realitätsfern und kaum umsetzbar. „Natürlich gehören die Nähe, das laute Äußern und die Gesänge zu einem Fußballspiel dazu“, erklärt er. Zudem fürchten die Fans, dass die Kontaktnachverfolgung missbraucht wird. Bei Borussia Dortmund gingen die Ultras bereits auf die Barrikaden.

Weiterer Zoff droht, weil die Deutsche Fußball-Liga (DFL) für die neue Saison (Start wohl am 18. September) zwar einen Corona-Rahmen vorgibt, letztlich aber die Klubs selbst entscheiden sollen, wie sie das Hygienekonzept umsetzen. Das könnte zu einem Fan-Flickenteppich führen. Unterschiedlich große Kulissen wären im Sinne des Wettbewerbs nicht fair. Leipzig-Boss Oliver Mintzlaff fordert deswegen eine „im Sinne der Gemeinschaft einheitliche Lösung für alle Klubs".

Gegenwind kommt aus der Politik: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisiert: „Es wird einfach auf Risiko gespielt in der Hoffnung, es werde noch gut gehen. Ich halte Fußballspiele mit Zuschauern für nicht verantwortbar."