Die Corona-Krise wird den Fußball nachhaltig verändern.
Die Corona-Krise wird den Fußball nachhaltig verändern. imago-images

Es gab einen Fußball vor der Corona-Krise, es gibt gerade keinen wegen der Corona-Krise, aber es wird Deutschlands liebstes Kind auch nach der Pandemie wieder geben. Die Frage ist nur: Bleibt es das alte Profigeschäfte mit exorbitanten Gehältern für die Spieler und völlig wahnwitzigen Ablösesummen? Die Antwort ist eindeutig: Achtung, Profis! Die fetten Jahre sind vorbei.


Es geht längst nicht mehr nur darum, dass einzelne Klubs wegen der Pandemie-Zwangspause Gefahr laufen, Insolvenz beantragen zu müssen. Der Fußball hat eine gesellschaftliche Aufgabe, ja, auch eine Sonderstellung. Die Krisenzeit bringt immer mehr Verantwortliche zum Nachdenken. Da ist die brutale Abhängigkeit von den TV-Geldern, die die hohen Gehälter der Profis überhaupt erst möglich machen. Da ist aber auch die Fankultur, die den wesentlichen Inhalt dieses Massensports ausmacht. Immer mehr Anhänger-Organisationen sprechen sich gegen die Saisonfortsetzung mit Geisterspielen aus.

„Dass diese Diskussion überhaupt geführt wird, ist ein Ausdruck der völlig falschen Entwicklung im Fußball, die seit Langem von aktiven Fans kritisiert wird“, teilte das Bündnis „Pro Fans“ mit. „Wichtiger ist der Blick in die Zukunft. Sind Verbände und Vereine fähig, aus der heutigen absurden Situation zu lernen?“ Ein gutes Zeichen ist, dass nicht nur die Anhänger Kritik üben, auch bei den Verantwortlichen in den Klubs setzt langsam eine Moraldebatte ein. „Es braucht Regeln, um die Entwicklung der Vereine und des Fußballs insgesamt nicht zu gefährden. Darüber sollten wir jetzt dringend nachdenken und diskutieren“, mahnte Fortuna Düsseldorfs Vorstandschef Thomas Röttgermann in der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und schlägt schon mal eine Gehaltsobergrenze für die Spieler vor.

Union-Präsident Dirk Zingler erklärt: „Natürlich ist dem Fußball angeraten, mal über sein Wertegerüst, über seine Organisation an sich nachzudenken. Auch der Fußball hat die Aufgabe, alles zu tun, um in der gesellschaftlichen Akzeptanz zu bleiben.“

Auch bei einigen Spielern hat der Umdenkprozess begonnen. „Niemand wird leugnen können, dass sich der Profifußball immer mehr – nennen wir es – überhitzt hat. Von Saison zu Saison ist immer noch mehr Geld geflossen und vielleicht ist der einzelne Mensch dabei bisweilen auf der Strecke geblieben“, erklärt Nationalspieler Matthias Ginter von Borussia Mönchengladbach. Manager Ikone Reiner Calmund hat eine drastische Botschaft für die Profis: „Jetzt geht es euch an die Kohle, ob es euch passt oder nicht. Das ist doch so klar wie das Amen in der Kirche.“