Englands Harry Kane trifft beim umstritten Strafstoß im Nachschuss gegen Dänemarks Keeper Schmeichel zum 2:1.
Englands Harry Kane trifft beim umstritten Strafstoß im Nachschuss gegen Dänemarks Keeper Schmeichel zum 2:1. Foto: dpa

Old England ertrinkt im Jubel. Für das Mutterland des Fußballs wird ein Traum wahr. Endlich, nach 55 Jahren, nach dem WM-Triumph 1966, erreichen die Erfinder dieses Sports wieder das Endspiel eines großen Turniers und strecken erstmals ernsthaft die Hand nach dem EM-Pott aus. Das 2:1 (1:1, 1:1) nach 120 Minuten gegen Dänemark öffnet die Tür meilenweit für neue Helden und macht den Höhepunkt am Sonntag auf dem heiligen Rasen von Wembley gegen Italien möglich.

Ein Elfmeter macht‘s! Nicht im Elfmeterschießen wie am Tag zuvor zwischen Italien und Spanien, sondern „schon“ in Minute 104. Im Elferschießen hätte das Tor nicht gezählt, weil Dänen-Keeper Kasper Schmeichel den Schuss von Harry Kane aus dem rechten Eck fischt. Doch den Nachschuss setzt Englands Kapitän mit seinem vierten Turniertor doch ins Netz. Es ist das späte Glück für ein Team, das es sich verdient hat, denn die Dänen, so tapfer sie sich auch lange wehren, sind da längst körperlich am Ende und lange schon im sauren Bereich.

Bevor das englische Märchen Fahrt aufnimmt, ist es erst einmal zäh. Von Zauberei ist erst einmal nicht viel zu sehen. Einige der 65.000 Fans, nicht aber die 8.000 Dänen, beginnen an zu pfeifen. Zu sehr wurden sie bisher von ihrem Team verwöhnt. Dann aber legen beide den Schalter wie auf Kommando um. Sofort geht’s ab, und zwar auf beiden Seiten.

Damsgaard trifft zuerst für Dänemark

Erst zeigen sich die Dänen, wie in den K.o.-Spielen zuvor erneut Außenseiter. Mikkel Damsgaard beweist seinen Torriecher, zielt aber noch zu ungenau (25.). Der zweite Versuch sitzt dafür perfekt. Über die englische Vier-Mann-Mauer, in der auch die kopfballstarken Harry Kane und Harry Maguire hochspringen, knallt Dänemarks Benjamin einen Freistoß unter die Latte – das 0:1 (30.) ist das erste Gegentor für die Engländer im Turnier und das erste nach über elf Stunden Spielzeit. Dabei ist Damsgaard fünf Tage zuvor erst 21 geworden und mit 176 m Körpergröße und 70 Kilo nicht gerade einer zum Fürchten. Dafür machen es Technik und ganz viel Gefühl im rechten Fuß.

Pechvogel Kjaer mit Eigentor

Ein wenig ist der Lack ab bei den Three Lions, die mit Energie bei der Sache sind, nun aber unter Druck sind. Mit dem Rücken zur Wand jedoch zeigen sie ihr neues Gesicht und lassen keinen Zweifel an ihrer Stärke. Weil Raheem Sterling aus acht Metern Schmeichel anschießt (38.), brauchen auch die Engländer zum Erfolg ihren zweiten Versuch. Unglücklich ist es, dass Simon Kjaer in die Eingabe von Kane rutscht und die Kugel von seinem Körper zum 1:1 (39.) ins eigene Tor prallt. Der einzige Trost für den Dänen-Kapitän ist, dass hinter ihm Sterling die Bude wahrscheinlich sowieso gemacht hätte.

Damit beginnt das Spiel neu, aber mit ähnlichen Vorzeichen. Die Männer um Kane suchen die Offensive, die Kerle um Kjaer machen hinten dicht. Mehr und mehr neigt sich die Waage zugunsten der Engländer. Die sorgen durch einen Kopfball von Maguire für Torgefahr, und nur eine klasse Flugparade von Schmeichel hält die Dänen im Spiel (55.). Und als die Briten nach einem vermeintlichen Foul an Kane Elfmeter fordern (74.), winkt Holland-Schiri Danny Makkelie ab. Dusel gehabt, Danish Dynamite! Bis es dann doch ein Elfer macht und Old England im Siegestaumel versinkt.

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