Ordner nehmen einem dänischen Fan seine Regenbogenflagge ab.
Ordner nehmen einem dänischen Fan seine Regenbogenflagge ab. AFP/Darko Vojinovic

Der Hass auf Minderheiten eint die radikalen Kräfte dieser Welt. So ist es auch kein Zufall, dass sich beim EM-Spiel im diktatorisch geführten Aserbaidschan kam es nun zu einer Szene, die es vor rund einer Woche auch in Ungarn, dass ebenfalls längst abseits demokratischer Pfade wandelt, gegeben hatte. Einem Fußball-Fan wurde eine Regenbogenflagge abgenommen. Und die Uefa stellt sich wieder maximal unwissend.

Ein dänische Fan hatte eine Regenbogenfahne mit ins Stadion genommen.

Ein dänischer Fan hatte die kleine Fahne, die als Zeichen für Toleranz und Vielfalt gilt, mit ins Stadion nach Baku gebracht, wo am Samstagabend die dänische Nationalmannschaft mit einem 2:1-Sieg gegen Tschechien ins EM-Final einzog. Kurz vor dem Anpfiff wurde die Fahne allerdings von einem grimmig dreinschauenden Ordner einkassiert. 

Die Uefa gab in der Nachbetrachtung dieses Vorfalls einmal mehr keine gute Figur ab. In einer Stellungnahme teilte der Dachverband zwar mit, das Handeln der Sicherheitskräfte zu untersuchen. Die Regenbogenflagge sei dem Fan zurückgegeben worden - und ein Symbol, das die Grundwerte der Uefa verkörpere. Zunächst habe die Uefa aber Informationen über einen „stark betrunkenen“ Fan erhalten, der Ärger mit anderen Anhängern im Stadion gehabt habe. Die Ordnungskräfte „griffen ein und ließen den Fans trotz seines Zustands bleiben“. Dem widersprach der dänische Verband deutlich.

Es seien Mitarbeiter in der Nähe des Vorfalls gewesen, twitterte Ronnie Hansen, kaufmännischer Leiter des Verbands, in der Nacht zu Sonntag. Die Untersuchung der Uefa werde unterstützt. Die Ansicht des Dachverbandes über den Zustand des Fans werde aber überhaupt nicht geteilt.

Der Vorfall in Baku ist mit Fotos dokumentiert

Der Szene im Olympiastadion der islamisch geprägten Hauptstadt Aserbaidschans ist auf Fotos dokumentiert. Zu sehen ist, wie zwei Ordner heftig mit dem dänischen Fans diskutierten. Ein Ordner zerrte an der Fahne, diese war kurz darauf verschwunden. Der genaue Hintergrund, warum die Ordner einschritten, ist bislang unklar. Der Vorfall erinnert an die Vorfälle in Budapest vor einer Woche. In Ungarn hat der rechte Ministerpräsident Viktor Orbán ein Klima der Angst für Minderheiten wie Migranten, aber auch Homosexuelle geschaffen.

Die UEFA, die speziell in Deutschland seit Wochen wegen der Corona- und der Regenbogen-Thematik massiver Kritik ausgesetzt ist, teilte auf Anfrage der dpa mit, weder die Ordner in Baku noch in anderen EM-Stadien angewiesen zu haben, Regenbogenflaggen zu konfiszieren. „Natürlich werden wir uns mit dem Uefa-Delegierten, dem Uefa-Sicherheitsbeauftragten und den lokalen Behörden in Verbindung setzen, um das zu klären“, hieß es.

Der dänische Fan war schockiert über das Vorgehen

In dänischen Medien sagte der Fan, der die Fahne ins Stadion gebracht hatte, dass Ordner ihm diese aus der Hand gerissen hätten. Er sei schockiert darüber gewesen. Nach dem Spiel habe er die Fahne über den Fan-Koordinator des Verbands wieder erhalten. 

Uefa-Partner Volkswagen hatte am Samstag wie angekündigt auf die bunte Beleuchtung der eigenen Werbebanden im Spiel verzichtet, die so zuletzt im Achtelfinale und im Viertelfinale am Freitagabend in München zu sehen gewesen waren. VW hatte am Vortag erklärt, es habe „Bedenken“ der Uefa gegeben „im Hinblick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen an den Spielorten in Russland und Aserbaidschan“. Das Auswärtige Amt schreibt: „Das aserbaidschanische Recht verbietet sexuelle Handlungen zwischen Personen gleichen Geschlechts nicht. Homosexualität wird gesellschaftlich jedoch kaum akzeptiert und ist mit Tabus belegt.“

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Der Autobauer gab an, die Entwicklung zu bedauern. Die Uefa verwies auf die lokalen Gesetze, mit denen die Sponsorenaktionen konform sein müssten. Der Dachverband teilte zudem mit, dass Volkswagen allein im Viertelfinale an der Aktion festhalte. „Alle anderen Sponsoren haben entschieden, keine Regenbogenfarben mehr im Turnier zu verwenden“, weil der „Pride-Monat“ Juni vorbei sei.