Robert Hartmann war beim Spiel des BVB beim VfL Bochum der VAR und übersah sehr zur Freude des FC Bayern eine klare Fehlentscheidung.
Robert Hartmann war beim Spiel des BVB beim VfL Bochum der VAR und übersah sehr zur Freude des FC Bayern eine klare Fehlentscheidung. Laci Perenyi/imago

Der FC Bayern mühte sich gegen Hertha BSC zu einem 2:0, eroberte aber dennoch vier Spieltage vor Bundesligaschluss die Tabellenführung zurück. Das lag allerdings vor allem am Dortmunder 1:1 beim VfL Bochum. Die klare und womöglich nicht nur spiel-, sondern auch meisterschaftsentscheidende Schiedsrichter-Fehlentscheidung sorgt weiter für wilde Diskussionen. Besonders, weil mit Robert Hartmann ein Unparteiischer aus Bayern als Videoassistent im Kölner Keller im Einsatz war. DFB-Chaos sorgt für VAR-Wut: Schiedsrichter aus Bayern verpfeift BVB!

Der Frust einiger BVB-Fans war groß und ging eindeutig zu weit. Schiedsrichter Sascha Stegemann, der die Partie der Dortmunder in Bochum pfiff, sieht sich und seine Familie offenbar „sehr konkreten“ Drohungen ausgesetzt. Der 38 Jahre alte Unparteiische erklärte in der Sport1-Sendung „Doppelpass“, „dass ich mich leider dazu veranlasst gesehen habe, entsprechend Strafantrag zu stellen, und jetzt auch zeitliche Schutzmaßnahmen im Raum stehen“.

Die Szene, die die Meisterschaft entscheiden könnte: BVB-Stürmer Adeyemi wird von Bochums Soares gefoult. Elfmeter gab es dennoch nicht.
Die Szene, die die Meisterschaft entscheiden könnte: BVB-Stürmer Adeyemi wird von Bochums Soares gefoult. Elfmeter gab es dennoch nicht. Team 2/imago

Die Dortmunder Bosse, allen voran Hans-Joachim Watzke, verurteilten in einem Statement die Drohungen. Stegemann selbst hatte am Tag nach dem Spiel bereits zugegeben, einen Fehler gemacht zu haben, sprach über das Einsteigen von Bochums Danilo Soares gegen Karim Adeyemi von einem „klaren Strafstoß“.

Stegemann hätte sich gewünscht, die Szene nochmals anzuschauen – doch der VAR schritt nicht ein. Videoassistent Robert Hartmann habe die Aktion geprüft und sei zu dem Ergebnis gekommen, „dass es sich nicht um eine klare und offensichtliche Fehlentscheidung handelt“.

DFB setzt Schiedsrichter aus NRW und VAR aus Bayern ein

Und hier wittern viele Fans den eigentlichen Skandal: Hartmann kommt aus Bayern und ist für den bayerischen Fußballverband tätig. Schnell machte im Internet ein Foto von Hartmann bei einer Fortbildungs-Veranstaltung bayerischer Schiedsrichter mit einem Geschenk mit dem Schriftzug des FC Bayern München die Runde. Maximal unvorteilhaft!

BVB-Trainer Edin Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl (r.) waren nach dem 1:1 beim VfL Bochum sauer auf Schiedsrichter Sascha Stegemann.
BVB-Trainer Edin Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl (r.) waren nach dem 1:1 beim VfL Bochum sauer auf Schiedsrichter Sascha Stegemann. Laci Perenyi/imago

ZDF-Experte und Ex-Schiedsirchter Manuel Gräfe, der mit dem DFB sowieso im Clinch liegt, kritisierte auf Twitter: „Als Schiedsrichter muss man vorbereitet, darf aber nicht voreingenommen sein. Wenn der Schiedsrichter aus Nordrhein-Westfalen (Stegemann kommt aus Niederkassel, d. Red.) und der VAR aus Bayern kommt, schafft die Ansetzung unnötige Drucksituationen.“

Robert Hartmann sofort wieder als VAR im Einsatz

Während auch viele Experten die Ansetzung für mindestens fragwürdig hielten, findet der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer diese unproblematisch: „Das sind für mich so Verschwörungstheorien.“ Schließlich wohne Hartmann im Allgäu und somit weiter entfernt von München als Hauptschiedsrichter Sascha Stegemann (Niederkassel) von Dortmund. Aha!

Dennoch gibt Kinhöfer immerhin zu, dass der Hauptfehler bei der strittigen Elfmeterszene „eindeutig“ bei Videoschiedsrichter Hartmann liege.

Robert Hartmann war beim Spiel des BVB beim VfL Bochum der VAR und übersah sehr zur Freude des FC Bayern eine klare Fehlentscheidung.
Robert Hartmann war beim Spiel des BVB beim VfL Bochum der VAR und übersah sehr zur Freude des FC Bayern eine klare Fehlentscheidung. Sven Simon/imago

Das DFB-Chaos ging sogar noch weiter und brachte auch Sky-Experte Lothar Matthäus auf die Palme. Denn Hartmann war direkt nach dem Freitagabendspiel am Sonnabend beim Zweitliga-Duell Magdeburg gegen den Hamburger SV (3:2) wieder im Einsatz – und sorgte direkt für die nächste strittige Szene. Schiedsrichter Harm Osmers entschied zu Beginn der zweiten Halbzeit beim Stand von 1:1 auf Elfmeter für den HSV, doch Hartmann schritt als Videoschiedsrichter ein, obwohl es sich nicht um eine klare Fehlentscheidung handelte. Osmers nahm nach Betrachtung der TV-Bilder seinen Elfmeterpfiff zurück.

Sascha Stegemann will nach Drohungen „die Dinge sacken lassen“

Dass Hartmann nach dem Freitag-Skandal direkt wieder im Einsatz war, kann Matthäus nicht verstehen. „Den nehme ich nach dem Spiel am Freitag erst mal raus. Er ist ja nach dieser Diskussion psychisch auch angekratzt. Aber er wird wieder eingesetzt und trifft wieder eine Entscheidung, die für mich nicht hundertprozentig nachvollziehbar ist.“

Viel Ärger also wegen mangelndem Fingerspitzengefühl beim DFB. Stegemann will nach den Drohungen „die Dinge sacken lassen“ und sich „Gedanken dazu machen, ob eine Pause Sinn macht oder ob es nicht sogar besser ist, sofort weiterzumachen“.

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