Tränen, Trauer, Totenstille

Dortmund trägt Trauer: Der BVB verspielt die Meisterschaft

Tränen, Trauer, Totenstille: Durch ein 2:2 (0:2) gegen Mainz am letzten Bundesliga-Spieltag verpasste  Dortmund die Chance,  Bayern endlich vom Thron zu reißen.

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Der FC Bayern entreißt Borussia Dortmund am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga die Meisterschaft. Nichts läuft am Samstag für den BVB - im Gegenteil.
Der FC Bayern entreißt Borussia Dortmund am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga die Meisterschaft. Nichts läuft am Samstag für den BVB - im Gegenteil.AFP/ INA FASSBENDER

Tränen, Trauer, Totenstille: Im Moment der bitteren Wahrheit sanken alle Dortmunder wie vom Blitz getroffen zu Boden. Die schwarz-gelbe Wand verstummte, selbst den Gästefans schien das Schicksal des BVB leid zu tun. Durch ein 2:2 (0:2) gegen den FSV Mainz 05 am letzten Bundesliga-Spieltag verpasste Borussia Dortmund die gigantische Chance, den FC Bayern endlich vom Thron zu reißen. Stattdessen warf die Borussia den Münchnern, die sich zum 2:1 beim 1. FC Köln zitterten, die Schale quasi in den Schoß.

Minutenlang lagen sie da: Marco Reus, Mats Hummels, Sebastien Haller und all die anderen, die kurz vor dem großen Triumph gestanden hatten. Dann fingen die ersten Fans an zu rufen: „Aufstehen! Aufstehen!“ Edin Terzic, der Trainer aus der Kurve, half seinen Spielern auf die Beine. Die Tribüne spendete Trost: Ein starkes Bild zum Ende einer Achterbahn-Saison mit einem irren Ende.

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Meisterfeier fällt für Dortmund ins Wasser

Dennoch: Meisterfeier, der gigantische Meisterkorso mit Hunderttausenden Menschen - das alles fällt ins Wasser, weil der BVB im entscheidenden Spiel die Nerven verlor. Andreas Hanche-Olsen (15.) und Karim Onisiwo (24.) brachten mit frühen Toren das vor Aufregung kochende Stadion fast zur Ruhe, die Dortmunder rannten vor 81.365 Zuschauerinnen und Zuschauern mit wachsender Verzweiflung vergeblich an. Sebastien Haller (19.) verschoss überdies beim Stand von 0:1 einen Foulelfmeter: Entsetzen machte sich breit. Daran änderten auch die Tore von Raphael Guerreiro (69.) und Niklas Süle (90.+6) nichts.

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Bloß nicht ausflippen, alles „so normal wie nur möglich“ halten: Das hatte Terzic vorab während der Pressekonferenz beschworen. Doch wie? Das Stadion summte schon eine Stunde vor dem Anpfiff wie ein Bienenkorb - und das lag keinesfalls nur am Besuch eines verirrten Bienenschwarms, der die Sky-Übertragung störte. Die Fans schwankten zwischen Vorfreude, großer Zuversicht und einem Schuss Angst, die Atmosphäre war ohrenbetäubend.

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Dortmund-Trainer Edin Terzic tröstet nach der verpassten Meisterschaft Jude Bellingham.
Dortmund-Trainer Edin Terzic tröstet nach der verpassten Meisterschaft Jude Bellingham.dpa/Bernd Thissen

In der ganzen Stadt baute sich ab dem Morgen langsam die Spannung auf. Vor der Stadiongaststätte „Strobels“ hatten sogar Fans übernachtet, am Mittag gab es einen großen Marsch aus dem Kreuzviertel Richtung Stadion. Der Mannschaftsbus wurde mit großem Jubel und bengalischen Feuern begrüßt - die große, vielleicht sogar historische Gelegenheit elektrisierte: „Wir haben es in der Hand“, stand auf einem riesigen Banner vor der Südtribüne.

Entsprechend begleitete ein zehntausendstimmiges Brüllen jeden gewonnenen Zweikampf, jeden Einwurf, jede halbe Torgelegenheit. Niklas Süle hatte die erste in der siebten Minute. Die Mainzer mühten sich darum, in diesem Hexenkessel mehr als nur eine beliebige Zutat zu sein - ihr Trainer Bo Svensson breitete beruhigend die Arme aus.

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Und der FC Bayern führte in Köln.

Dortmund versinkt in Trauer

Als auch noch Hanche-Olsen per Kopf für die Mainzer traf, schien das gesamte BVB-Gebilde der vergangenen Woche ins Wanken zu geraten. Umgehend foulte Dominik Kohr im Strafraum Guerreiro - aber Haller scheiterte mit dem Elfmeter an Torhüter Finn Dahmen. Es wurde das eklige Nervenspiel, das sich der BVB so gerne erspart hätte. Das 0:2 durch Onisiwo hatte eine geradezu lähmende Wirkung.

Dann musste auch noch Karim Adeyemi verletzungsbedingt ausgewechselt werden, Kapitän Marco Reus bekam seine Chance, eine nie erfüllte Sehnsucht nach der Meisterschale zu stillen. Doch seiner Mannschaft fehlte die Überzeugung. Julian Brandt schloss nicht wuchtig genug ab (44.), Donyell Malens Kopfball (45.+4) touchierte den Außenpfosten.

Terzic brachte zur zweiten Halbzeit auch noch Youssoufa Moukoko, er erhöhte das Risiko deutlich. Auch die Fans rafften sich noch mal zu lautstarker Unterstützung auf, sie feierten, wie BVB-Torhüter Gregor Kobel nach einem Konter gegen Lee Jae Sung rettete (48.). Ein entfesselter Dortmunder Ansturm war es jedoch nicht: Dringend gesucht wurde nun derjenige, der das Stadion wieder anzündet und den Glauben weckt. Mainz konterte - Onisiwo traf den Pfosten (57.), Guerreiro noch ins Tor. Süles Tor sorgte für Hochspannung. Doch Dortmund versank in Trauer.