Dresdens Drittliga-Kicker stimmen sich vor dem Spiel mit ihren Fans im Rücken ein.
Dresdens Drittliga-Kicker stimmen sich vor dem Spiel mit ihren Fans im Rücken ein. Dennis Hetzschold/Imago

Zum 70. alles Gute – für Dynamo Dresden bündeln sich alle Wünsche im Aufstiegstraum. Nach dem x-ten Absturz sind die Dynamos dran am Aufstieg in Liga 2. Für einen Verein mit 30 Jahren Glanz und Gloria zu DDR-Zeiten ein verdammt kleines Brötchen.

Im April 1953 konnten die Fußball-Fans in Dresden locker vom Hauptbahnhof zum Altmarkt schauen. Die einstigen Häuser dazwischen waren als Kriegstrümmer weggeräumt worden. Genau in dieser Zeit sorgten vor 70 Jahren am 12. April im Kino „Schauburg“ Fußball-Spieler für einen Hoffnungsschimmer. Sie gründeten die SG Dynamo, die aus dem Verein Volkspolizei Dresden hervorging. 40 Spieler aus 19 Polizeisportvereinen waren bei Polizei Dresden zusammengefasst. Noch im gleichen Jahr feierten die Dynamos ihren ersten DDR-Meistertitel. Wismut Aue unterlag vor 40.000 Zuschauern in Berlin den Dresdnern in einem notwendigen Entscheidungsspiel in der Verlängerung mit 2:3.

Dresden stürzt nach dem ersten Meistertitel in die Bezirksliga ab

Nur ein Jahr später standen die Dresdner Dynamos allerdings nackt da. In Berlin war der SC Dynamo Berlin (später BFC Dynamo) gegründet worden. Die besten Spieler wie Günter „Moppel“ Schröter, Johannes Matzen, Herbert Schoen,   Heinz Klemm und Gunter Usemann mussten von der Elbe an die Spree. Dresden nahm in der 1. Liga den Platz des aufgelösten Teams vom SC DHfK Leipzig ein, stieg aber bis in die Bezirksliga ab. Erst zu Beginn der 1960-er Jahre kehrten die Dresdner in die Oberliga zurück und sorgten für glanzvolle Zeiten.

Insgesamt spielten 15 DDR-Mannschaften in den europäischen Pokal-Wettbewerben. Die Dresdner schossen mit 20 Teilnahmen den Vogel ab und bestritten insgesamt 69 europäische Pokalspiele. Für Aufsehen sorgten die Sachsen im Herbst 1973. Dynamo hatte im Landesmeister-Cup in der ersten Runde Juventus Turin aus dem Wettbewerb gekantet. Im Achtelfinale mussten die Dynamos gegen Bayern München ran. Im Hinspiel unterlagen die Dynamos mit 3:4. Beim Rückspiel führten sie mit 3:2 durch Tore von den leider schon verstorbenen Siegmar Wätzlich und Reinhard Häfner sowie Hartmut Schade, ehe der verstorbene Gerd Müller den Ausgleich schaffte. Die Bayern holten damals später in der Saison zum ersten Mal den Pokal der Landesmeister. Vorwiegend unter Trainer Walter Fritzsch durften die Dresdner acht Mal den DDR-Meistertitel und sieben Pokalsiege feiern.

Dynamo Dresden: Weber, Müller, Kotte und die Republikflucht

Die Dynamo-Chefs zeigten aber nicht nur ein freundliches Gesicht. Gerd Weber (66), 1976 Olympiasieger,   Matthias Müller (68), Silbermedaillengewinner 1980, und Torjäger Peter Kotte (68) wurde die Karriere unter den Füßen weggezogen. Angeblich wollte Gerd Weber bei einem Länderspiel im Westen bleiben. Müller und Kotte sollen davon gewusst haben. Alle drei Kicker kamen in Haft und mussten ihre Karriere beenden. Weber lebt heute als Rentner im Schwarzwald. Müller arbeitet noch als Trainer in Sachsen, während Kotte nach einer schweren Fußverletzung zu aktiven Zeiten nun als Rentner weiter in Dresden wohnt.

Nach der Wende schafften es die Dynamos zwar zunächst noch in die Bundesliga, aber mit dem Niedergang der Nachwuchsförderung dümpeln die Dynamo jetzt in der 3. Liga. Mit der Maueröffnung schwirrte gleich die halbe Mannschaft mit Spielern wie Ulf Kirsten, Matthias Sammer (1996 Europameister und Europas Fußballer des Jahres), Hans-Uwe Pilz, Andreas Trautmann und Matthias Döschner in Richtung Westen. Später folgten auch Jens Jeremies und Alexander Zickler, die mit dem FC Bayern Deutscher Meister und Pokalsieger wurden und mit den Münchnern die Champions League gewannen. Jeremies freute sich mit dem Nationalteam 2002 sogar über die Vizeweltmeisterschaft.

Dynamo Dresden sieht wieder Licht am Ende des Tunnels

Für den zwischenzeitlichen Untergang der Dresdener sorgte besonders der Hesse Rolf-Jürgen Otto als Präsident. Er verweigerte Ostjournalisten Interviews und wollte nur mit Journalisten aus dem Westen sprechen. Mit ihm geriet Dynamo zur sportlichen Variante jener Firmenplünderungen, die zweit- und drittklassigen Wessis unter den Augen der Treuhand im Osten gelangen.

Dresden, prophezeiten viele Bundesliga-Manager, werde am Ende der Otto-Jahre für lange Zeit ruiniert sein. Wie Recht diese Leute hatten. Aber vielleicht ist jetzt mit Platz vier in der dritten Liga wieder Licht am Ende des Tunnels.