Jorginho feiert mit den Kollegen nach dem verwandelten Elfmeter.
Jorginho feiert mit den Kollegen nach dem verwandelten Elfmeter. AFP/Carl Recine

Forza Italia! Für die Azzurri strahlt der Himmel über der Themse. Zum vierten Mal steht Italien in einem EM-Finale. In einem Nerven-Duell gegen Spanien, das nach 120 Minuten 1:1 steht und noch keinen Sieger hat, geht es zum Punkt. 4:2 triumphieren die Männer aus Turin und Mailand, Rom und Neapel. Noch einmal werden sie bei diesem Turnier auf dem heiligen Rasen stehen, am Sonntag im Finale.

Vorweggenommenes Endspiel

Sie feiern und lachen, tanzen und träumen. Um Gianluigi Donnarumma dreht sich alles, weil er neben den erfolgreichen Schützen der Held dieses Dramas ist, dieses eigentlich vorweggenommenen Endspiels. Obwohl Manuel Locatelli als erster Schütze an Spaniens Schlussmann Unai Simon scheitert, treffen die anderen: Andrea Belotti, Leonardo Bonucci, Federico Bernardeschi und schließlich Jorginho. Es ist der Triumph der Nerven und der Jubel erreicht sogar den erfolgreich an der Achillessehne operierten Leonardo Spinazzola, der zum Endspiel auch nach Wembley möchte.

Dagegen ist bei den Spaniern einer vom Helden zum Deppen geschrumpft. Alvaro Morata, erst spät ins Spiel gekommen, um den Rückstand, erzielt mit einem Schuss aus Geschick, Genauigkeit und Gefühl, aufzuholen. Es gelingt dem „Italiener“ im Team der Furien. Morata, der bei Juventus Turin spielt und bislang nicht mit Toren aufgefallen ist, schafft den Ausgleich (80.), bringt sein Team zurück in die Partie. Als Elfmeterschütze aber taugt Morata diesmal nicht. Donnarumma liegt im richtigen Eck – und weil zuvor schon Dani Olmo, im Spiel einer der Besten, die Kugel über die Latte drischt, ist es vorbei für die Furien.

Gerechtigkeit ist dabei

Auch wenn sie in dieser Partie mehr vom Spiel haben, ein wenig Gerechtigkeit ist letztlich trotzdem dabei. Irgendwie haben sich die Spanier durch das Turnier geschummelt. In der Gruppe haben sie nur ein Spiel gewonnen, in den K.o.-Runden haben sie es ohne Verlängerung (5:3 gegen Kroatien) und ohne Elfmeterschießen (3:1 gegen die Schweiz) nicht gemacht. Unendlich ist das Glück nicht zu strapazieren.

Für die Azzurri dagegen geht der Traum weiter. Sie rocken weiterhin diese Europa-Euro, auch wenn sie in manchen Phasen arg wackeln und oft mit dem Rücken zur Wand stehen. Lange ist es im Kampf der Kulturen – hier Ballbesitzfußball, da überfallartige Angriffe – eng, ganz eng. Bis die Nerven doch für Giorgio Chiellini und seine Kumpels entscheiden.